Faszination Bulli: Die Geschichte eines Kult-Autos
1950 begann die Produktion des VW-Bullis, mehr als 13 Millionen Modelle wurden verkauft. Besonders zur Urlaubs- und Campingzeit ist das Kultauto wieder extrem beliebt. Seine Zukunft ist elektrisch.
Handwerker-Fahrzeug, praktischer Transporter der Nachkriegszeit, Hippie-Mobil, Großraum-Limousine: Wohl kaum ein Auto hat im Laufe der Jahrzehnte so viele Rollen übernommen wie der VW Bulli. Begonnen hat die Geschichte des Kult-Autos 1947: Bei einer Besichtigung des VW-Werks in Wolfsburg inspizierte der niederländische Autohändler Ben Pon einen improvisierten Hubwagen, den die Arbeiter ausschließlich für den werksinternen Transport nutzten. Der simple Plattenwagen diente Pon als Inspiration. Der Kaufmann erkannte eine Marktlücke und fertigte eine Skizze an, aus der wenig später der weltweit erste Bulli wurde.Am 8. März 1950 liefen im VW-Stammwerk in Wolfsburg die Bänder für die Produktion des damaligen T1 an.
Seitdem wurde das kastenförmige Modell in sieben Generation weiterentwickelt - von denen nach VW-Angaben weltweit mehr als 13 Millionen Stück verkauft wurden. Der T7 ist seit Ende 2021 auf dem Markt.
Bulli-Produktion wechselt von Wolfsburg nach Hannover
Gebaut wird der Bulli vorwiegend in Hannover: In Wolfsburg war bereits Mitte der 1950er-Jahre die Kapazitätsgrenze für die Bulli-Produktion erreicht. 80 Fahrzeuge wurden in Wolfsburg neben dem VW Käfer pro Tag produziert, 330 wären nötig gewesen. Der Transporter sollte deshalb nach dem Willen von VW ein eigenes Werk bekommen. 200 Städte und Gemeinden bewarben sich als Standort. Am Ende bekam die Landeshauptstadt mit der rund 1,1 Millionen Quadratmeter großen Fläche im Norden der Stadt den Zuschlag. Am 8. März 1956 rollte im VW-Werk im Stadtteil Stöcken erstmals ein Bulli vom Band.
VW Bulli wird zum Spaßgefährt der Jugendkultur
Während in der jungen Bundesrepublik zunächst seine Funktion als Arbeitspferd und Handwerkerfahrzeug in den Wirtschaftswunder-Jahren im Mittelpunkt stand, schworen die Hippies in den 1960er- und 1970er-Jahren auf ihn als Flower-Power-Auto. In den USA wurde der Bulli in dieser Zeit zum Spaßgefährt der Jugendkultur. Jeder dritte Bulli der T2-Generation (1967 bis 1979) aus deutscher Produktion wurde in die Vereinigten Staaten exportiert. Heute gilt der Bulli bei vielen weiter als Kult-Auto. Darüber hinaus kommt das Modell als Großraum-Limousine ebenso zum Einsatz wie als Mini-Caravan, seriöser Firmenwagen oder Sammeltaxi.
Strategische Bedeutung für VW-Konzern
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg hat der Bulli auch eine strategische Bedeutung für den Konzern, wie Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen, anlässlich des 70. Bulli-Geburtstags im Jahr 2020 erläuterte. Der Wagen sei ein "Vorbild für fast alle Wettbewerbsfahrzeuge im Kleinbus-Segment" gewesen. Für VW sei er das "Brot-und-Butter-Auto der Nutzfahrzeuge", so Reindl.
Bulli-Nachfolger wird in Hannover gebaut
Ab dem Jahr 2024 soll der traditionelle VW-Transporter nicht mehr in Hannover gebaut werden. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf elektrisch betriebenen Fahrzeugen. So rollt der Kleinbus ID.Buzz dort bereits vom Band - für Liebhaber sogar im Retro-Look der 60er-Jahre. "Er ist ein Lebensgefühl, das Gestalt angenommen hat: der ID.Buzz, unser neuer Bus für das Elektro-Zeitalter", wirbt VW auf seiner Homepage. Die neuen Modelle sind Teil der Strategie, für die der weltgrößte Autokonzern bis zum Jahr 2024 rund 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität investiert. VW setzt hohe Erwartungen in den Bulli-Nachfolger. Der ID.Buzz sei eine "wichtige Säule in der Elektro-Offensive".