Lag Atlantis einst vor Helgoland? Einer Theorie auf der Spur

Stand: 24.03.2025 09:32 Uhr

Der Bordelumer Pastor Jürgen Spanuth war der festen Überzeugung, dass sich das sagenumwobene Atlantis einst vor Helgoland befand. Gegen seine These gab es heftigen Widerstand von Kieler Professoren.

von Karl Dahmen

Es gibt Geschichten, in denen die Leidenschaft einen Menschen antreibt, um mit viel Hingabe seine Ideen zu verfolgen, gegen alle Widerstände. Eine davon ist die Suche des Bordelumer Pastors Jürgen Spanuth nach dem sagenumwobenen Atlantis.

Ein historisches Foto zeigt einen älteren Herrn auf einer Bank sitzen. © privat
Pastor Jürgen Spanuth mit Funden seiner Atlantis-Expedition.

Der Pastor aus dem Kreis Nordfriesland studiert intensiv historische Schriften - Platon und vor allem ägyptische Quellen. Er veröffentlicht dann eine Theorie: dass Atlantis sich in der Nordsee befunden und ein Kometeneinschlag letztlich zum Untergang des Königreiches geführt habe. Sein Buch "Das enträtselte Atlantis" von 1953 wird ein internationaler Bestseller und in viele Sprachen übersetzt.

These von Atlantis mit Bezug zu Wikingern aufgestellt

Spanuth vertritt in seinem Buch unter anderem die These, dass die von dem griechischen Philosophen Platon beschriebene Burg von Atlantis auf dem Steingrund vor Helgoland liege. Dazu konstruiert er eine komplizierte, aber plausible Faktenkette, die vor allem auf Funden an einem Tempel des Pharaonen Ramses III. gründet: Auf der Tempelwand sind in seinen Augen Drachenschiffe und Krieger mit Hörnern am Helm zu sehen, die für ihn aus Atlantis stammen.

Sponsoren ermöglichen ihm professionelle Tauchgänge vor der Nordseeinsel, begleitet von der deutschen Wochenschau. Und tatsächlich holen dabei Taucher Steine vom Grund empor, die Spanuth für Zeugnisse des alten Atlantis hält.

Frühes Beispiel von Unterwasserarchäologie

Der Unterwasserarchäologe Fritz Jürgens ist beeindruckt von dem großen Aufwand, der 1953 betrieben wird. Der Zweite Weltkrieg ist nicht einmal zehn Jahre her und gleich mehrere Schiffe gehen auf Expeditionsfahrt. Die Untersuchungen gehören sicher zu den ersten unterwasserarchäologischen Forschungen in Schleswig-Holstein, noch vor den Tauchgängen bei Haithabu.

Fritz Jürgens attestiert Spanuth eine wissenschaftliche Forschungsweise, um Atlantis vor Helgoland zu finden. Für ihren Vater, sagt seine Tochter Elisabeth Gradl Meier-Ewert, sei es wohl auch ein Abenteuer gewesen, aber vor allem hatte er die feste Überzeugung, Atlantis finden zu können.

Der "heiße Kampf" mit den Professoren

Seine Thesen erregen international Aufmerksamkeit. Die Professoren der Universität Kiel laden deshalb Jürgen Spanuth zu einer Podiumsdiskussion nach Kiel ein. Der Pastor hat die Hoffnung, mit seinen Thesen die Akademiker der Christian-Albrechts-Universität zu überzeugen. Vor mehr als 1.000 Zuhörerinnen und Zuhörern kommt es zu einem "heißen Kampf", wie die "Zeit" damals schreibt. Dieser gleicht in den Augen seiner Tochter eher einer Hinrichtung.

Zwölf Professoren sammeln Gegenbeweise und lassen ihm keine Chance. Jeder Spezialist seiner Fachrichtung zerreißt die Thesen von Jürgen Spanuth. Er selbst kommt kaum zu Wort. Für Fritz Jürgens ein Kampf von zwölf gegen einen. Der Pastor ist ein Außenseiter im Wissenschaftsbetrieb und das lassen ihn die Professoren spüren.

Jürgen Spanuth: Ein Amateur gegen Akademiker

Als die ältere Schwester, die den Vater begleitet, später Elisabeth vom Abend erzählt, ist sie erschüttert. Die Schwester meint, die Professoren wollten den Vater vor allem fertigmachen, ihm den Unterschied von Akademiker und Amateur aufzeigen. Elisabeth sagt, dass ihr Vater den Wortführer der Professoren, den Geologen Karl Gripp, später verklagt habe. Dieser soll vor Gericht zugegeben haben, die Bücher von Spanuth gar nicht gelesen zu haben. Als Theologe hätte Spanuth doch keinen Zugang zur Wissenschaft, sondern nur zur Fantasterei, soll Gripp gesagt haben.

Bis an sein Lebensende bleibt Jürgen Spanuth bei seiner These vom Atlantis in der Nordsee. Laut Fritz Jürgens ist das heute wissenschaftlich nicht haltbar und durch archäologische Forschungen widerlegt. Auch die Nähe zu rechten Verschwörungsmythen hält er für bedenklich. Seine Tochter ist dennoch stolz auf den Vater, der gegen alle Widerstände an seiner Überzeugung festgehalten hat.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 23.03.2025 | 19:30 Uhr

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