VIDEO: Europäisches Hansemuseum feiert zehnjähriges Jubiläum (1 Min)

Lübeck: Sehenswürdigkeiten in der Stadt an der Trave

Stand: 17.02.2025 15:36 Uhr

Gotische Kirchen, enge Gassen, moderne Museen: Lübeck lockt mit einem riesigen Kulturangebot, die Altstadtinsel zählt zum UNESCO-Welterbe. Gleich drei Nobelpreisträger brachte die Hansestadt hervor.

von Irene Altenmüller, NDR.de

Lübeck entkommt man nicht. Selbst wer die Stadt an der Trave nie besucht hat, kennt zumindest einige ihrer Wahrzeichen: das weltbekannte Marzipan oder die berühmte Stadtsilhouette mit den sieben Türmen, die zum Frühstück vom Marmeladenglas grüßt. Oder auch das Holstentor, das auf vielen deutschen Zwei-Euro-Münzen prangt. Wer die Altstadt vom Bahnhof aus betritt, passiert zunächst das imposante Tor mit seinen zwei trutzigen Wehrtürmen.

Hinter dem mächtigen Backsteinbau führt eine Brücke über die Trave auf die Altstadtinsel, die mit ihren rund 1.800 denkmalgeschützten Gebäuden, den verwinkelten Gängevierteln und historischen Gassen zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Mächtig ragen die Türme von St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und des Lübecker Doms empor, allesamt bedeutende Kirchen der Backsteingotik.

Lübecks Rathaus: Ein steinernes Märchen

Schmuckfassade des Lübecker Rathauses. © Fotolia Foto: aterrom
Schmuckstück des Lübecker Rathauses aus dem 13. Jahrhundert ist die Schauwand mit Aussparungen.

Von der 50 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform auf dem Turm der Petrikirche kann man sich einen guten Überblick über die Altstadt verschaffen. Von dort schweift der Blick über ein Meer aus roten Dachziegeln und Backstein - bei schönem Wetter bis nach Travemünde und zur Ostsee. Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Petri schwer zerstört und erst 1987 vollständig wieder aufgebaut. Seither dient die Kirche als Kulturstätte für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte.

Nur wenige Schritte entfernt liegt Lübecks Marktplatz mit dem Rathaus. Es gilt als eines der schönsten und ältesten Rathäuser Deutschlands und ist eigentlich ein Ensemble verschiedener Bauteile, von denen die ältesten noch aus dem 13. Jahrhundert stammen. Auffallend ist die spätgotische Schauwand mit ihren runden Löchern und der später angebauten Renaissance-Laube auf der Marktseite. Ein historischer Reisebericht bezeichnete das Lübecker Rathaus einmal als "steinernes Märchen".

Kirchen in Lübeck - Machtsymbole in Backsteinform

Blick auf die Lübecker Marienkirche. © NDR Foto: Thorsten Phillips
Die Marienkirche steht an höchster Stelle der Altstadtinsel, ihr Turm kann auf Führungen besichtigt werden.

Macht und Selbstbewusstsein des Lübecker Bürgertums fanden ihren sichtbaren Ausdruck aber nicht nur im Rathaus, sondern auch in der direkt neben Markt und Rathaus erbauten Marienkirche. Mit ihrem fast 40 Meter hohen Hauptschiff und den beiden 125 Meter hohen Türmen ist sie eine der größten Kirchen Deutschlands und die erste, bei der die gotische Formensprache in Backstein statt Naturstein umgesetzt wurde. Die monumentale Ratskirche sollte ein sichtbares Gegengewicht zum romanischen Dom am Südzipfel der Altstadtinsel darstellen, der die Macht des Bischofs verkörperte und die Marienkirche in der Höhe noch um einige Meter übertrifft.

Die Aegidienkirche, die Kirche der Handwerker und Kämmerer, und die Jakobikirche runden das Ensemble imposanter Backsteinarchitektur ab. Als Kirche der Schiffer und Seefahrer beherbergt St. Jakobi in einer Seitenkapelle das Wrack eines Rettungsbootes des 1957 gesunkenen Segelschulschiffes "Pamir". Nur sechs der 86 Seemänner überlebten die Katastrophe.

Lübecks idyllische Hinterhof-Oasen

Blick in den Füchtlingshof, ein altes Gängeviertel in der Lübecker Altstadt. © imago images/imagebroker Foto: Torsten Krüger
In den Gängevierteln lebten früher arme Leute. Heute sind Wohnungen in den stillen Hinterhöfen begehrt.

Trotz der geballten Ladung Backsteinpracht wirkt Lübecks Altstadt nie museal. Das verdankt die Stadt einer städtebaulichen Besonderheit, die einst aus einer Zwangslage entstand: Mit dem Aufstieg zur mächtigen Hansestadt nahm auch die Bevölkerung stark zu. Der Bauplatz innerhalb der Stadtmauern verknappte sich und so entstanden für die ärmere Bevölkerung auf den hinteren Teilen der Grundstücke in Höfen und Gängen schmale, niedrige Häuser, sogenannte Buden. In diesen Gängevierteln, die oft nur durch niedrige Torbögen zu erreichen waren, herrschte früher drangvolle Enge. Typische Beispiele für diese Gänge finden sich rund um die Engelsgrube. Sie verdankt ihren Namen nicht etwa den himmlischen Heerscharen, sondern den englischen Schiffen, die am unteren Ende der Straße festmachten.

Komfortabler waren die Häuser der Stiftshöfe, die reiche Bürger für Handwerker-, Schiffer- oder Kaufmannswitwen in den Hinterhöfen einrichteten. Heute sind die kleinen Häuser der Gänge und Höfe liebevoll restauriert. Viele Fassaden sind mit Efeu oder Kletterrosen bewachsen, vor den Eingängen laden Holzbänke zwischen Pflanzkübeln mit Margeriten und Hortensien zum Träumen ein - stille, verwunschene Oasen inmitten der Stadt.

Buddenbrookhaus und Thomas Mann

Das Buddenbrookhaus in Lübeck © picture alliance / Arco Images Foto: F. Scholz
Das Buddenbrookhaus in Lübeck gehörte einst den Großeltern von Thomas Mann.

Dagegen wohnten die wohlhabenden Bürger direkt an den Straßenfronten in eleganten Häusern mit gotischen, barocken und klassizistischen Fassaden. Ein Beispiel ist das Buddenbrookhaus in der Mengstraße. In dem repräsentativen klassizistischen Bau, der den Großeltern des Literaturnobelpreisträgers Thomas Manns gehörte, spielen wesentliche Szenen des berühmten Romans. Heute ist das Haus ein Museum. In der Ausstellung erfahren Besucher Wissenswertes über die berühmte Schriftsteller-Familie und ihren bekanntesten Sohn, Thomas Mann.

Günter Grass und Willy Brandt - zwei weitere Nobelpreisträger

Die Hansestadt Lübeck kann sich noch zweier weiterer Nobelpreisträger rühmen. Das Günter-Grass-Haus in der Glockengießerstraße widmet sich dem bekannten Schriftsteller, dessen Wahlheimat die Hansestadt war, und zeigt unter anderem Druckgrafiken und Skulpturen des 2015 verstorbenen Literaturnobelpreisträgers.

Nur wenige Schritte weiter, in der Königstraße, vermittelt das Willy-Brandt-Haus Eindrücke vom Leben und Wirken des 1992 verstorbenen früheren Bundeskanzlers, der in ärmlichen Verhältnissen in Lübeck aufwuchs und 1971 den Friedensnobelpreis erhielt.

Lebendiges Lübeck: Museen und Konzerte

Außenfassade und Eingang des Europäischen Hansemuseums © Europäisches Hansemuseum Foto: Thomas Radbruch
Das Europäische Hansemuseum lässt Besucher wichtige Ereignisse der Handelsbundes miterleben.

Etliche weitere Museen warten in Lübeck auf einen Besuch. Gemälde und Plastiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter Werke von Caspar David Friedrich und Edvard Munch, sind in den klassizistischen Kaufmannshäusern Behnhaus und Drägerhaus ausgestellt.

Das Museumsquartier St. Annen beschäftigt sich mit der Geschichte der Hansestadt vom Mittelalter bis heute und zeigt bedeutende Kunstgegenstände aus verschiedenen Epochen. Speziell der Hansezeit ist das Europäische Hansemuseum gewidmet. In dem modernen Neubau ist eine archäologische Grabungsstätte integriert, die Reste der alten Lübecker Burg zeigt.

Mit der Natur und Geologie der Region beschäftigt sich das Museum für Natur und Umwelt direkt hinter dem Dom. Ein Highlight sind die mehr als zehn Millionen Jahre alten Walskelette. Weitere Museen, die einen Besuch lohnen, sind das Figurentheater & Museum Kolk 17, das sich noch im Umbau befindet, sowie das Industriemuseum Herrenwyk. Wer sich für historische Schiffe interessiert, kann außerdem einen Abstecher zum Museumshafen an der Untertrave einplanen.

Bekannt ist Lübeck außerdem für eine rege Musikszene. Klassische und moderne Konzerte finden unter anderem in der Musik- und Kongresshalle, der MuK, statt, darunter auch alljährlich das Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Weitere Informationen
Der Puppenhof mit Skulpturen im St. Annen-Museum. © St. Annen-Museum/Fotoarchiv Lübeck

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Traditionsrestaurant "Schiffergesellschaft"

Bei allem Augen- und Ohrenschmaus sollte bei einem Stadtrundgang aber auch der Magen nicht zu kurz kommen. Wer sich nicht bereits mit Lübecker Marzipan den Bauch vollgeschlagen hat, findet im ehemaligen Versammlungshaus der Seefahrer, der "Schiffergesellschaft", regionale Küche. Am Eingang des historischen Backsteinbaus fällt der Blick auf zwei Medaillons mit zwei Schiffen - eins im Wind, eins gegen ihn. Darunter steht die in Lübeck gern zitierte Maxime: "Allen zu gefallen, ist unmöglich". Die eigentliche "Schiffergesellschaft", die das Restaurant verpachtet, gibt es noch heute. Aufgenommen wird, wer das "Kapitänspatent auf Großer Fahrt" besitzt.

Travemünde - Lübecks maritimer Stadtteil

Die Viermastbark Passat und ein Containerschiff im Hafen von Travemünde © NDR Foto: Nathalie Komaromi
Neben der hübschen Altstadt hat Travemünde einen modernen Teil am Priwall, wo die "Passat" liegt.

Kulturell und kulinarisch bestens gesättigt, kann der Besucher zum geruhsamen Teil des Städtetrips übergehen. Nur etwa zehn Kilometer entfernt bietet sich das Dummersdorfer Ufer für einen Verdauungsspaziergang mit Blick aufs Wasser an.

Von dort ist man schnell in Travemünde, Lübecks Badewanne und Bühne zur Ostsee. Die lange Strandpromenade lädt zum Flanieren ein. Vom Strandkorb aus blickt man den großen Fähren hinterher, die in Richtung Skandinavien auslaufen oder von dort kommen - Travemünde ist einer der größten Fährhäfen Europas. Und so klingt der Besuch Lübecks und seiner "schönsten Tochter", wie Reiseführer das Ostseebad Travemünde gern nennen, ganz entspannt aus.

Karte: Die Lübecker Altstadt

Weitere Informationen
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