Ein Totenkopf-Schild mit der Aufschrift "Fruktose" steht neben Brötchen und anderen Nahrungsmitteln. © NDR

Gefahr Fruktose: Zu viel Fruchtzucker ist ungesund

Stand: 08.03.2023 10:00 Uhr

Säfte und Smoothies enthalten von Natur aus Fruchtzucker, auch Fruktose genannt. Auch als Zusatzstoff ist er beliebt, nicht nur in Süßwaren. Warum man mit Fruktose aufpassen sollte.

Ein Totenkopf-Schild mit der Aufschrift "Fruktose" steht neben Brötchen und anderen Nahrungsmitteln. © NDR
Fruchtzucker ist bei der Lebensmittelindustrie beliebt - nicht nur als Süßungsmittel.

Versteckte Zucker in Lebensmitteln sind ein Problem, da sind sich Ärzte und Ernährungswissenschaftler einig. Insbesondere mit Fruktose (Fruchtzucker) angereicherte Nahrungsmittel sind in Mengen ungesund und verantwortlich für Übergewicht, Fettleber und erhöhte Blutfettwerte, außerdem für Gichtanfälle.

Fruchtzucker ist entgegen der landläufigen Annahme nicht gesünder als Haushaltszucker. Im Gegenteil, er macht in dreierlei Hinsicht dick:

  • Fruktose wird ohne Umwege in Fett umgewandelt und in den Fettdepots gespeichert
  • Fruktose verhindert die Fettverbrennung bei gleichzeitig vermehrtem Fettaufbau
  • Fruktose blockiert das Sättigungsgefühl.

Fruktose wird vielen Lebensmitteln zugesetzt

Woraus besteht Zucker?

Einfachzucker sind einzelne Zuckermoleküle. Oft liegen Zuckermoleküle in der Natur als Paare oder längere Ketten vor: Man nennt das Zweifach- oder Mehrfachzucker. Der herkömmliche Haushaltszucker, der aus Zuckerrüben und Zuckerrohr hergestellt wird (Saccharose), ist so ein Zweifachzucker: Er besteht aus den beiden Einfachzuckern Fruktose und Glukose. Milchzucker (Laktose) besteht aus einem Molekül Glukose plus einem Molekül Galaktose. Alle Zweifach- und Mehrfachzucker spaltet unser Verdauungssystem in einzelne Moleküle, die dann verstoffwechselt werden.

Fruchtzucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate und zählt ebenso wie Traubenzucker (Glukose) zu den sogenannten Einfachzuckern (Monosaccharide). Hinsichtlich der Kalorienmenge unterscheiden sich die Fruktose und Glukose nicht voneinander: Sie liefern beide vier Kilokalorien pro Gramm.

Reine Fruktose ist allerdings doppelt so süß wie reine Glukose. Daher wird sie von der Lebensmittelindustrie besonders gerne zum Süßen eingesetzt - und zwar oft in Form von mit Fruktose angereichertem Sirup aus Maisstärke. Fruchtzucker ist zudem preisgünstiger in der Herstellung als Haushaltszucker und wirkt geschmacksverstärkend.

Fruchtzucker in Obst und Gemüse ist für den Körper besser

Auch Früchte enthalten Fruktose, außerdem kommt sie in fast allen Gemüsesorten vor - allerdings im Vergleich zum Obst in wesentlich geringeren Mengen. Beispiele für den Fruchtzucker-Gehalt pro 100 Gramm Frucht/Gemüse:

  • Apfel: 6 Gramm
  • Weintrauben: etwa 8 Gramm
  • Rosinen: 33 Gramm
  • Brokkoli: etwa 1 Gramm.

Drei Säfte werden in drei Gläser gefüllt. © Fotolia Foto: Tunedin
Fruchtzucker wird auch Getränken zugesetzt.

Fruchtzucker ist jedoch nicht gleich Fruchtzucker. Für den menschlichen Körper ist es entscheidend, ob er in Form einer Frucht oder als Bestandteil eines Schokoriegels, Fertiggerichts oder eines gesüßten Getränks geliefert bekommt.

Der Fruktosegehalt von Fruchtsäften ist im Vergleich zu den unverarbeiteten Früchten deutlich höher, da in den Säften die Ballaststoffe fehlen. Generell sind frische und naturbelassene Nahrungsmittel den industriell hergestellten vorzuziehen, da sie außerdem wertvolle Bestandteile wie Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralien enthalten. Besondere Vorsicht ist bei gesüßten Getränken geboten. Sogenanntes Functional Food, zum Beispiel Wellnessdrinks, enthält mit bis zu 40 Gramm pro Liter zum Teil sehr große Mengen an Fruchtzucker.

Wie Fruchtzucker im Körper wirkt

Zucker ist der wichtigste Brennstoff unserer Zellen. Die Körperzellen bevorzugen allerdings Glukose zur Energiegewinnung. Glukose gelangt mithilfe des Hormons Insulin schnell aus dem Blut in die Zellen. Sie wird dort aktiv, also unter Energieverbrauch, eingeschleust. Fruktose kann dagegen nur über Umwege zur Energieproduktion genutzt werden. Schon im Darm wird sie von Menschen unterschiedlich gut und vor allem langsamer als Glukose resorbiert: Sie strömt entlang eines Konzentrationsgefälles passiv und ohne Energieverbrauch aus dem Darm in die Zellen der Darmschleimhaut ein, um von dort aus ins Blut zu gelangen. Mit dem Blut gelangt sie in die Leber und wird dort zu Fett umgebaut. Ein Großteil des auf die Weise entstandenen Fettes gelangt zurück in den Blutkreislauf. Es erhöht so die Blutfettwerte und wird in den Fettdepots eingelagert. Ein Teil wird auch direkt in der Leber eingespeichert.

Übermäßiger Fruktosekonsum macht krank

Ein junger Mann schaut sich Zutaten auf einer Verpackung an. © picture-alliance/ ZB Foto: Ronald Bonß
Sicherheit über den Fruktosegehalt in Fertiggerichten gibt ein Blick auf die Zutatenliste.

Studien haben bestätigt, dass sich eine erhöhte Fruktoseaufnahme ungünstig auf den Stoffwechsel auswirkt und die Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 begünstigt. Außerdem steigert die erhöhte Zufuhr von Fruktose das Risiko für Bluthochdruck und Gicht. Auch eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung, die an Mäusen durchgeführt wurde, hat den Zusammenhang zwischen Fruktosekonsum und Übergewicht belegt. Er beruht auf einer Beeinflussung des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. In einer Untersuchung an Menschen konnte gezeigt werden, dass Fruktose vom Körper sehr viel schneller in Körperfett umgewandelt wird als Glukose.

Fruktose mindert Sättigungsgefühl

Fruktose führt zudem zu einem geringeren Sättigungsgefühl. Normalerweise ist das Hormon Leptin dafür verantwortlich, dem Gehirn zu vermitteln, ob die Fettdepots ausreichend gefüllt sind. Leptin wird in den Fettzellen gebildet. Sind ausreichende Fettreserven vorhanden, hemmt Leptin das Hungergefühl. Ein übermäßiger Fruktosekonsum führt allerdings zu einer Leptinresistenz. Das bedeutet, dass die Signalübertragung des Sättigungsgefühls nicht mehr funktioniert und das Sättigungsgefühl ausbleibt.

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 13.03.2023 | 21:00 Uhr

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