Mundgeruch: Woher kommt er und was hilft?
Etwa jeder Vierte hat Mundgeruch (Halitosis). Aber da die meisten Menschen lieber Abstand halten, statt ihr Gegenüber auf den schlechten Atem aufmerksam zu machen, bleiben die Betroffenen oft lange ahnungslos.
Unsere Nase gewöhnt sich an ständig vorhandene Geruchsmoleküle. Eine Halitosis beginnt in aller Regel nicht plötzlich, sondern nimmt langsam zu. Die Nase hat daher reichlich Zeit, sich an den Geruch zu gewöhnen und ihn auszublenden. Die meisten empfohlenen Selbsttests, wie das Ablecken des Handrückens und anschließendem Schnuppern an der eingespeichelten Stelle, funktionieren daher nicht.
Mundgeruch prüfen: Im Selbsttest und mit Messgerät
Wer selbst testen möchte, ob er oder sie Mundgeruch hat, kann den Plastiktütentest machen: Dafür durch die Nase einatmen und durch den Mund gleichmäßig in eine Tüte ausatmen. Die Tüte verschließen und nach 15 Minuten öffnen und daran schnuppern. Wer dabei einen fauligen Geruch bemerkt, hat Mundgeruch.
Zuverlässiger ist es, eine Vertrauensperson um ein ehrliches Urteil zu bitten, oder eine Mundgeruch-Sprechstunde beim Zahnarzt aufzusuchen. Hier kommt eine künstliche Nase zum Einsatz, das sogenannte Halimeter. Das Gerät funktioniert wie ein kleiner Staubsauger, sammelt die Schwefelmoleküle in der Atemluft ein und zählt sie.
Woher kommt Mundgeruch?
Halitosis kann Symptom einer Parodontitis, also einer Entzündung des Zahnhalteapparats, sein. Im schlimmsten Fall kann die zum Verlust von Zähnen führen. Auch Karies und Zahnfleischentzündungen, Abszesse und Pilzinfektionen oder Entzündungen der Mandeln, des Rachens oder der Nasennebenhöhlen können sich durch Mundgeruch bemerkbar machen. Meist ist die Ursache aber viel harmloser und schnell gefunden.
Anders als viele Menschen annehmen, kommt der schlechte Geruch meist nicht aus dem Rachen oder Magen, sondern zu 90 Prozent direkt aus dem Mund. Verantwortlich sind anaerobe Bakterien. Diese brauchen keinen Sauerstoff, um zu überleben, und machen es sich dort gemütlich, wo sie von der Zahnbürste nicht behelligt, werden: in den Zahnzwischenräumen, am Zahnersatz und auf der Zunge. Nach dem Essen zersetzen die Bakterien die Zuckerreste der Nahrung und scheiden dabei übelriechende Schwefelverbindungen aus.
Riecht der Atem nach Nagellackentferner, kann dafür eine Fastenkur oder der Verzicht auf Kohlenhydrate verantwortlich sein. Denn bekommt unser Körper keinen Zucker, verbrennt er stattdessen Fett – und bildet in der Leber sogenannte Ketonkörper, die den Körper mit der Atemluft verlassen.
Was hilft gegen Mundgeruch?
Das erste Mittel gegen Halitosis ist viel Flüssigkeit: Wer den Mund nach dem Essen mit ganz normalem Wasser spült, entfernt damit Essensreste und auch Bakterien aus dem Mundraum. Und genauso wichtig: Die Mundschleimhaut bleibt gut befeuchtet. Das macht es Bakterien schwer, sich einzunisten. Aber nicht nur Wasser, sondern auch unser Speichel spült Bakterien weg. Und davon produzieren unsere Speicheldrüsen 0,5 bis 1,5 Liter pro Tag. Mundgeruch haben daher vor allem Menschen, die einen trockenen Mund haben. Das kann übrigens auch an übermäßigem Kaffeegenuss liegen, da Koffein die Speichelproduktion hemmt. Auch Medikamente können zu einem trockenen Mund und zu Mundgeruch führen. Das gilt zum Beispiel für Antihistaminika sowie Arzneimittel gegen Depressionen, Bluthochdruck, Inkontinenz, Parkinson oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen.
Zahnzwischenräume beim Putzen nicht vergessen!
Das A und O bei Mundgeruch ist allerdings die richtige Zahnhygiene: Mit einer sogenannten Solobürste lassen sich Zahnflächen reinigen, die der große Bürstenkopf nicht erreicht. Um Bakterien in Zahnzwischenräumen keine Brutstätten zu geben, sollte man nicht nur morgens und abends gründlich Zähne putzen, sondern mindestens einmal am Tag auch die Zwischenräume mit passenden Interdentalbürsten reinigen. Sie sind in unterschiedlichen Größen erhältlich, um für jeden Zahnzwischenraum eine gründliche Reinigung zu ermöglichen.
Mundwasser: Ein zweischneidiges Schwert
Anti-bakterielle Mundwasser sollten nicht unkritisch eingesetzt werden. Mundspülungen aus der Drogerie überdecken den Geruch nur kurzweilig, bekämpfen ihn jedoch nicht auf Dauer. Spülungen aus der Apotheke mit dem Wirkstoff Chlorhexidin dagegen töten die Bakterien ab. Allerdings töten sie nicht nur die für den Mundgeruch verantwortlichen Bakterien ab, sondern auch die nützlichen, die wichtig für die Abwehr von Krankheiten und für eine gesunde Mundflora sind. Zudem kann Chlorhexidin Zähne verfärben, Zahnstein fördern und das Geschmacksempfinden beeinflussen. Die meisten Bakterien befinden sich übrigens auf der Zunge und lassen sich mit der Zahnbürste oder einem speziellen Zungenkratzer auch mechanisch entfernen.
Das Kauen eines Kaugummis oder das Lutschen eines Bonbons erhöhen zwar den Speichelfluss und können andere Gerüche überdecken, aber sie wirken nur solange, bis der Drops gelutscht oder das Gummi gekaut ist. 30 Minuten später ist der Mundgeruch wieder da. Es gibt aber Lebensmittel, die anaerobe Bakterien zumindest kurzfristig verdrängen können, weil sie sogenannte Probiotika enthalten. Diese Bakterien stecken in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut oder Kimchi, aber auch in Naturjoghurt. Eine chinesische Studie hat gezeigt, dass Probiotika wahrnehmbar schlechten Atem für mindestens vier Wochen reduzieren können.
Expertinnen und Experten zum Thema