Morbus Waldenström: Seltenes Lymphom stört Blutbildung

Stand: 15.01.2024 17:42 Uhr

Morbus Waldenström ist eine seltene Form von Blutkrebs, aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Betroffen sind vor allem ältere Männer. Frauen und Jüngere erkranken seltener.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Bei einem Morbus Waldenström entartet zunächst eine sogenannte B-Zelle und beginnt, sich unkontrolliert zu vermehren. B-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die als Produzenten von Antikörpern eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Die beim Morbus Waldenström entstehenden Zellklone vermehren sich in Knochenmark, Milz, Leber und Lymphknoten und produzieren große Mengen funktionsloser Antikörper (Paraproteinämie). Seltener können auch weitere Organe wie Augen oder Gehirn betroffen sein. Durch die Überproduktion der Antikörper kann es zu Durchblutungsstörungen, Entzündungen (z.B. Kryoglobulinämie) und Ablagerungen in den Gefäßen (Leichtkettenamyloidose) kommen.  

 Welche Symptome kennzeichnen Morbus Waldenström? 

Die Erkrankung führt zu vielfältigen, aber unspezifischen Symptomen. Zu den ersten, oft milden Krankheitszeichen gehören Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, erhöhte Blutungsneigung, neurologische Symptome wie zum Beispiel Schwindel, Polyneuropathie, Kribbeln in den Fingern, Sensibilitätsstörungen in den Armen und Beinen, sowie Durchblutungsstörungen aufgrund der Verdickung des Blutes. Weitere mögliche Symptome sind Blutarmut (Anämie), Blutgerinnungsstörungen, Herzbeschwerden oder auch Hörstörungen und Sehstörungen bis zur Erblindung. Es gibt aber keine spezifischen Anzeichen, an denen sich die Krankheit eindeutig erkennen lässt. 

Diagnose über Blut- und Knochenmarkuntersuchungen 

Oft wird die Erkrankung zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt, wenn ein auffällig erhöhter Eiweißgehalt im Blut festgestellt wird. Die Diagnostik von Morbus Waldenström erfolgt anhand von klinischen Symptomen, Blut- und Knochenmarkuntersuchungen. Entscheidend für die Diagnosesicherung ist die feingewebliche Untersuchung des Knochenmarks. Mithilfe bildgebender Verfahren wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) wird die Beteiligung weiterer Organe abgeklärt.  

Behandlung: Blutwäsche oder Chemotherapie 

Von Morbus Waldenström Betroffene werden nur bei Symptomen oder einem deutlich erhöhten Antikörperspiegel behandelt, der zu einer Blutverdickung (Hyperviskositätssyndrom) führt. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert und umfassen heute die sogenannte Immunchemotherapie, Blutwäsche (Plasmapherese) und verschiedene Chemotherapien, die je nach individuellem Gesundheitszustand und Begleiterkrankungen der Betroffenen eingesetzt werden.  

Lebenserwartung bei Morbus Waldenström meist normal 

Die Erkrankung schreitet langsam fort - eine Heilung von Morbus Waldenström ist allerdings auch mit den neuen Therapieoptionen nicht möglich. Die Lebenserwartung ist unter fachgerechter Behandlung in der Regel normal, wobei eine Therapie häufig erst nach mehreren Jahren des beobachtenden Abwartens eingeleitet wird. 

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