Stand: 07.04.2020 20:15 Uhr

Coronavirus: Was Krebskranke jetzt wissen müssen

Eckart Laack
"Ich glaube, dass wir das schaffen", sagt der Onkologe Prof. Eckart Laack im Visite Interview.

Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 kann bei Menschen mit Vorerkrankungen zu schweren Verläufen von Covid-19 führen. Worauf sollten Krebskranke in Corona-Zeiten achten? Und welche erkrankten Personen sind besonders betroffen? Darüber hat Visite mit dem Onkologen Prof. Dr. med. Eckart Laack gesprochen.

Welche Krebspatienten sind durch das neuartige Coronavirus besonders gefährdet?

Eckart Laack: Besonders vorsichtig müssen Patienten sein, die eine akute Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs haben, aber auch Patienten mit erniedrigten weißen Blutkörperchen oder mit einem Mangel an Antikörpern. Ihnen fehlen Zellen der körpereigenen Abwehr, um den Körper gegen Viren und Bakterien zu schützen.  

Dürfen Angehörige von Krebspatienten derzeit noch in Ihre Praxis?

Laack: Im Moment bitten wir die Angehörigen und Begleitpersonen, nicht mit in die Praxis zu kommen, um das Risiko zu minimieren. Ganz seltene Ausnahmen sind Patienten, die bettlägerig sind oder die, bei denen es eine Sprachbarriere gibt. Voraussetzung ist, dass kein Risikoprofil besteht, also kein Husten, kein Fieber.

Können derzeit alle Krebstherapien wie geplant durchgeführt werden?

Laack: Derzeit können wir alle Patienten therapieren, die eine Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immuntherapie benötigen. Auch Patienten mit einer neuen Diagnose werden behandelt.

Erwarten Sie in den kommenden Wochen Abstriche bei der Therapie, zum Beispiel bei OP-Kapazitäten, Intensivbetten und medizinischem Personal?

Laack: Ich glaube, dass wir das schaffen. Die Therapie könnte sich vielleicht in einigen Fällen um ein paar Tage verzögern. Das wäre aber nicht schlimm. Ich mache mir da um die Krebspatienten keine Sorgen.

An wen können sich Patienten wenden, wenn eine onkologische Praxis wegen Quarantäne schließen muss?

Laack: Im Fall einer Quarantäne in unserer Praxis würden die Therapien in anderen Praxen stattfinden. Die Patienten brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir sind in Hamburg gut vernetzt, haben eine hohe Dichte von onkologischen Praxen.

Was raten Sie Patienten, die ihre Krebstherapie so gut vertragen, dass Sie unter normalen Umständen sogar arbeiten würden: Zur Arbeit gehen oder krankschreiben lassen?

Laack: Wer zurzeit unter einer Chemotherapie oder Strahlentherapie steht, sollte sich krankschreiben lassen, denn das Immunsystem ist geschwächt.

Sollten sich Krebspatienten jetzt noch gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen?

Laack: Im Moment ist die soziale Distanzierung entscheidend. Krebspatienten sollten zu Hause bleiben und nicht in Arztpraxen gehen, um sich impfen zu lassen. Denn dort halten sich andere Patienten mit Infekten der oberen Atemwege auf.

Wie weit sollten sich Krebspatienten und ihre Ehepartner jetzt isolieren?

Laack: Entscheidend ist: Wie hoch ist das Infektionsrisiko für den Patienten, aber auch für den jeweiligen Ehepartner? Hilfreich wäre es, wenn Freunde oder Nachbarn für das Paar einkaufen könnten. Wenn das nicht geht, sollte der Ehepartner früh morgens einkaufen, wenn im Geschäft noch relativ wenig los ist. Wichtig dabei: Abstand halten - an der Kasse, am Geldautomaten, beim Bezahlen, beim Tanken.

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Visite | 07.04.2020 | 20:15 Uhr

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