Eine Person in medizinischer Kleidung und Handschuhen tastet bei einem sehr übergewichtigem Mann den Bauch ab. © fotolia.com Foto: David Ebener

Corona: Übergewicht erhöht Risiko für schweren Covid-19-Verlauf

Stand: 15.03.2021 17:35 Uhr

Adipositas ist ein bekannter Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf: Menschen mit erheblichem Übergewicht (BMI über 30) haben ein erhöhtes Risiko, bei einer Corona-Infektion schwer zu erkranken oder gar zu sterben.

Eine aktuelle US-Studie zeigte, dass Übergewicht und Adipositas das Risiko für eine Klinikbehandlung und die Notwendigkeit einer maschinellen Beatmung "dosisabhängig" erhöhen. Demnach stieg das Risiko bei einer Adipositas Grad I (BMI 30-34,9 kg/m2) um 35 Prozent, bei einer Adipositas Grad II (BMI 35-39,9) um 51 Prozent und bei einer Adipositas Grad III (BMI 40 bis 45) um 71 Prozent. Bei einem BMI über 45 war das Risiko sogar um 108 Prozent erhöht, also mehr als verdoppelt. Damit ist das Risiko eines starken Übergewichts vergleichbar mit dem eines hohen Lebensalters oder einer schweren Lungenerkrankung.

Dass eine Adipositas einen schweren Verlauf von Covid-19 begünstigt, hat mehrere Gründe. Als Ursachen werden die chronischen Entzündungsreaktionen im inneren Fettgewebe vermutet. Außerdem ist die Lungenfunktion durch exzessives Fettgewebe, das die Ausdehnung der Lunge behindert, gestört.

Übergewicht ist eine unterschätzte Volkskrankheit

67 Prozent der Männer in Deutschland und 53 Prozent der Frauen sind übergewichtig - mit jedem Kilo steigen die damit verbundenen Folgeerkrankungen und sinkt die Lebenserwartung. Die Adipositas habe sich mittlerweile zu einer Volkskrankheit entwickelt und werde dennoch seit Jahren vernachlässigt, klagen Experten. Noch immer sei sie nicht als chronische Krankheit anerkannt. Dabei sei längst bekannt, dass die Betroffenen ihre Krankheit in aller Regel nicht ohne professionelle Hilfe in den Griff bekommen können. Abnehmen sei ein lebenslanger Kampf, der sich nur mit individuell angepassten, modernen Behandlungsstrategien gewinnen lasse. Doch passende Behandlungsangebote seien noch immer Mangelware.

Corona-Pandemie verschärft das Problem

Die Corona-Pandemie scheint dieses Problem sogar zu verschärfen. Die Menschen bleiben mehr zu Hause und bewegen sich kaum noch. Viele sind auf sich allein gestellt und verfallen in alte Essgewohnheiten. Spätestens jetzt in der Pandemie brauchen adipöse Menschen Hilfe. Sinnvoll können die Beratungsangebote von Selbsthilfegruppen, Ernährungsmedizinern oder bei sehr starkem Übergewicht auch die Vorstellung in einem Adipositaszentrum sein.

 

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Visite | 16.03.2021 | 20:15 Uhr

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