Corona-Schnelltests: Wie sicher erkennen sie Omikron?
Wer herausfinden möchte, ob er sich mit dem Coronavirus infiziert hat, greift zunächst meist auf einen Schnelltest zurück. Doch nicht alle Tests entdecken Infektionen zuverlässig - vor allem die Omikron-Variante wird häufiger übersehen.
Seit Wochen laufen die Labore für PCR-Tests am Anschlag, die Flut der Proben aufgrund der vielen Neuinfektionen ist für sie schlicht nicht mehr zu bewältigen. Selbst in einem eigentlich gut versorgten Land wie Deutschland reichen die Kapazitäten für so viele PCR-Tests nicht aus. Die müssen deshalb nun priorisiert werden und bleiben zunächst vor allem medizinischem Personal vorbehalten.
Paul-Ehrlich-Institut schätzt Schnelltests auch bei Omikron als geeignet ein
Für die meisten Menschen sind Schnelltests zu Hause oder im Testzentrum dann die praktikabelste Möglichkeit herauszufinden, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Wer eine offizielle Bescheinigung für die 2G-Plus-Regelung benötigt, muss den Schnelltest in einem der Testzentren durchführen lassen.
Auch bei Omikron werden noch sehr viele Infektionen mit den Schnelltests erkannt, denn die weisen das sogenannte Nukleokapsid-Protein im Inneren des Virus nach. Anders als das stark mutierte Spike-Protein auf der Virushülle unterscheidet sich dieses Protein bei Omikron nur geringfügig von früheren Varianten. Deshalb schätzt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die Schnelltests auch bei Omikron als geeignet ein.
Studie: Schnelltests weniger sensitiv für positive Omikron-Proben
Einer vorläufigen Studie zufolge, die die Sensitivität von Schnelltests auf das Omikron-Virus im Vergleich zu früheren Varianten untersucht, sind die Schnelltests allerdings weniger sensitiv für Omikron oder maximal im Bereich der ersten Virusvariante 2020. So kommt es leichter vor, dass zumindest einige Schnelltests auch hoch positive, infektiöse Betroffene übersehen. Fünf der insgesamt sieben untersuchten Antigentests wiesen im Vergleich zur Delta-Variante eine geringere Sensitivität auf. Das heißt, sie haben positive Proben schlechter erkannt.
Paul-Ehrlich-Institut prüft Zuverlässigkeit von Schnelltests
Das Paul-Ehrlich-Institut untersucht zurzeit, welche Tests auch bei Omikron zuverlässig sind. Die Ergebnisse sollen Mitte Februar vorliegen. Auf der Homepage des Instituts steht bisher eine im Dezember veröffentlichte Liste mit den Tests, die für die vorherigen Varianten als empfehlenswert deklariert wurden. Insgesamt sind in Deutschland rund 600 Antigen-Schnelltests zugelassen, für die Liste wurden 245 untersucht. 199 bestanden den Test des Paul-Ehrlich-Instituts, 46 fielen durch. Da das PEI nicht für die Zulassung von Schnelltests zuständig ist und Tests EU-weit zugelassen werden, können die als unzuverlässig eingestuften Tests jedoch weiterhin in Deutschland verkauft werden.
Wer unterwegs wissen möchte, ob der Schnelltest beim Discounter oder der Drogerie die Anforderungen des Paul-Ehrlich-Instituts erfüllt, kann dies auch mobil auf schnelltesttest.de prüfen. Das Online-Tool nutzt die Daten des PEIs.
Kritik an Liste des Paul-Ehrlich-Instituts
Experten kritisieren allerdings die dabei angelegten Kriterien des PEI als viel zu lax, denn für eine Empfehlung mussten die Tests nur bei einer sehr hohen Viruslast mindestens 75 Prozent aller positiven Abstriche erkennen. Das führe dazu, dass in der Liste sowohl Tests aufgeführt werden, die bei sehr hoher Viruslast 100 Prozent der Infektionen erkennen, als auch welche, die diese nur zu 88 Prozent entlarven. Noch größer sind die Unterschiede bei hoher Viruslast: Sie liegen zwischen knapp 80 und gerade mal 26 Prozent.
Omikron erkennen: Rachenabstrich sinnvoll
Viele Tests reagieren erst, wenn bereits sehr viele Viren im Rachen vorhanden sind. Deshalb ist das Timing beim Testen entscheidend: Zwischen einer niedrigen und einer sehr hohen Viruslast können bei Omikron nur wenige Stunden liegen, weil es sich im Rachenraum viel schneller vermehrt als vorherige Varianten. Wer also morgens negativ getestet wurde, kann nachmittags bereits hochinfektiös sein. Um eine Corona-Infektion mit Schnelltests sicherer nachweisen zu können, müssen diese daher häufiger, mindestens einmal täglich durchgeführt werden.
Auch die Art der Probengewinnung spielt eine wichtige Rolle, denn Omikron scheint im Rachen früher nachzuweisen sein als in der Nase. Viele Schnelltests sind auch für den Rachenabstrich zugelassen. Ob ein Test für den Rachenabstrich geeignet ist, lässt sich bereits an der Verpackung erkennen. Wer unsicher ist, kann in der Apotheke nachfragen. Bei der Probenentnahme sollte man darauf achten, den Abstrich von der Rachenhinterwand zu nehmen - und nicht nur von der Wange.
Schnelltests schlagen bei Geimpften häufig erst spät an
Zudem scheinen die Tests bei geimpften Probanden erst anzuschlagen, wenn sie bereits Symptome aufweisen. Das liegt allerdings daran, dass das durch die Impfung vorbereitete Immunsystem früher auf die eindringenden Viren reagiert und dabei Abwehrreaktionen wie Schnupfen, Schmerzen und Müdigkeit verursacht. Bei Ungeimpften dauert es dagegen länger, bis sie sich krank fühlen, während die Virusproduktion bereits auf Hochtouren läuft. Daher kann es sein, dass bei Geimpften erst nach ein paar Tagen genug Viren im Körper sind, damit Schnelltests darauf reagieren.
Vorsicht bei Erkältungssymptomen
Wer aufgrund von Erkältungssymptomen einen Schnelltest macht, kann bei einem Negativbefund also nicht unbedingt davon ausgehen, kein Covid-19 zu haben und sollte sich isolieren und den Test in den nächsten Tagen wiederholen. Dann können Schnelltests helfen, Infektionsketten zu unterbrechen - auch wenn sie nicht jede Infektion erkennen. Grundsätzlich gilt: Je häufiger man sich - am besten unterschiedlichen - Schnelltests unterzieht, desto wahrscheinlicher wird eine Infektion auch entdeckt.
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