Blutspenden: So groß ist der Mangel an Blutkonserven
Jetzt finden reihenweise OPs statt, die wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden. Die Krankenhäuser sind voll, Blutkonserven werden dringend benötigt. Doch die Lager der Blutspendedienste sind leer.
Eine große Operation am Herzen, an der Hüfte, ein Unfall oder eine Geburt - wenn dabei ein Mensch viel Blut verliert, hängt sein Leben davon ab, dass ausreichend Blutkonserven zur Verfügung stehen. Doch jetzt warnt das Deutsche Rote Kreuz: Die Regale in den zentralen Lagern der Blutspendedienste sind leer. Die Situation sei zurzeit sehr angespannt.
So gebe es für manche Blutgruppen gerade mal Vorräte für einen halben Tag. Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf kommen beispielsweise seit dem Auslaufen der Corona-Maßnahme Ende März etwa 25 Prozent weniger Menschen zur Blutspende. Auch bundesweit fehlen Blutspender.
Blutkonserven maximal 42 Tage haltbar
Das ist gerade jetzt besonders schwierig, denn die Kliniken sind voll wie lange nicht. OPs, die wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden, werden jetzt nachgeholt. Und fast jeder Operateur fragt vor einer OP Blutkonserven an - für den Fall, dass es Komplikationen gibt. Es kann also sein, dass bald Eingriffe abgesagt werden müssen, weil im Notfall nicht genügend Blutkonserven zur Verfügung stehen. Das Problem: Blutkonserven halten sich maximal 42 Tage. Deshalb muss ständig Nachschub kommen.
33 Prozent aller Menschen in Deutschland wären geeignet Blut zu spenden, weil sie gesund sind und im richtigen Alter. Doch tatsächlich sind nur 4 Prozent Blutspender. Und im Moment kommt noch ein Faktor dazu: In den vergangenen Wochen durften viele Menschen, die sich sonst regelmäßig zur Verfügung stellen, nicht spenden. Der Grund: Corona. Wer erkrankt ist, darf vier Wochen danach kein Blut spenden.
Blut lässt sich nur durch Blutkonserven ersetzen
Blut transportiert alles, was wir zum Leben brauchen. Wenn nicht genug Blut im Körper ist, werden die Organe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Menschen können dann innerhalb kürzester Zeit sterben. Und Blut lässt sich durch nichts anderes ersetzen, als durch aufbereitete Blutkonserven.
Aus Spenderblut werden Blutprodukte gemacht. Dafür wird das Blut in einer Zentrifuge in seine Bestandteile aufgeteilt. Danach haben sich Plasma, Blutplättchen und rote Blutkörperchen voneinander getrennt. Aus den Blutkörperchen wird die Blutkonserve. Sie wird vor allem nach Unfällen und bei OPs mit großem Blutverlust gebraucht. Die Blutplättchen (Thrombozyten) sind für die Blutgerinnung zuständig und werden vor allem für Krebspatienten benötigt, die selber keine Thrombozyten mehr produzieren können. Thrombozyten halten sogar nur vier Tage. Das Blutplasma wiederum enthält Antikörper, die gegen Krankheitserreger wirksam sind.
Planbare OPs: Patientinnen und Patienten spenden Blut
Weil es immer wieder zu Engpässen bei Blutkonserven kommt, versuchen Ärzte in Kliniken überall Blutkonserven so sparsam wie möglich einzusetzen. Bei planbaren OPs spenden Patientinnen und Patienten wenn möglich in den Tagen vorher ihr eigenes Blut, damit sie während der OP nicht auf Spenderblut angewiesen sind. Das hat auch den entscheidenden Vorteil, dass man das eigene Blut natürlich am besten verträgt. Denn Spenderblut ist immer auch ein Fremdkörper für den Organismus und kann zu Abwehrreaktionen führen.
Es gilt also, so wenig Fremdblut wie möglich zu nutzen. Deshalb wird in vielen OPs auch bei Operationen mit großem Blutverlust ein sogenannter Cell Saver eingesetzt: ein "Sauger", der alle Flüssigkeiten während der OP vom Tisch absaugt, reinigt, filtert und so das verlorene Blut schon während der OP dem Patienten wieder zugeführt werden kann.
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