Beschwerden nach einer Magenverkleinerung behandeln
Nach der operativen Herstellung von Magen-Bypass oder Schlauchmagen tritt öfter das Dumping-Syndrom auf. Andere Beschwerden hängen mit der schlechteren Nahrungsverwertung zusammen.
Mehrere Tausend Menschen jährlich begeben sich freiwillig unter das Messer mit dem Ziel, viel Gewicht zu verlieren: Sie lassen sich den Magen zu einem Schlauch verkleinern oder einen Magen-Bypass legen. Durch die Magenverkleinerung wird die Menge der Nahrungsaufnahme reduziert - beim Schlauchmagen auf etwa 200 Milliliter, beim Magen-Bypass auf etwa 15 Milliliter. OPs zur Magenverkleinerung sind inzwischen der zweithäufigste geplante chirurgische Eingriff an deutschen Kliniken.
Beim Magen-Bypass hat diese Prozedur zwei gewünschte Folgen: Zum einen ist der Restmagen rasch gefüllt - Operierte fühlen sich sehr schnell satt. Zum anderen kann der verkürzte Dünndarm nicht mehr so viel Energie aus der Nahrung aufnehmen. Beides führt zu einer schnellen Gewichtsabnahme: Binnen eines Jahres verlieren die Operierten oft zwei Drittel ihrer überschüssigen Pfunde. Damit bessern sich auch Folgekrankheiten des Übergewichts wie etwa Arthrose, Bluthochdruck oder Diabetes.
Probleme nach einer Magenverkleinerung
Doch Nutzen und Risiken sollten sorgfältig abgewogen werden. Denn es drohen auch lebenslange Folgen, die weniger erfreulich sind: Vier von fünf Operierten haben dauerhafte und ganz erhebliche Beschwerden. Sodbrennen, Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Völlegefühl, auch Nährstoffmangel und Muskelschwund treten häufig auf. Sie können zu extremer Schlappheit führen.
Zwei Drittel aller Patienten lernen nach der Magenverkleinerung außerdem das sogenannte Dumping-Syndrom kennen: Der Speisebrei stürzt unkontrolliert vom Magen in den Dünndarm. Dadurch strömt viel Wasser auf einmal aus den Blutgefäßen in den Darm, und der Blutdruck fällt ab. Schwindelattacken sind die Folge.
Verkürzter Verdauungsweg bei Magen-Bypass
Zusätzlich kommt es beim Magen-Bypass zu einer Mangelverdauung auf der künstlich verkürzten Darmpassage. Denn der Darm hat unterschiedliche Aufnahmebereiche für die einzelnen Nährstoffe - bestimmte Bereiche passiert der Nahrungsbrei aber nun nicht mehr. Welches Teilstück bei der OP kurzgeschlossen und welches "trockengelegt" wird, entscheidet der Arzt jeweils individuell, es hängt vom BMI des Patienten und der Gesamtlänge seines Dünndarms ab.
Erst in den tieferen Darmabschnitten kann die Verdauung nun durch die Aufspaltung der Nahrungsbestandteile beginnen. Dem Blut stehen somit weniger Nahrungsbausteine zur Verfügung, mehr unverdaute Nahrung wird in den Dickdarm befördert. Vor allem fetthaltige Nahrung wird schlechter aufgenommen, einige Betroffene bemerken dies durch Fettstühle. Zuckerhaltige Nahrung dagegen kann in größeren Mengen unangenehme Empfindungen wie Schweißausbrüche und Übelkeit auslösen.
Essen und Trinken trennen
Wichtigste Regel nach einer Magenverkleinerungs-OP: Essen und Trinken müssen komplett voneinander getrennt werden. Operierte sollten 30 Minuten vor dem Essen oder mindestens 30 Minuten nach dem Essen trinken, und zwar am besten schluckweise. Ein Strohhalm hilft, die Trinkmenge zu dosieren: Optimal sind zehn mittelgroße Gläser, gut über den Tag verteilt.
Öfter essen und auf genügend Eiweiß achten
Nach der OP muss die Nahrungsaufnahme passend dosiert werden: Für den kleinen Magen gibt es etwa vier bis sechs Mahlzeiten. Eiweiß sollte die Basis der Ernährung sein - mageres Fleisch, fetter Fisch, Milchprodukte, Eier und Hülsenfrüchte. Das ist wichtig, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken, der durch die massiv verringerte Kalorienzufuhr droht. Als Snack für Zwischendurch geeignet sind Eier, fettarme Käsewürfel oder Vollkornbrot mit Putenbrust - alles eiweißhaltig.
Reichlich Bewegung ist unabdingbar, um die Muskelmasse zu erhalten. Denn ein Verlust von Skelettmuskelmasse führt leicht zu früherer Gebrechlichkeit.
Es geht nicht ohne Nahrungsergänzungsmittel
Rechnung tragen müssen Operierte auch der veränderten Nährstoff-Situation. Bei Menschen mit Schlauchmagen kann Nährstoffmangel aufgrund der deutlich reduzierten Nahrungsmenge eintreten. Nach einer Magen-Bypass-OP ist ein Mangel sogar noch wahrscheinlicher: Da unser Darm für alle Mikronährstoffe - etwa Vitamin D, Mineralstoffe wie Kalzium und Spurenelemente wie Eisen oder Jod - einen ganz speziellen Aufnahmebereich hat und nach einem Magen-Bypass Teilbereiche des Dünndarms von der Nahrung nicht mehr passiert werden, fehlen dem Körper Spurenelemente und Vitamine. Sie müssen als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden, also in Tablettenform. Das bewahrt vor bleibenden Nervenschäden, Knochenbrüchen, Blutarmut und anderen Schäden.