Eine Ärztin überreicht in ihrem Sprechzimmer ihrem Patienten einen Zettel mit Untersuchungsergebnissen. © picture alliance / Westend61 | Ok Shu Foto: Ok Shu

Arztsuche: Worauf sollten Patienten achten?

Stand: 26.07.2024 13:31 Uhr

Sympathisch, gut erreichbar und kompetent - so wünschen sich Patienten und Patientinnen ihre Arztpraxis. Wie man die richtige Behandlung findet und schneller an Termine kommt.

Die Erwartungen an eine gute Arztpraxis können sehr unterschiedlich sein: Während die einen ein zugewandtes Gespräch bevorzugen und dafür gern etwas länger warten, muss es für andere vor allem schnell gehen und die Praxis sollte nicht zu weit vom eigenen Wohnort entfernt sein.

Doch die fachliche Kompetenz einer Ärztin oder eines Arztes ist für Laien oft nur schwer zu beurteilen. Experten raten deshalb dazu, auf andere wichtige Faktoren zu achten - wie Empathie und eine verständliche Sprache. Geht es um die Wahl der Therapie, sollte ein guter Arzt seine Patienten über alle sinnvollen Optionen sowie deren Vor- und Nachteile aufklären. Auch gute Hygienestandards in den Praxisräumen, Terminplanung sowie eine gute Erreichbarkeit können Anhaltspunkte sein.

Freie Arztwahl - Patienten dürfen wechseln, aber wer zahlt?

Wer mit seinem aktuellen Arzt unzufrieden ist, dem steht es frei, einen anderen aufzusuchen: In Deutschland dürfen Patienten ihren Arzt frei wählen. Wer gesetzlich versichert ist, sollte aber darauf achten, einen Kassenarzt zu wählen - also einen Arzt, der seine Leistungen direkt mit der Krankenkasse abrechnet. Zwar dürfen auch gesetzlich Versicherte Privatärzte aufsuchen, müssen dann aber die Kosten selbst tragen.

Warum nehmen manche Ärzte keine Patienten auf?

Kassenärzte sind verpflichtet, gesetzlich Versicherte aufzunehmen. Allerdings dürfen sie Patienten ablehnen, wenn die Praxis bereits überlastet ist und keine freien Termine mehr hat.

Wer keinen Termin bei einem Facharzt bekommt, kann sich von der Terminservicestelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung weiterhelfen lassen. Diese ist telefonisch unter der Rufnummer 116117 zu erreichen. Patienten benötigen einen sogenannten Vermittlungscode, der auf der Überweisung, beispielsweise vom Hausarzt, steht. Die Terminservicestelle hat dann eine Woche Zeit, einen Termin zu finden, der wiederum innerhalb der nächsten vier Wochen stattfinden muss. Gelingt es nicht, einen Termin beim Facharzt anzubieten, muss die Terminservicestelle einen ambulanten Behandlungstermin im Krankenhaus vermitteln.

Langes Warten auf Facharzttermine

Gesetzlich Versicherte warten auf einige Facharzt-Termine im Schnitt doppelt so lange wie Privatversicherte: Nämlich 25 statt nur zwölf Tage. Das ist das Ergebnis einer Studie des RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Cornell Universität aus dem Jahr 2020. Grund sind unterschiedliche Vergütungssysteme: Mit der Behandlung von Privatpatienten verdienen Fachärzte häufig mehr.

Dennoch seien die Wartezeiten im internationalen Vergleich auch für gesetzlich Versicherte gering, betont die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Laut einer Versichertenbefragung von 2021 hätten nur 27 Prozent der Befragten länger als drei Wochen auf einen Facharzttermin warten müssen. Alle anderen seien schneller oder sogar sofort behandelt worden. Für Menschen mit akuten Schmerzen oder Sorgen können drei Wochen allerdings sehr lang sein. Und manche warten sogar Monate auf einen Termin.

Offene Sprechstunde

Bei akuten Beschwerden können Patienten auch ohne Termin oder Überweisung während der offenen Sprechstunde eine Arztpraxis aufsuchen. Viele Fachärzte (zum Beispiel HNO-, Augen- oder Hautärzte) sind verpflichtet solche Akutsprechstunden anzubieten. Nachteil für Patienten sind die manchmal langen Wartezeiten und die Tatsache, dass die Ärzte oftmals nur wenig Zeit haben. Für eine Ersteinschätzung der medizinischen Dringlichkeit der Beschwerden ist die offene Sprechstunde aber hilfreich.

Entlastung der Arztpraxen

Tatsächlich gehen die Deutschen vergleichsweise viel zum Arzt, nämlich durchschnittlich etwa zehn Mal pro Jahr. Die skandinavischen Länder kommen mit einer deutlich geringeren Zahl an Arztkontakten aus. Die Schweden zum Beispiel gehen durchschnittlich nur drei Mal pro Jahr zum Arzt und haben auch keine schlechtere Lebenserwartung als die Deutschen. Marcel Weigand von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland hält es daher für wichtig, die vielen Arzttermine zu reduzieren. Sinnvoll könnte es zum Beispiel sein, die telefonische Krankschreibung wieder zu ermöglichen - so wie zu Corona-Zeiten. Die Funktion der Mehrfachverordnung beim elektronischen Rezept erspart chronisch Kranken den Weg in die Arztpraxis in jedem Quartal. Patienten können damit für vier Quartale ihre Dauermedikation verordnet bekommen.

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