Alkoholsucht kann durch Trauma ausgelöst werden
Frühe Traumata erhöhen das Risiko für Alkoholismus. Viele Menschen, die ein traumatisches Erlebnis hatten, entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Alkohol verschafft kurzfristig ein Gefühl von Erleichterung.
Das Glas Wein, der Drink zum Feierabend - in Deutschland herrscht eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol. Mehr als sechs Millionen Menschen trinken Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen. In der Gesellschaft hält sich hartnäckig das Bild vom Alkoholkranken, der das Extreme sucht und sich den Zwängen der Gesellschaft nicht unterordnen will.
Doch das - so Expertinnen und Experten - ist falsch: Die meisten Menschen trinken, um „zu funktionieren“. Nicht selten stecke ein Trauma dahinter, das zu psychischen Schwierigkeiten führe. Mit Alkohol oder anderen Drogen versuchen Betroffene, sich selbst zu medikamentieren. Diese Art der Selbstmedikation bahnt den Weg in die spätere Abhängigkeit.
Traumata in der Kindheit
Traumata, die häufig in Kindheit oder Jugend durchlebt wurden, können durch verschiedene Erlebnisse ausgelöst werden:
- physischer und emotionaler Missbrauch
- Gewalterfahrungen
- großes Unglück
- ein großer Verlust
- Momente, in denen sich Menschen hilflos und ausgeliefert fühlen
Entwicklung einer posttraumatische Belastungsstörung
Oft werden diese Erfahrungen zunächst verdrängt. Doch viele Menschen, die ein traumatisches Erlebnis hatten, entwickeln eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder eine andere psychische Störung, wie zum Beispiel Depressionen und Angstzustände. Wenn Betroffene dann zur Flasche greifen, bringt dies Erleichterung. Das Gehirn meldet: „Jetzt ist alles leichter, das will ich öfter.“
Die Erkenntnis, dass ein Trauma der Grund für die Alkoholsucht sein kann, bedeutet für viele Betroffene eine Entstigmatisierung. Viele haben bereits diverse Therapien hinter sich, die letztendlich aber nie erfolgreich waren, weil die Wurzel der Sucht, das Trauma, nicht bearbeitet wurde. Screeningverfahren und klinische Interviews bringen in der Regel die Diagnose.
Integrative Behandlung von Trauma und Sucht
Eine erfolgreiche Behandlung beider Störungen ist komplex. Entscheidend ist eine rechtzeitige Identifizierung und dann eine sogenannte integrative Behandlung. Wichtig ist dabei eine möglichst schnelle Reduzierung der Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung, da diese wesentliche Faktoren für einen Rückfall sind. Verschiedene Methoden kommen dabei zum Einsatz. Eine Abstinenz ist, anders als lange angenommen, keine Voraussetzung für eine Traumatherapie bei Alkoholanhängigen.
Expertinnen und Experten zum Thema