Abenteuer Diagnose: Morbus Still lässt das Immunsystem überreagieren
Der adulte Morbus Still (Still-Syndrom) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem aktiviert wird. Der Körper reagiert, als würde er eine Infektion bekämpfen. Symptome sind Fieber, Gelenkschmerzen und Hautausschläge.
Das Still-Syndrom des Erwachsenen (auf Englisch: Adult-Onset Still's Disease, AOSD) ist eine sehr seltene Erkrankung, die dem sogenannten Still-Syndrom beim Kind (Systemische juvenile idiopathische Arthritis, SJIA), der schwersten rheumatischen Erkrankung im Kindesalter, ähnelt.
Symptome des Morbus Still: Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen
Meist leiden die Betroffenen zunächst an einer schmerzhaften Rachenentzündung, wobei sich beim Blick in den Rachen aber keine Auffälligkeiten zeigen. Oft beginnt die Erkrankung als Fieber unklarer Ursache. Typisch für das Still-Syndrom im Erwachsenenalter sind drei Symptome:
- hohes Fieber, vor allem am späten Nachmittag
- Lachsfarbener Hautausschlag, der zusammen mit dem Fieber auftritt und nicht juckt.
- Gelenkschmerzen oder -entzündungen im weiteren Verlauf, ohne dass Rheumafaktoren und sogenannte antinukleäre Faktoren im Serum auffällig werden.
Diagnose: Laborwerte zeigen Entzündungen
Im Labor fallen Entzündungswerte (BSG, CRP) auf, oft sind die weißen Blutkörperchen vermehrt. Weitere mögliche Symptome sind vergrößerte Leber und Milz, geschwollene Lymphknoten und Entzündungen von Rippelfell und Herzbeutel.
Ursache und Verlauf des Morbus Still bei Erwachsenen
Ursache der Symptome ist zuerst eine überschießende Aktivität der Zellen der angeborenen Immunabwehr. Wenn die Erkrankung chronisch die Gelenke angreift, spielt im späteren Verlauf vorwiegend das erworbene Immunsystem eine Rolle. Eine gefährliche Komplikation des Morbus Still beim Erwachsenen ist der sogenannte Zytokinsturm. Dabei aktivieren Botenstoffe (Zytokine) die Fresszellen des Immunsystems im Übermaß, sodass gesundes Gewebe angegriffen wird. Die Auslöser der Erkrankung sind ungeklärt, möglich ist, dass Infektionen mit Viren oder Bakterien als Trigger beteiligt sind.
Therapie: Kortison und Antirheumatika können helfen
Zur Behandlung des Still-Syndroms werden hochdosiertes Kortison und moderne Antirheumatika eingesetzt, wie Wirkstoffe Canakinumab und Anakinra. Dabei handelt es sich um Antikörper, die gezielt die beim Still-Syndrom übersteigerte Aktivität des Botenstoffes IL-1 dämpfen.
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