Christian Bartelt (FDP): der ewige Direktkandidat im Wahlkreis 16
Auf Wahlzetteln zur Bundestagswahl ist er fast so etwas wie ein alter Bekannter. Seit 2005 tritt Christian Bartelt in Ostmecklenburg und Vorpommern immer wieder als Direktkandidat für die FDP an.
Freitagmittag in Spantekow, gelegen zwischen Anklam und Neubrandenburg. Zahnarzt Christian Bartelt behandelt seinen letzten Patienten an diesem Tag. Feierabend hat er danach nicht, denn es ist Wahlkampfzeit. Seit September 2023 sitzt er für die FDP im Bundestag - nachgerückt für einen Parteifreund. Mit seiner Zahnarzt-Praxis pausiert er deswegen nicht. Für den 48-Jährigen kam es nicht in Frage. Er führt sie seit 20 Jahren. "Sie ist meine wirtschaftliche Basis und ich habe Verantwortung meinen Mitarbeitern und Patienten gegenüber."
Hoffen auf den Wiedereinzug
Als Spitzenkandidat der FDP-Landesliste hofft Christian Bartelt auf seinen Wiedereinzug in den Bundestag. Es ist nicht sein erster Bundestagswahlkampf. Seit 2005 bewirbt er sich bei jeder Wahl um ein Direktmandat. Wohlwissend, dass es schwer ist. "Als Direktkandidat sind die Aussichten für die FDP nicht immer sonderlich gut."
Freiheit, Leistung, Eigenverantwortung
Es gehe ihm um die liberale Sache. "Für mich ist das die Freiheit eines jeden Einzelnen, Eigenverantwortung, Leistungsprinzip, ein schlanker, bürokratiearmer Staat, der sich auf seine Kernaufgaben konzentriert, aber mich ansonsten in meinem Leben in Ruhe lässt." Neben seinem Beruf und der Bundespolitik in Berlin, engagiert er sich auch im Kreistag Vorpommern-Greifswald.
Für Einhalten der Schuldenbremse
Vor seiner Zahnarzt-Praxis parkt ein kleiner Wahlkampfbus. Darauf Aufkleber mit FDP-Forderungen, wie die nach dem Festhalten an der Schuldenbremse. Für Christian Bartelt ein Kernpunkt liberaler Politik. Schon heute zahle Deutschland jedes Jahr 48 Milliarden Zinsen für bestehende Staatsschulden. "Wenn wir die noch weiter ausbauen, haben unsere Kinder keine Chance", sagt der dreifache Vater und setzt sich ans Steuer.
Einsatz für ländlichen Raum
Es geht nach Neubrandenburg. Dort wurde er geboren, dort besuchte er das Sportgymnasium. Später folgten das Studium in Greifswald und die Famulatur auf Jamaika. Im Bundestag versteht sich Christian Bartelt als Vertreter ländlicher Regionen. Es geht ihm um löchrige Funknetze, fehlende Ärzte. Er setze sich dafür ein, "dass nicht Politik für die Stadt gemacht wird. 65 Prozent der Bevölkerung leben im ländlichen Raum, in Mecklenburg Vorpommern quasi 100 Prozent. Klammern wir mal Rostock aus."
Diskussion über Ukraine
Auf dem Neubrandenburger Marktplatz helfen ein paar Jung-Liberale beim Aufbau eines Infostands. Wenig später spricht Christian Bartelt die ersten Passanten an. Manche erkennen das FDP-Logo und winken ab, andere bleiben stehen. Eine junger Mann möchte wissen, wie Bartelt zum Thema Ukraine steht. Er befürchtet, das weitere Waffenlieferungen den Krieg in die Länge ziehen und verweist auf stark gestiegenen Energiekosten. Der FDP-Mann fragt zurück: "Sollten wir wieder russisches Gas importieren? Um die Kriegsmaschinerie von Putin dadurch weiter zu finanzieren?" Bartelt ist dagegen und macht deutlich, dass er für weitere Ukraine-Hilfen ist.
Für Merz-Antrag - trotz AfD
Kontroversen Themen geht Christian Bartelt nicht aus dem Weg. Er steht zu seinem Abstimmverhalten im Bundestag. Als Friedrich Merz und die CDU dort ihre Anträge zur Migrationspolitik stellten und auch auf Stimmen der AfD setzten, ging ein Bruch durch die FDP-Fraktion. Manche Liberale stimmten dagegen, enthielten sich oder kamen erst gar nicht zur Abstimmung, "Ich habe beide Tage dafür gestimmt", sagt Christian Bartelt. "Über richtige Punkte nicht zu entscheiden, nur weil die Falschen mitstimmen? Dann sind wir am Ende der Demokratie."
Osten als Seismograf
Bei seiner Arbeit im Kreistag Vorpommern-Greifswald sehe er, das der Osten anders funktioniere. "Wir sind so ein bisschen der Seismograf und politisch etwas weiter. Weil wir es in der Kommunalpolitik müssen." Im Kreistag gäbe es ein Drittel "bürgerliche Mitte", ein Drittel Linke und ein Drittel AfD. "Wenn wir Dinge beschließen wollen, dann müssen wir eben damit leben, dass auch die AfD da mitstimmt." Für ihn ist klar: "Die AfD ist eine völkisch-nationale Partei und ich würde nie für einen Antrag, den sie selber stellen, stimmen. Aber dass sie unseren Anträgen zustimmen, damit kann ich durchaus leben."
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