Neubrandenburg: Sportlerinnen auf "Walk of Sport" geehrt
In Neubrandenburg sind am Sonnabendvormittag drei Sportlerinnen auf dem "Walk of Sport" für ihre internationalen Erfolge geehrt worden. Damit gibt es nun 15 Bronzeplatten für einst erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler der Stadt.
Mit der Kanutin Bärbel Madaus, Triathletin Anja Dittmer und Siebenkämpferin Anke Behmer wurden drei weitere einstige Medaillengewinnerinnen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften früherer Jahre geehrt. Bislang wurden bereits zwölf Sportler mit einer solchen Bronzeplakette im Zentrum gewürdigt. Die Auszeichnung soll Neubrandenburg als Sportstadt stärken und nach dem Vorbild von Hollywoods "Walk of Fame" Besucher in den Osten des Landes locken. Der Gehweg im Zentrum Neubrandenburgs, gegenüber der Stadtkirche, war am Sonnabendvormittag gut besucht - etwa 100 Angehörige der Geehrten und Gäste verfolgten die Zeremonie.
Kontroverse Diskussionen über die Arbeit Behmers für die Stasi
Die ehemalige Siebenkämpferin und Europameisterin Anke Behmer hatte fünf Jahre als inoffizielle Mitarbeiterin (IM) "Marion Albrecht" für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR gearbeitet. MfS-Offiziere hatten Anfang 1980 gezielt nach einer Quelle im erweiterten Olympiakaderkreis der Neubrandenburger Leichtathleten gesucht, um insbesondere Kenntnisse über das Freizeitverhalten der Athleten im Internat des SCN zu erhalten. Im Laufe dieser Tätigkeit fiel es ihr aber zunehmend schwer, ihre Trainingskameraden zu denunzieren. Behmer löste ihren Gewissenskonflikt und bat um die Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit 1986. Sie möchte selbst nicht über diese Vorgänge sprechen.
Der zweite Vorsitzende des Fördervereins vom Neubrandenburger Sportgymnasium, Andreas Alberts, hatte den "Walk of Sport" angeregt. Für ihn geht es um die Würdigung großer sportlicher Leistungen. Wenn im Fall Behmer Diskussionsbedarf bestehe, könne man an anderer Stelle darüber reden, sagt er: "Wenn etwas aufzuarbeiten ist, dann soll das gern geschehen. Für mich ist das Geschichte."
Stadtvertretung Neubrandenburgs ebenfalls für die Ehrung Behmers
Die Stadtvertretung Neubrandenburgs hatte hinter den kommunalpolitischen Kulissen heftig über die Biografie Behmers diskutiert. Gerade innerhalb der CDU gab es offensichtlich heftige Auseinandersetzungen. Aber schließlich wurde auch der Finanzierung für die Bronzeplatte von Anke Behmer mit großer Mehrheit zugestimmt. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) sagte dazu: "Wir beschäftigen uns mit allen Kapiteln unserer Geschichte. Das ist die Gedenkarbeit und Aufklärungs- und Forschungsarbeit. Hier geht es darum, sportliche Leistungen zu würdigen. Wer einen großen Titel gewonnen hat, der hat diese Ehrung hier auch verdient."
Kritiker von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus werfen der Stadt auch nach über 30 Jahren noch immer Geschichtsvergessenheit vor und fordern Reue der Täter von gestern: "Wer Aufarbeitung will, muss Reue zeigen. Dann sollte man mit der Presse auch über die Zeit sprechen", meint André Rohloff von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus. Anke Behmer sei nicht bereit dazu und wolle sich nicht ihrer eigenen Geschichte stellen, so Rohloff.
Die Stadt will offen und intensiv diskutieren
Das Wesen der Demokratie, so Witt weiter, könne unterschiedliche Meinungen aushalten. Neubrandenburg werde das auch weiter. Die Stadt werde offen und intensiv über die historischen Zusammenhänge von Doping und Stasi im Spitzensport in Neubrandenburg diskutieren. Dann sicher auch über die Biografie von Anke Behmer, sagt er. Aber nicht nur die.
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