Leif-Erik Holm (AfD): Spitzenkandidat mit neuem Bundestags-Wahlkreis
Er ist seit Jahren das Gesicht der AfD in Mecklenburg-Vorpommern: Leif Erik Holm steht - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung - seit fast zwölf Jahren an der Spitze der Landespartei. Und jetzt will er zum dritten Mal in den Bundestag gewählt werden
Grau ist er geworden, vielleicht auch etwas fülliger - für WhatsApp-Nachrichten auf dem Handy braucht er die Lesebrille. Ansonsten aber hat sich Leif-Erik Holm in seinen fast zehn Jahren als Berufspolitiker kaum verändert. Im Winterwahlkampf trägt er einen Schal in Parteifarben und an den Füßen nicht nur zwei Paar dicke Socken, sondern auch noch Extra-Einlagen aus Alpaka-Wolle. Holm hat es gerne kuschelig. An den Infoständen hört er geduldig zu, einem 86-Jährigen bescheinigt er mit Anerkennung in der Stimme, sich gut gehalten zu haben. Beide kommen auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen und Holm meint: "Die Amis kamen ja von der Elbe".
Rechtsextrem oder bürgerlich-konservativ?
Der 54-Jährige hat mittlerweile vier Kinder, was er seinen Anhängern auf jedem Parteitag stolz verkündet. Die teils offen rechtsextremen Positionen seiner Parteifreunde bemäntelt Holm immer wieder mit der Behauptung, die AfD sei "bürgerlich-konservativ". Dass ihn die rechtsextreme Junge Alternative unterstützt, ist für ihn kein Problem. Holm hat es in seiner Zeit als AfD-Landeschef im Nordosten immer wieder geschafft, Rechtsextremisten wie seinen ehemaligen Co-Vorsitzenden Dennis Augustin "auszuhalten", wobei dieses Aushalten weniger ein Erdulden und mehr ein Gewähren war.
Eine gehörige Portion Opportunismus
Erst als es nicht mehr ging und er die Mehrheit auf seiner Seite hatte, servierte Holm seine Gegner ab. So geschehen bei Augustin wegen dessen NPD-Vergangenheit, so auch passiert bei dem Co-Vorsitzenden Holger Arppe, nach dem Bekanntwerden von Gewaltphantasien. Viele gingen wie die Co-Parteichefs Bernhardt Wildt oder Matthias Manthei - Holm blieb. Parteifreunde, die es nicht so gut mit ihm meinen, bescheinigen dem Spitzenmann eine gehörige Portion Opportunismus und übergroße Beweglichkeit bei einmal getroffenen Zusagen. So behauptete er nach seiner Wahl in den Landtag im Jahr 2016, er werde "doch nicht gleich von der Fahne" gehen und in den Bundestag wechseln. Kurze Zeit später passierte genau das. Holm kandidierte für den Bundestag und kehrte der Landespolitik den Rücken.
Abwahl als Fraktions-Vize
Zwei Niederlagen hat der AfD-Politiker seit der vergangenen Wahl 2021 kassiert: In Schwerin scheiterte er in der Stichwahl im Juni 2023 für das Amt des Oberbürgermeisters. Und in der Bundestagsfraktion wählten ihn die eigenen Leute nicht mehr zum Fraktions-Vizechef - ein Parteikollege aus Westdeutschland bekam den Vorzug. Schade sei das gewesen, meint Parteichef Tino Chrupalla, der Holm dennoch lobt: "Seine Verlässlichkeit hat sich ausgezahlt, ich kenne ihn seit 2017, er hat immer gute Arbeit geleistet."
Schulterschluss mit Rechstextremem Höcke
Holm ist in der AfD keiner, der in der Öffentlichkeit die offen völkisch-nationalistischen Töne anschlägt. Aber auch Holm bespielt das Hauptthema der Partei - den Anti-Asyl-Kurs, der immer wieder mit einer offenen Ausländerfeindlichkeit durchsetzt ist. Grenzen dicht, Abschieben und Zurückweisen, Stopp der angeblichen "Massenmigration" - diese Forderungen wiederholt er gerne. Sein eigentliches Thema - die Wirtschaftspolitik - fällt hinten runter. Um auch parteiintern zu punkten, hat Holm mit dem rechtsextremen AfD-Frontmann Björn Höcke Schulter an Schulter demonstriert. Das Thema: Abschieben und Zurückweisen. Bei Holm klingt Nationalismus so: "Wir müssen uns zuerst um unsere Leute kümmern."
Geht der Kandidat leer aus?
Wenn er das mit einer Mischung aus Empörung und Ungeduld ruft, dann ist ihm Beifall seiner Anhänger sicher - wie Anfang Januar bei einem Auftritt im Schweriner "Treffpunkt Nord". Mit Blick auf die guten Umfragewerte seiner Partei sagte er das: "Die Dinge kommen ins Rollen." Vielleicht aber wird Holm am Ende selbst überrollt. Denn es kann durchaus sein, dass er auch als Spitzenkandidat nicht in den Bundestag einzieht. Dann nämlich, wenn die anderen AfD-Direktkandidaten im Land erfolgreicher sind als er in seinem Wahlkreis Schwerin/Westmecklenburg. Dann, meint auch Holm, sei er Opfer des eigenen Erfolgs geworden.
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