Friedrich Straetmanns (BSW): Erster Wagenknecht-Abgeordneter aus MV?
Er ist die Nummer 1 des BSW in Mecklenburg-Vorpommern: Friedrich Straetmanns will als Landesvorsitzender und Spitzenkandidat für die Wagenknecht-Partei in den Bundestag.
Mindestens bis zum 23. Februar - dem Wahltermin - hat er Urlaub. Statt in seinem Staatssekretär-Büro im Schweriner Justizministerium Akten zu wälzen, tourt Friedrich Straetmanns durchs Land - vom Wahlforum einer großen Regionalzeitung bis zum Infostand. Im kalten Winterwahlkampf trägt er über der hohen Stirn mit grauem, kurzem Resthaar fast immer eine Mütze. Stehen mehrere Menschen zusammen, wird der 63-jährige gerne mal übersehen. Straetmanns ist nur etwas größer als sein ehemaliger Parteigenosse Gregor Gysi, also 1,60 Meter plus X.
Sozialrichter aus Bielefeld
Straetmanns sieht darin keinen Nachteil: "Das hat mich in meinem Leben immer beschäftigt. Der kleine Mensch muss zäher sein als die Großen. So habe ich mich in meinem Leben immer durchbeißen müssen. Das gibt einem eine gewisse Härte." Ganz so hart wirkt der gebürtige Bielefelder und Vater von drei erwachsenen Kindern nicht. In seiner Suche nach seiner politischen Heimat ist er eher geschmeidig. Der Sozialrichter hat bei der SPD angefangen, ist dann zur Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) gewechselt und schließlich in die Linke eingetreten.
Staatssekretärsposten trotz Parteiwechsel
Als er nach nur einer Legislaturperiode 2021 aus dem Bundestag flog, hat die Partei den Juristen in Schwerin versorgt. In der neuen rot-roten Landesregierung musste der Posten des Staatssekretärs im Justizministerium besetzt werden. Stratmanns griff zu. Und er ließ auch dann nicht mehr los, als er im August 2024 der Linken den Rücken kehrte und ins BSW wechselte, seiner vierten politischen Heimat. Linken-Landeschef Hennis Herbst hat ihm diesen Verrat nicht verziehen. Es sei einfach "unanständig", den Posten nicht aufzugeben. Stattdessen nutze er ihn mehr oder weniger für die Kandidatur zum Bundestag.
Soziale Gerechtigkeit und Kampf gegen Altersarmut
Für die kniet sich Straetmanns regelrecht rein. Soziale Gerechtigkeit und der Kampf gegen Altersarmut sind ihm wichtig. Er habe als Sozialrichter erlebt, dass Menschen auch nach 45 Beitragsjahren oft nur eine karge Renten hätten, sagte er in Neubrandenburg bei einem Auftritt mit dem Ehemann der BSW-Namensgeberin, mit Oskar Lafontaine. Wichtiges Ziel ist für Straetmanns aber auch "endlich Frieden", das Herzensanliegen seines BSW. Auf die Frage, ob er denn ohne Freiheit in Frieden leben könne, sucht der Kandidat eine Antwort: "Das ist eine interessante Frage, die habe ich mir noch nie selber gestellt. Da muss ich eine Antwort schuldig bleiben und das würde ich mal mitnehmen und in meinem Herzen noch bewegen."
BSW vor der Fünf-Prozent-Hürde
Und dieses Herz, das - so die BSW-Co-Vorsitzende Amira Mohammed-Ali - hat Stratemanns auf jeden Fall "am rechten Fleck". Sie lobte den Kandidaten beim Gründungsparteitag in Parchim im Dezember über den grünen Klee. "Friedrich ist ein hervorragender Jurist", sagte sie und er sei "vor allem ein Mensch, der sich nicht wichtiger nimmt als unsere gemeinsame Sache". So wichtig scheint ihm die, dass Straetmanns zuletzt auch mal Umfragen in Zweifel zog, die dem BSW Verluste in der Wählergunst bescheinigen. Der Zauber des Anfangs scheint beim Straetmann und seiner neuen Partei verflogen. Am Ende nämlich könnte das BSW an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern - Straetmanns bliebe dann einfach das, was er bisher ist: Staatssekretär im Justizministerium von Mecklenburg-Vorpommern.
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