Coronavirus-Blog: Angriffe auf Ärzte nehmen offenbar zu
Im Blog hat NDR.de Sie auch am Sonnabend, 6. November 2021 aktuell über die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg informiert. Am Sonntag geht es in einem neuen Blog weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
- Angriffe auf Ärzte nehmen offenbar zu
- Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz weiter gestiegen auf 183,7
- Niedersachsens Grüne für kostenlose Tests
- Österreich führt ab Montag 2G-Regel ein
- Gemeldete Neuinfektionen im Norden: 1.250 in Niedersachsen, 421 in Schleswig-Holstein, 231 in Mecklenburg-Vorpommern, 392 in Hamburg und 107 im Land Bremen - bundesweit 34.002
Tabellen und Grafiken: So läuft die Impfkampagne im Norden
Karte: Neuinfektionen in den norddeutschen Landkreisen
NDR.de wünscht eine gute Nacht!
Wir beenden den Corona-Blog für heute. Danke für Ihr Interesse. Morgen früh sind wir gegen 7 Uhr mit einer neuen Ausgabe wieder für Sie da.
Mediziner Ortlepp: Viele Intensivstationen jetzt schon überlastet
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt und auch die der Covid-19-Patienten, die auf Intensivstationen versorgt werden müssen. "Wir haben Sorge, eine vierte große Welle durchstehen zu müssen", sagte Professor Jan Ortlepp, Ärztlicher Direktor am KRH Klinikum Laatzen, bei Hallo Niedersachsen im NDR. Noch sei die Lage nicht dramatisch, aber in der Region Hannover etwa hätten sich schon mehr als 50 Prozent der Intensivstationen wegen Überlastung abgemeldet. "Das kann ein sehr bitterer Winter werden für die Patienten, die mit Covid-19 auf Intensivstationen kommen." Es fehle nicht an Betten, aber an genügend qualifiziertem Personal. Mittlerweile sehe man in Kliniken auch bei sehr jungen ungeimpften Patienten dramatische Verläufe. Auffrischimpfungen seien insbesondere für Risikopatienten enorm wichtig.
Bundesland Bremen meldet 107 Neuinfektionen
Im Bundesland Bremen sind binnen 24 Stunden 107 neue Corona-Fälle registriert worden - 82 in Bremen und 25 in Bremerhaven. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in beiden Städten weiter an, auf 81,5 Fälle pro 100.000 Einwohner in Bremen (Vorwoche: 75,0) und auf 118,0 in Bremerhaven (Vorwoche: 134,7).
MV: 231 neue Fälle - Inzidenz bei 139,9
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist in Mecklenburg-Vorpommern minimal gesunken und liegt nun bei 139,9. Am Tag zuvor betrug der Wert noch 140,6 und vor einer Woche 99,3. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) meldete landesweit 231 nachgewiesene Neuinfektionen, nach 478 am Tag davor und 215 vor einer Woche.
Verfassungsrechtler mit gemischter Bilanz zu Corona
Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind aus Sicht des Verfassungsrechtlers Udo di Fabio "überwiegend gerechtfertigt" gewesen. Die Vorstellung, dass Grundrechte pauschal und undifferenziert außer Kraft gesetzt worden wären, treffe nicht zu, sagte der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht der "Welt am Sonntag". Andere Themen seien durchaus diskutiert worden: "Wenn alte Menschen in Pflegeheimen um jeden Kontakt mit ihren Angehörigen gebracht wurden, dann musste die Frage erlaubt sein, ob hier im Namen des Gesundheitsschutzes nicht doch die Menschenwürde angetastet wird." Generell sei die Gesellschaft sensibler geworden, was gesundheitliche Risiken betreffe, so di Fabio. Vor einem Jahrhundert seien die Menschen angesichts von Krieg und Hunger zu einer anderen Risikobewertung gekommen. "Eine größere Sensibilität für den Rang des menschlichen Lebens ist durchaus etwas Gutes", sagte er.
Angriffe auf Ärzte nehmen offenbar zu
Ärzte werden einem Zeitungsbericht zufolge "immer häufiger" von Impfgegnern attackiert. Die Angriffe reichten von verleumderischen Bewertungen im Internet über Beschimpfungen per Telefon und E-Mail bis hin zu Morddrohungen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Als Grund werde dabei genannt, dass die Ärzte gegen das Coronavirus impfen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte der Zeitung, Attacken wie die gegenwärtigen seien vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Er sehe sie als Teil einer "Hysterisierung der Gesellschaft". Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, beklagte, dass impfkritische Menschen Arztpraxen zunehmend als "Instrument der Politik" wahrnehmen würden. Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, sagte, ihn erreichten sehr viele Nachrichten von Ärzten, die um Hilfe bäten, weil sie bedroht würden. Auch der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, sprach von einer "deutlichen Zunahme" von Aggressivität. Er selbst habe ebenfalls schon Nachrichten bekommen, man werde ihn anzeigen "bis hin zum Europäischen Gerichtshof".
Impfung und freier Eintritt im Maritimen Museum Hamburg
Das Maritime Museum Hamburg hat Gesundheit mit kultureller Bildung verknüpft und Corona-Impfungen für Museumsfreikarten angeboten. Viele Menschen nutzten das Angebot am Sonnabend und ließen sich in dem Museum erst impfen und erkundeten dann kostenlos die weltweit größte maritime Privatsammlung. Am Vormittag hatte sich in dem Museum bereits eine längere Schlange gebildet. Den schützenden Piks gab es von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes im zehnten Stock des ältesten Kaispeichers der Stadt. Es wurden sowohl Erst- und Zweitimpfungen von Moderna, Biontech/Pfizer und Johnson & Johnson als auch sogenannte Booster-Impfungen angeboten. Wer am gleichen Tag keine Zeit für die Ausstellung hatte, kann die Freikarte Museumsangaben zufolge auch später noch einlösen.
392 neue Corona-Infektionen in Hamburg gemeldet
Nach Angaben der Sozialbehörde sind 392 neue Corona-Fälle in Hamburg registriert worden. Das sind 151 Fälle weniger als gestern, aber 103 mehr als am Sonnabend vor einer Woche. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen gibt die Behörde aktuell mit 147 an, gestern lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 141,6, vor einer Woche bei 112,8. Es wurden zwei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in Hamburg gemeldet. Die Zahl der Menschen, die in der Stadt mit Corona auf Intensivstationen behandelt werden, blieb bei 49.
Interview mit ungeimpfter Krankenschwester
NDR MV hat mit einer Krankenschwester gesprochen, die nicht gegen Corona geimpft ist. Im Interview erzählt sie, warum sie lieber ihren Job aufgeben würde, als sich impfen zu lassen.
Kritik an Beschlüssen der Gesundheitsminister-Konferenz - Interview
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hat die Beschlüsse der Gesundheitsminister-Konferenz im Interview auf NDR Info als nicht ausreichend kritisiert. Außerdem ließen die Beschlüsse "viel Interpretationsspielraum, der, wenn er nicht in konsequente Maßnahmen übersetzt wird, am Ende bedeuten könnte, dass die Corona-Zahlen weiter steigen", so Dahmen. Er sprach sich für eine "berufsgruppenspezifische Impfpflicht" aus - etwa im medizinischen Bereich und in der Pflege. Die Mitglieder der Gesundheitsminister-Konferenz hatten unter anderem eine Testpflicht in Pflegeheimen für alle Bewohner, Mitarbeiter und Besucher beschlossen sowie die Möglichkeit von Auffrischungsimpfungen für jeden, dessen Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt.
Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 183,7
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf über 180 angestiegen. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 183,7. Am Vortag hatte er bei 169,9 gelegen, vor einer Woche bei 145,1. Der Wert gibt die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Dem RKI zufolge wurden zuletzt binnen 24 Stunden 34.002 Coronavirus-Neuinfektionen sowie 142 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet.
1.250 neue Corona-Fälle in Niedersachsen registriert
Das Robert Koch-Institut hat 1.250 labordiagnostisch bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Niedersachsen gemeldet. Gestern waren es 1.607 neue Fälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen beträgt nun im Landesdurchschnitt 97,1 Fälle je 100.000 Einwohner (Vortag: 94,8). Es seien fünf weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in Niedersachsen gemeldet worden.
Niedersachsens Grüne für kostenlose Tests
Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen hat sich die Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag für die Wiedereinführung von kostenlosen Corona-Tests ausgesprochen. "Es muss jetzt darum gehen, die Corona-Gefahr schnell wirksam einzudämmen. Ansonsten droht noch vor Weihnachten ein neuer Lockdown", sagte die Fraktionsvorsitzende Julia Willie Hamburg. Da die Auffrischungsimpfungen nur schleppend liefen, sollte auf bereits erprobte Maßnahmen zurückgegriffen werden wie die kostenlosen Bürgertests, sagte die Politikerin. Seit dem 11. Oktober können sich in Deutschland nur noch bestimmte Personengruppen kostenlos auf das Coronavirus testen lassen, etwa Minderjährige und Schwangere. Dies wurde damit begründet, dass es für die meisten Menschen Impfangebote gebe. Wer Symptome auf eine Covid-19-Infektion hat, kann sich kostenlos mit einem PCR-Test testen lassen.
Corona-Infektionszahlen in Schleswig-Holstein steigen weiter
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein wächst weiter: auf aktuell 75,8. Am Vortag lag sie bei 73, vor einer Woche bei 69,2. Die Zahl gemeldeter Fälle stieg um weitere 421 Neuinfektionen binnen eines Tages - vor einer Woche hatte der Zuwachs noch bei 349 Fällen gelegen. Auch ein weiterer Todesfall wurde registriert. Den Inzidenz-Höchstwert weist der Kreis Herzogtum-Lauenburg mit 111,5 auf. Die wenigsten Fälle meldete der Kreis Steinburg mit einer Inzidenz von 33,7.
Testpflicht in Pflegeheimen soll kommen
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen die Auffrischungsimpfungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie beschleunigen und eine Testpflicht in Pflegeheimen für alle - egal ob geimpft oder ungeimpft - durchsetzen. Die vierte Welle müsse unbedingt gebrochen werden, um die Intensivstationen zu entlasten, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Abschluss der Gesundheitsministerkonferenz gestern in Lindau. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Verbands für Pflegeberufe, zeigte sich im Gespräch mit NDR Info zufrieden mit dem Beschluss. "Das Testen ist das Wichtigste. Wir haben auch in der Vergangenheit gesehen, dass es sehr geholfen hat", sagte Bienstein.
Österreich führt ab Montag 2G-Regel ein
Menschen ohne Corona-Impfung oder überstandene Infektion dürfen in Österreich ab Montag keine Restaurants, Friseure und Veranstaltungen mehr besuchen. Auch für Tourismus-Betriebe gibt es dann nur noch nach Impfung oder Genesung (2G-Regel) Zutritt. Das gab die Regierung in Wien gestern Abend bekannt. In Österreich steigt die Zahl der Neuinfektionen in der vierten Welle rasant. "Die Dynamik ist außergewöhnlich, und die Belegungen in den Intensivbetten steigen deutlich schneller als erwartet", sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg. "Es ist schlicht und einfach unsere Verantwortung, die Menschen in unserem Land zu schützen."
Schüler in MV: Hohe Inzidenzen, niedrige Impfquote
Aus Sicht des Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte liegt die niedrige Impfquote unter Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern weder daran, dass von den Ärzten zu wenig geimpft werde, noch an einem Mangel an Impfstoff. Es seien vielmehr die lange Zeit niedrigen Infektionszahlen im Land, die Eltern und Jugendliche jetzt abwarten lassen, sagt der Pressesprecher des Verbands, Steffen Büchner. Doch die Vorteile der Impfung gegenüber der Erkrankung überwiegen aus seiner Sicht - und der der Ständigen Impfkommission (Stiko) - auch bei Jugendlichen. Büchner wies darauf hin, dass es bei einer neuerlichen Mutation des Virus nicht dabei bleiben müsse, das Kinder- und Jugendliche in der Mehrheit mildere Verläufe erleben.
Laut dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) liegen die landesweiten Sieben-Tage-Inzidenzen in den Altersgruppen 5 bis 9 Jahre, 10 bis 14 Jahre und 15 bis 19 Jahre zwischen 200 und rund 350. Blickt man auf die landesweite Impfquote unter den 12- bis 17-Jährigen, so liegt diese nur bei etwa einem Drittel - für Jüngere ist noch kein Impfstoff zugelassen.
Service: Inzidenzwert für Ihren Wohnort ermitteln
Die Sieben-Tage-Inzidenzen der Corona-Neuinfektionen sind auch in Norddeutschland in Bewegung. Wenn Sie wissen wollen, wie die Inzidenz in Ihrer Stadt oder in Ihrem Landkreis ist, tippen Sie einfach hier Ihre Postleitzahl ein.
Dänische Behörde warnt vor Überlastung von Krankenhäusern
Die führende Gesundheitsbehörde in Dänemark sorgt sich angesichts stark gestiegener Zahlen und der kalten Jahreszeit um die Situation in den Krankenhäusern. Es bestehe ein großes Risiko, dass Krankenhäuser im Herbst und Winter überlastet sein werden, teilte die Gesundheitsverwaltung Sundhedsstyrelsen mit. Die Infektionen im Land würden im Laufe dieser Jahreszeiten allmählich zunehmen, und in der Folge würden mehr Menschen in die Kliniken eingeliefert, warnte die Behörde.
Weil große Teile der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft seien, sei die Situation zwar deutlich anders als im Vorjahr. Gleichzeitig gebe es normale Aktivität in der Gesellschaft, was das Infektionsrisiko erhöhe. Wegen Covid-19, Grippe und anderen Infektionskrankheiten sei man besorgt über die Belastung, die im Laufe des Dezembers und Januars auf das Gesundheitswesen zukommen könnte, so die Behörde.
Corona-Live-Ticker am Sonnabend startet
Schönen guten Morgen! NDR.de hält Sie auch heute - am Sonnabend, 6. November - über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in Norddeutschland auf dem Stand der Dinge. Im Ticker finden Sie alle wichtigen Nachrichten und außerdem Inhalte aus den NDR Hörfunk- und Fernseh-Sendungen.
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