Ralf Dörnen übernimmt Intendanz des Theaters Vorpommern
Seit 24 Jahren ist Ralf Dörnen Ballettdirektor am Theater Vorpommern - am 1. August übernimmt er die Leitung des Vier-Sparten-Hauses.
Ralf Dörnen läuft durchs Theater: Immer irgendwie lässig, bunte Hemden, freundlich grinsend grüßend. Seine Hündin, schon ein wenig altersschwach, trabt an seiner Seite. Seit mehr als einem Jahr hat sich der 60-Jährige auf seine neue Aufgabe vorbereiten können. Ob er aufgeregt ist: "Nein, ich kenne das Theater, ich kenne die Leute, ich kenne das Publikum, ich glaube, ich weiß, was ich mit dem Theater anfangen möchte, und das versuche ich jetzt einfach mal." Seit 24 Jahren ist Ralf Dörnen Ballettdirektor am Theater Vorpommern. Die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss er nicht erst neu kennenlernen.
Dörnen will neue Impulse am Theater Vorpommern setzen
Dörnens langjährige Erfahrung im Haus bedeutet aber nicht, dass alles beim Alten bleibt. "Ich glaube, es ist immer so, wenn bestimmte Dinge über längere Zeit auf die eine oder andere Art laufen, dass sich was einfährt. Und eine Routine ist in der Kunst nie gut", sagt der kommende Intendant. "Ich finde, das darf es am Theater und in der Kunst nicht geben - man muss immer neugierig bleiben."
Die Karriere von Ralf Dörnen hat Seltenheitswert. Ein Ballettdirektor wird Intendant eines klassischen Stadttheaters. Es sind nicht nur drei Standorte, um die er sich jetzt kümmern muss, sondern auch vier Sparten. Zum Ballett kommen Oper, Konzert und Schauspiel hinzu. "Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird: 'Trauen Sie sich das denn auch zu, für die anderen Sparten zuständig zu sein?'", erzählt Ralf Dörnen. "Ich frage dann immer, ob sie das auch einen Opernregisseur fragen würden".
Dörnen kennt das Publikum in Vorpommern
Ralf Dörnen hat nicht 24 Jahre im Ballettsaal gesessen. Sondern immer Anteil genommen an dem, was auf den Bühnen der Theater und im Theater selbst los war. Als Ballettchef ist Ralf Dörnen nach 30 abendfüllenden Choreografien zu Themen großer Literatur oder Musik in Vorpommern außerordentlich beliebt und kennt, wie kaum ein anderer, die Vorlieben und Reaktionen des Publikums. "Es ist den Leuten egal, was im Programmheft steht und es ist ihnen auch egal, wer da auf der Bühne steht", sagt Dörnen. Er habe das gemerkt, als er damals selbst nach Schwerin kam. "Auch wenn ich als großer Solist aus Hamburg kam, das war den Leuten hier erstmal egal, ich musste erstmal zeigen, was ich kann."
Dass er jetzt Intendant wird, überrascht ihn einerseits, erscheint aber gleichzeitig auch irgendwie folgerichtig. Er habe immer gewusst, was er als nächstes machen will. "Es gab immer auch die Gelegenheit als Ballettdirektor wegzugehen - auch ins Ausland, aber ich hab da immer zurückgezuckt und hab gedacht, ich bin hier noch nicht fertig."
Engagierter Kämpfer für die Kultur
2016 wurde Ralf Dörnen für seine Arbeit als Ballettdirektor mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Er nutzte die Öffentlichkeit, um sich in die Theaterpolitik des Landes einzumischen. Gegen die geplante Fusion mit der Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg Neustrelitz zu kämpfen, die schließlich abgewendet werden konnte. "Wenn man irgendwas falsch findet, dann muss man das sagen", sagt der neue Intendant. "Das hat nicht jedem gefallen, aber ich bin ein Mensch der Kultur und wenn man etwas bewirken will, dann muss man sagen, was man denkt."
Nicht zuletzt das war auch ausschlaggebend für seine Berufung zum Intendanten. Am Montag wird er im Greifswalder Theater - ein paar Räume neben seinem bisherigen Büro - das Intendantenbüro beziehen. Hoffentlich findet sich sein Hund mit der neuen Situation zurecht. Schon am Mittwoch will Dörnen das neue Leitungsteam und den Spielplan präsentieren.