"Für mich soll's rote Rosen regnen" erzählt Lebensgeschichte der Knef
Ein wunderbarer Theaterabend und ein sehr intimes Porträt: An der Landesbühne Nord in Wilhelmshaven ist das Stück "Für mich soll's rote Rosen regnen" über das Leben von Hildegard Knef angelaufen.
Hildegard Knef und ihre Markenzeichen: die große Sonnenbrille, das blonde Haar und die dunkle Stimme. Lässig, mit Zigarette im Mundwinkel, sitzt sie zwischen ihren Umzugskartons, hämmert auf eine Schreibmaschine ein und geht hart mit sich ins Gericht und singt: "Ich wünsche mir andere Nerven, ich such' mir eine andere Haut…"
Zwei Schauspielerinnen lassen Knefs Leben Revue passieren
Ramona Marx verkörpert diese ältere Knef. Es ist eine Paraderolle für sie. Aber Steffi Baur, die zweite Schauspielerin, steht ihr als junge Hilde in nichts nach: In rascher Folge, immer wieder abwechselnd in Liedern und Texten, lassen die beiden das Leben der Knef Revue passieren. Nach dem Skandal um den Film "Die Sünderin", wo sie 1951 im prüden Nachkriegsdeutschland nackt zu sehen war, tritt die junge Hilde demonstrativ in einem funkelnden Kleid auf die Bühne.
Dramaturgin Julia Keller findet es sehr reizvoll an diesem Stück, wie sich die beiden Knefs, jung und älter, hier einander begegnen. "Ich finde den Kniff, dem sich der Autor James Lyons bedient, wahsinnig klug, sich nicht nur von der alten Knef, wie er sie nennt, alles erzählen zu lassen, sondern die Geschichte auch in Form der jungen Hilde auf die Bühne zu holen."
Texte stammen von Hildegard Knef selbst
Die Knef geht im Laufe ihrer Karriere in die USA. Am Broadway wird sie international gefeiert. Aber ihr Leben wird immer auch von Krankheiten, Enttäuschungen und Rückschlägen begleitet. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, steht immer wieder auf. Darüber schreibt sie in ihrer Biografie, erzählt Regisseur Tobias Rott. Und daraus ist das Stück entstanden. "Alle Wörter, die gesprochen werden, sind Worte, die sie in ihre Bücher geschrieben hat", erklärt Rott.
Besonders hervorzuheben sei ihr autobiografischer Roman "Der geschenkte Gaul". Den empfiehlt der Regisseur den Baby Boomern, die erst in den 60er-Jahren geboren wurden und das Buch vielleicht noch aus dem Regal ihrer Eltern kennen. Er selbst habe den Roman als eine Art Geschichtsstunde gerade erst verschlungen. Knef ist eine großartige Zeitzeugin, findet Rott: "Sie ist im Zweiten Weltkrieg groß geworden, hat im zerstörten Berlin gelebt und wurde mehrfach ausgebombt. Sie hat während des Krieges Schauspielunterricht und auch ihren ersten Film gedreht."
"Überrascht, wie vielseitig ihre Stücke sind"
So ist dieses Stück eine Lebensgeschichte, aber vor allem auch ein musikalischer Abend. 30 Lieder singen die beiden Schauspielerinnen, begleitet von Klavier und Kontrabass. Simon Kasper, musikalischer Leiter der Landesbühne Nord, sitzt am Piano und gehört selbst zur jüngeren Generation. Er kannte die Knef vorher kaum. "Ich war sehr überrascht, wie vielseitig ihre Stücke sind und wie viel tolle Musik da drin steckt", erzählt Kasper.
Am Ende haben sich die ältere und die jüngere Hilde einander angenähert. Es ist ein vielschichtiges, sehr intimes Porträt dieser Frau und ihrer Zeit entstanden. Ein wunderbarer Theaterabend, auch und vor allem wegen der Lieder.
"Für mich soll's rote Rosen regnen" erzählt Lebensgeschichte der Knef
Das Stück an der Landesbühne Nord in Wilhelmshaven setzt auf zwei Darstellerinnen, die Hildegard Knef in unterschiedlichem Alter spielen.
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