"Klimaterroristen" lautet das Unwort des Jahres 2022
"Klimaterroristen" ist das Unwort des Jahres 2022. Das gab die Jury der Philipps Universität Marburg am Dienstag bekannt. Danach folgen die Ausdrücke "Sozialtourismus" und "defensive Architektur."
"Klimaterroristen" sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, hieß es in der Begründung der Jury. Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivistinnen und Aktivisten mit Terroristen "gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden". Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury.
"Sozialtourismus" und "defensive Architektur" auf Platz zwei und drei
Auf Platz zwei kam der Ausdruck "Sozialtourismus", der bereits 2013 zum Unwort gekürt worden war. CDU-Chef Friedrich Merz hatte den Begriff im Herbst vergangenen Jahres im Zusammenhang mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen benutzt. Die Jury sah in dem Wortgebrauch "eine Diskriminierung derjenigen Menschen, die vor dem Krieg auf der Flucht sind und in Deutschland Schutz suchen". Zudem verschleiere das Wort ihr prinzipielles Recht darauf. Auf Rang drei folgt der Begriff "defensive Architektur". Dieser sei laut Jury irreführend und beschönigend. "Defensive Architektur" bezeichnet eine Bauweise, die verhindert, dass sich Obdachlose oder andere Menschen länger an öffentlichen Orten niederlassen können.
Die überwiegend aus Sprachwissenschaftler*innen bestehende Jury der Philipps Universität in Marburg ermittelt jedes Jahr Anfang Januar das Unwort des Vorjahres. Es soll auf unangemessenen, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch aufmerksam machen. Bis zum 31. Dezember 2022 konnte jede und jeder Vorschläge per E-Mail bei der Jury einreichen.
Unwort des Jahres 2022: Kandidaten wie "Sondervermögen" und "Hygienespaziergang"
Wie die "Südwest Presse" berichtete, hatte die Jurysprecherin und Germanistin Constanze Spieß von der Philipps Universtität bereits mitgeteilt, dass mehr als 1.100 Begriffe eingereicht worden waren. Viele bezögen sich auf Krisenthemen. Unter den möglichen Kandidaten waren Ausdrücke wie "Gratismentalität", "Klimaterroristen", "Sondervermögen" sowie "Hygienespaziergang" oder "Klima-RAF". Das Unwort 2021 lautete "Pushback".
Börsenunwort des Jahres 2022: "Zufallsgewinne"
Zeitgleich hat die Börse Düsseldorf das Unwort des Börsenjahres 2022 bekannt gegeben. Es lautet "Zufallsgewinne". Dieser Begriff war vermehrt ab September des Vorjahres in der Wirtschaftsberichterstattung zu finden und traf insbesondere die heimischen Produzenten erneuerbarer Energien. Unter den weiteren eingereichten Unwörtern rangierten die Begriffe "Sondervermögen", "Kryptobörse", "Putinflation" und "eingepreist" auf den Plätzen zwei bis fünf.