Bildband "Life on the Road": Auf vier Rädern um die Welt
Vor einigen Jahren wollte eine dreiköpfige Familie aus Österreich die Welt umrunden - auf der Straße. Aus der Idee wurde Wirklichkeit und aus der Wirklichkeit das Buch "Life on the Road".
Der Bildband ist noch gar nicht aufgeschlagen, schon laden die drei Österreicher uns zum Mitgenießen und -staunen ein. Die Drei, das sind Maria Zehentner, Leander Nardin und Sohnemann Lennox. Sie sitzen auf dem Dach ihres umgebauten Mercedes Benz-Trucks Marke "Kurzhauber" und schauen über die rot-gefärbte Landschaft Australiens auf den Uluru, besser bekannt als Ayers Rock. Der fast 50 Jahre alte Oldtimer, den sie Akela getauft haben, wird auf den nächsten 256 Seiten und für rund sieben Jahre zur Unterkunft, zum Fortbewegungsmittel und treuen Begleiter.
Auf zwölf Quadratmetern um die Welt
Die Idee zum ungewöhnlichen Trip kam den beiden bei einem Glas Rotwein und der Überlegung: Warum nicht auf die andere Seite der Welt reisen - im eigenen Auto? Ursprünglich sollte es nur auf dem Landweg nach Neuseeland gehen - innerhalb eines Jahres. Doch bis das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnte, musste der "Kurzhauber", Baujahr ‘77, zwei Jahre lang so hergerichtet werden, dass er auch für Schotterpisten und unwegsame Straßen geeignet war.
In sechs Kapiteln reisen wir mit der kleinen Familie auf ihren zwölf Quadratmetern um die Welt. Angefangen über den Balkan, Griechenland, die Türkei bis in den Iran. Wir sehen die griechisch-orthodoxe Klosteranlage von Meteora aus den wolkenverhangen Bergen hervorscheinen, den Ishak-Pasha-Palast in der Osttürkei an der Grenze zu Armenien und dem Iran, wie die Abendsonne den Palast in den Schatten und die dahinter liegende Landschaft mit den kantigen Bergen in warmes Abendlicht hüllt.
"Life on the Road": Eine Inspiration für Natur-Fans
Und wir sehen, wie Automechaniker versuchen, den alten Benz im Schein von Handlampen in der Nacht wieder flott zu bekommen. Von diesen Aufnahmen gibt es aber nicht allzu viele. Der Bildband "Life on the Road" sollte bewusst nicht die anstrengenden Teile der Reise widerspiegeln wie Reparaturen, Missgeschicke, Bürokratie oder verschwindende Kulturen. Ziel der Reisenden war es, die Leser zu inspirieren und mehr, wie sie 2020 auf ihrem Instagram-Account zu ihrem Trailer der Reise schreiben: "Hoffnung! Es gibt in den letzten Monaten einfach zu viele schlechte Nachrichten und wir sollten uns nicht auf diese konzentrieren, sondern im Gegenteil. Ohne Hoffnung wird es keine Veränderung geben."
Sie verbringen ihre Zeit unter dem freien Himmel, in der weiten Steppe der Mongolei, im Wachan-Korridor im Nordosten Afghanistans oder auf den alten Wegen der Seidenstraße.
Eine schöne Reise, bei der das Besondere fehlt
Das Buch wirkt durch die schönen Fotos weniger dokumentarisch, es ähnelt eher einem Diavortrag. Gestochen scharf sehen wir aus weiten Höhen mittels Drohne über Felsformationen, Canyons, Strände, Wälder, alte Paläste, Dörfer und Städte. Wir sind aber auch nah dran. Zum Beispiel im Dschungel: Sehen dort einem jungen Orang Utan in die Augen, möchten fast ein Känguru in Australien streicheln, und in einem kleinen Hafen an der amerikanischen Küste flirten wir mit Pelikanen. Vor allem die Zeit in Südkorea und Japan sieht auf den Bildern nach einer typisch schönen Touristenreise aus. Meisterlich in Szene gesetzt, doch irgendwie fehlt - wenn wir beim Essen wären - das Umami, das Besondere, das Berührende.
Am Ende bleibt eine schöne Reise. Jeder weiß, dass es in sieben Jahren Weltreise nicht nur sonnige und entspannte Momente gab, wie die Corona-Zwangspause 2020/2021. Doch diese sind wohl Teil einer anderen Geschichte. "Life on the Road" ist zwar auf Englisch geschrieben, aber durch die vielen Fotos und kurzen Texte leicht zu verstehen. Das Buch ist der Versuch, das Schöne dieser Welt sichtbar zu machen - und das ist auf ganzer Linie gelungen.
Life on the Road. Around the World on Four Wheels
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- gestalten Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-96704-171-2
- Preis:
- 45 €
