"The Glass Girl": Berührender Roman über Jugendliche und Alkohol
Alkohol können auch Jugendliche kaum aus dem Weg gehen, weil er überall präsent ist. Wohin das führen kann, erzählt die amerikanische Jugendbuchautorin Kathleen Glasgow in ihrem berührenden Roman "The Glass Girl".
Ein Buch wie eine durchzechte Nacht. Es beginnt ganz spaßig und ein bisschen frech, steigert sich zu laut und überbordend und endet mit schlimmen Kopfschmerzen und Selbstvorwürfen. Im Mittelpunkt steht die 15-jährige Bella, die es gerade nicht leicht hat: Erst trennten sich ihre Eltern, dann starb die geliebte Großmutter und jetzt will Bellas Freund Dylan nichts mehr von ihr wissen. Um irgendwie klarzukommen, beginnt Bella zu trinken.
Trinken ist gut, weil du jemand anders sein kannst. Nicht einsam, nicht still. Nicht an der Seitenlinie. Trinken gibt dir eine Stimme, lässt dich jemand sein. Das, was unscheinbar und hässlich war, bekommt Farbe. Leseprobe
Und so mixt sich Bella mittlerweile jeden Tag Sprodka, eine Mischung aus Sprite und Wodka, wird vergesslich, schläft in der Schule schon mal im Unterricht ein. Aber sie muss durchhalten, denn sie ist für ihre kleine Schwester verantwortlich und muss ständig Streits zwischen ihren getrennten Eltern schlichten. Bis es zu einer Fast-Katastrophe kommt.
Saufen bis ins Koma
Auf einer Party trinkt sie bis zur Besinnungslosigkeit und verletzt sich schwer. Und erwacht im Krankenhaus.
"Bella, du bist eingeliefert worden, weil du so viel Alkohol getrunken hast, dass du dich vergiftet hast. Tests haben ergeben, dass dies kein einmaliger Vorfall war. Deine Leber weist bereits Schäden auf, was bei jemandem in deinem Alter besorgniserregend ist. Du bist Alkoholikerin." Leseprobe
Bella muss eine Entziehungskur machen. Dass Kathleen Glasgow authentisch über unlösbare Probleme von jungen Menschen schreiben kann, hat sie bereits mit ihrem Vorgängerroman "Girl in Pieces" bewiesen, der ein großer Erfolg war. Und auch in "The Glass Girl" schafft es die amerikanische Autorin, ihre Leserinnen und Leser mitzunehmen, zu konfrontieren, aber vor allem auch zu berühren.
Jugendliche kämpfen mit Süchten und seelischen Verletzungen
Ganz und gar schnörkellos, aber mit großer Empathie erzählt sie über ein Mädchen, das die Kontrolle verloren hat und den Teufelskreis allein nicht mehr durchbrechen kann und das anfangs nicht wahrhaben will.
"Suchtklinik?", sage ich und meine Stimme bricht. "Sie wollen mich in eine Suchtklinik schicken? Nein, nein. Auf keinen Fall. Da mache ich nicht mit, das ist doch nur für Loser und Freaks, die es nicht auf die Reihe kriegen. Ich bin nicht süchtig." Leseprobe
Aber alle Gegenwehr ist vergebens, Bella kommt in eine Suchtklinik, irgendwo in der Einöde. Sie muss sich an einen konsequent durchstrukturierten Alltag gewöhnen, den sie ohne den tröstlichen Alkohol kaum ertragen kann. Und auch die anderen Jugendlichen dort kämpfen mit ihren Süchten und seelischen Verletzungen. Und verlieren viel zu oft.
"The Glass Girl" ist schwere Lektüre
Kathleen Glasgow schreibt locker, ohne zu beschönigen und trifft den richtigen Ton. Und demonstriert, wie verbreitet Alkohol in unserer Gesellschaft ist:
"Eltern geben ihren Kindern dauernd Alkohol. Einen Schluck Wein und so. Sie kaufen ihn für Partys. Er ist überall. Man kommt nicht davon weg. Es ist legal." Leseprobe
Der Jugendroman "The Glass Girl" ist schwere Lektüre, die einem immer wieder Tränen in die Augen treibt. Aber Kathleen Glasgow zeigt auch, dass es Licht gibt. Immer.
The Glass Girl
- Seitenzahl:
- 528 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- Geeignet für Kinder ab 14 Jahren
- Verlag:
- Fischer Sauerländer
- Veröffentlichungsdatum:
- 26.02.2025
- Bestellnummer:
- 978-3-7373-7394-4
- Preis:
- 16,90 €
