Leuchtturm Darßer Ort: Im Dienst seit 1849
Am 1. Januar 1849 wurde der im Jahr neu gebaute Leuchtturm auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst offiziell in Dienst gestellt. Er ist rund 35 Meter hoch und zählt zu den ältesten an der deutschen Ostseeküste.
Für 20 Pfennige kann man ab dem 7. Mai 1974 den Leuchtturm Darßer Ort kaufen. Das ist damals - zu DDR-Zeiten - ein äußerst günstiger Preis. Allerdings erwerben interessierte Menschen lediglich ein kleines Stück Papier, denn der Turm ziert eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post der DDR - zu eben genau diesen 20 Pfennigen. Die Auflage beträgt beachtliche zwölf Millionen Stück.
2018 steigt der "Papier-Wert" des Turms auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst deutlich an: Die Deutsche Post AG bringt eine Sondermarke zu 45 Cent heraus.
Runder Turm aus roten Ziegeln
Dass der Leuchtturm Darßer Ort solche Würdigungen erhält, liegt in seiner Geschichte und Bedeutung begründet. Erbaut wird der runde, sich nach oben verjüngende Turm von 1847 bis 1848. Er steht an der nordwestlichen Spitze der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Bis nach Prerow sind es nur rund fünf Kilometer. Der gut 35 Meter hohe Turm aus roten Ziegeln und brauner Kuppel ist einer der ältesten an der deutschen Ostseeküste. Neben ihm wird damals auch ein extra Wärterhäuschen errichtet. Am 16. November 1848 beginnt der Probebetrieb des Leuchtturms. Am 1. Januar 1849 ist es so weit: Der Leuchtturm nimmt offiziell seinen Dienst auf.
"Am Darßer Ort auf der Halbinsel Darß ist ein Leuchtturm mit zwei Feuern errichtet worden, welche vom 1. Januar 1849 ab ununterbrochen das ganze Jahr hindurch brennen werden. Beide Feuer täglich bei Sonnenuntergang angezündet und bei Sonnenaufgang gelöscht." Auszug aus "Verordnungen und Bekanntmachungen der Königlichen Regierung" vom 7. Dezember 1848
Leuchtturm warnt vor Untiefen
Das vom Turm ausgehende Licht wird von Scheinwerferlinsen verstärkt, seit 1936 geschieht das elektrisch. Zuvor kamen Rüböl-, Petroleumdocht- bzw. -glühlicht zum Einsatz. Das Signal kann noch aus bis zu 20 Seemeilen Entfernung gesehen werden, das sind rund 37 Kilometer. Voraussetzung ist, dass die Sicht nicht bedeutend eingeschränkt ist. Gleiches gilt für die Sichtweite des Turms. Diese liegt bei 16,6 Seemeilen, fast 31 Kilometern. Seit 1978 wird das Leuchtfeuer ferngesteuert betrieben.
Die Aufgabe des Turms ist es, vor den Untiefen der Darßer Schwelle zu warnen. Dort ist das Wasser zum Teil wesentlich flacher als im umliegenden Gewässer. Für die Schifffahrt stellt dies eine echte Gefahr dar. Schiffe können auf Grund laufen und dabei leckschlagen. Mehr als 80 Wracks sind in unmittelbarer Nähe vom Darßer Ort entdeckt worden. Ein Großteil der Schiffe sank, bevor der Turm 1849 in Betrieb genommen wurde.
Zugang zum Turm war knapp 33 Jahre lang gesperrt
Für die Öffentlichkeit ist der Turm von 1893 bis 1961 zugänglich. Nachdem am 13. August 1961 die Grenze offiziell geschlossen wird, wird 1962 der Zugang zum Leuchtturm gesperrt. Erst nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung können interessierte Besucher die 134 Stufen zur Aussichtsplattform wieder besteigen - seit dem 1. März 1995. Jedes Jahr lockt der Leuchtturm gut 100.000 Besucher an. Im Leuchtturmwärter-Häuschen am Fuß des Turms befindet sich ein Café. In den anderen Gebäuden des Gehöfts sind Ausstellungen des Deutschen Meeresmuseums, das Natureum, untergebracht.
Wasser rückt näher
Das 1911 im Uferbereich errichtete Nebelsignal- und Maschinenhaus wird wegen aggressiver Küstenerosion vorsorglich am 14. Februar 2005 zurückgebaut, wie Hans Joachim Luttermann dem NDR mitteilt. Luttermann ist Autor des Buches "Leuchtturm Darßer Ort".
Das Ufer soll um 1848 rund 215 Meter vom errichteten Leuchtturm entfernt gewesen sein. Am 16. November 2006 sind es nach Aussage des Co-Buchautoren Rolf Reinicke nur noch circa 145 Meter gewesen.
Anlage steht unter Denkmalschutz
Die gesamte Anlage - der Leuchtturm mit ehemaligem Wohnhaus und der Lotsenstation - steht unter Denkmalschutz. Sie ist als Baudenkmal in die Denkmalliste des Landkreises Vorpommern-Rügen aufgenommen worden. Seit 2020 ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee für den Turm verantwortlich.
Gelegen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Der Turm befindet sich im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Dort liegt auch der ehemalige Nothafen Darßer Ort, der seit Oktober 2023 für Segelschiffe und Motorboote tabu ist. Das Areal soll renaturiert werden, sodass unter anderem Otter, Eisvögel und Rotwild sich dort heimisch fühlen können.
Der Nothafen Darßer Ort war Anfang der 1960er-Jahre gegen geltendes Naturschutzrecht in der bis dahin unberührten Anlandungsküste entstanden. Er wurde lange als Küstenhafen für Torpedo-Schnellboote der DDR-Volksmarine und nach der Wende als Nothafen genutzt. Ersatz entsteht vor Prerow, wo für rund 42 Millionen Euro der neue Inselhafen Gestalt annimmt und die mit 720 Metern längste Seebrücke im Ostseeraum entsteht. Der neue Nothafen soll zur Wassersportsaison 2024 in Betrieb gehen.