Helmut Schmidt: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen"
Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt war ein Mann deutlicher Worte. Aussprüche wie "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen" oder "Willen braucht man. Und Zigaretten" gingen in die Zitat-Wörterbücher ein.
Bis zu seinem Tod am 10. November 2015 war der frühere Bundeskanzler eine viel gehörte Stimme in der deutschen Politik- und Kulturlandschaft und auf dem internationalen Parkett. "Ich mache weiter, bis der liebe Gott sagt: Jetzt ist Schluss!" sagte Helmut Schmidt 1997 zu seinem 79. Geburtstag. Sein Rede-Talent brachte ihm von politischen Gegnern einst den Namen "Schmidt-Schnauze" ein, andere verehrten ihn für seine Schlagfertigkeit.
Eine Sammlung berühmter Aussprüche von Helmut Schmidt:
"Sie haben einem uralten Mann zugehört. Sie müssen ihn nicht unbedingt ernst nehmen." (Schmidt bei seinem einzigen großen Auftritt im SPD-Bundestagswahlkampf 2013)
"Willen braucht man. Und Zigaretten." (In der ARD auf die Frage von Sandra Maischberger, wie er sein Arbeitspensum schafft, 2007)
"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen." (Im "Spiegel" über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf, 1980)
"Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage." (Im Jahr 2010 im "Zeit"-Magazin zum Hintergrund des Visionen-Zitats)
"Die heutige politische Klasse in Deutschland ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten." (In Berlin, 1994)
"Der Köhler, wenn er Bundespräsident wird, hat allein mehr ökonomischen Verstand als die ganze deutsche politische Klasse zusammen." (In der "Zeit" über Horst Köhler, 2004)
"Sich vorzustellen, dass Deutschland in der Weltpolitik eine Rolle zu spielen habe, finde ich ziemlich abwegig." (Zum Streben nach einem ständigen Sitz für Deutschland im UN-Sicherheitsrat, 2004)
"Das gegenwärtig zur Verfügung stehende Personal ist nicht sonderlich geeignet, gemeinsam zu regieren, weil beide Seiten nicht ausreichend wissen, was sie eigentlich wollen." (In der "Zeit" zur Frage einer großen Koalition aus Union und SPD, 2005)
"Ich möchte Kohl zugute halten, dass er im Grunde ein anständiger Politiker gewesen ist." (Schmidt 2015 zu Helmut Kohls Leistungen bei der Deutschen Einheit - er warnte davor, die CDU-Spendenaffäre überzubewerten)
"Es waren lauter aufgeregte Hühner - und einer musste die Dinge in die Hand nehmen." (Über seine Rolle als Senator bei der großen Flut in Hamburg 1962)
"Mir scheint, dass das deutsche Volk - zugespitzt - fünf Prozent Preisanstieg eher vertragen kann als fünf Prozent Arbeitslosigkeit." (In der "Süddeutschen Zeitung", 1972)
"Du hast jede Vollmacht, und wenn es notwendig erscheint, reicht diese Vollmacht über das Grundgesetz hinaus." Im "deutschen Herbst" 1977 habe er dies zu seinem Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski gesagt, so Schmidt später.
"Politiker und Journalisten. Das sind beides Kategorien von Menschen, denen gegenüber größte Vorsicht geboten ist: Denn beide reichen vom Beinahe-Staatsmann zu Beinahe-Verbrechern. Und der Durchschnitt bleibt Durchschnitt." (In einer Rede vor Studenten in Freiburg, 1995)
"Für mich gibt es nur noch zwei Stimulantia: die Arbeit und die Zigarette!" (1999 bei einem Klinikaufenthalt wegen eines Hörsturzes)
"In dieser Republik gibt es an so vielen Plätzen Rauchverbote. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich darum schere." (Bei einer SPD-Fraktionssitzung im Berliner Reichstag im Juli 2000)
"Das kann nicht sein; das ist eine rauchfreie Verharmlosung." (Im Dezember 2008 über die Bilder des zweiten Bandes der Biografie "Helmut Schmidt, Macht und Verantwortung", wo er lediglich auf 10 von 40 Bildern rauchend zu sehen ist)
"Habe ich noch nie probiert. (...) Warum soll ich Dummheiten machen?" (Auf die Frage von Sandra Maischberger im April 2015, ob er schon elektronische Menthol-Zigaretten ausprobiert habe)
"Bibliotheken sind die geistigen Tankstellen der Nation" (Schmidt war es, der als Erster Buch und Benzin verglich)
"Es gibt Irrtümer, Fälschungen und Strauß-Reden" (Schmidt über CSU-Politiker Franz Josef Strauß, 1972)
"Ich war als Schüler relativ faul. Was mich nicht interessiert hat, habe ich nur flüchtig gemacht. (...) Meine Frau und ich waren ja in derselben Klasse; wir hatten eine ähnliche Handschrift und es ist vorgekommen, dass Loki meine Hausaufgaben in mein Heft geschrieben hat, zum Beispiel in Mathematik, da war sie besser." (In der Wochenzeitung "Die Zeit", 2008)
"In unserer 68 Jahre währenden Ehe hat es ein einziges Mal etwas gegeben, was ein Außenstehender eine Krise nennen könnte. Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau." (Schmidt 2015 zu seiner Affäre Ende der 1960er-/Anfang der '70er-Jahre)
"Ich konnte mich in jeder Situation auf sie verlassen. Ich zögere nicht zu sagen: Loki war der Mensch in meinem Leben, der mir am wichtigsten war." (Schmidt im Buch "Was ich noch sagen wollte" über seine Frau Loki)
"Die Heutigen wissen alles viel besser." (Zu Belehrungen wegen seiner Rolle als Soldat in der NS-Zeit)