Das undatierte Archivbild zeigt Heinz Schubert in seiner Rolle als "Ekel Alfred" in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele". © picture alliance Foto: Horst Ossinger
Das undatierte Archivbild zeigt Heinz Schubert in seiner Rolle als "Ekel Alfred" in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele". © picture alliance Foto: Horst Ossinger
Das undatierte Archivbild zeigt Heinz Schubert in seiner Rolle als "Ekel Alfred" in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele". © picture alliance Foto: Horst Ossinger
AUDIO: "Ein Herz und eine Seele" läuft 1973 erstmals im TV (2 Min)

Heinz Schubert: Als "Ekel Alfred" bis heute unvergessen

Stand: 12.02.2024 05:00 Uhr

Die Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele" machte ihn berühmt, noch immer kennt man "Ekel Alfred" und seine Sprüche. Heinz Schubert liebte vor allem das Theater. Am 12. Februar 1999 starb der Schauspieler in Hamburg.

Als er 1973 die Rolle des Alfred Tetzlaff in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele" übernahm, konnte Heinz Schubert nicht ahnen, dass ihn diese Figur ein Leben lang begleiten würde - und das, obwohl sie doch keineswegs den damals üblichen Klischees entsprach. "Ekel Alfred" nörgelte über Politik und schimpfte über seine liebe Familie, ganz besonders über seine manchmal naive Gattin Else (Elisabeth Wiedemann, später Helga Feddersen), die er gern verunglimpfte ("Das ist Punsch, du dusselige Kuh! Punsch! Punsch! Punsch!").

Seine Welt war eigentlich die Theaterbühne

Heinz Schubert liebte das Theaterspielen. Am 12. November 1925 geboren, besuchte er nach Wehrdienst und britischer Gefangenschaft in seiner Geburtsstadt Berlin drei Jahre lang verschiedene Schauspielschulen. Sein Lehrer, Hans Gaugler, stellte ihn Bertolt Brecht vor. Er wurde auf der Stelle für eine kleine Rolle in Brechts Inszenierung "Die Mutter" engagiert. Heinz Schubert blieb elf Jahre im Berliner Ensemble. Schon in den 1950er-Jahren arbeitete er auch als Filmschauspieler in verschiedenen DEFA-Produktionen, etwa in der Filmversion des Brecht-Dramas "Mutter Courage und ihre Kinder".

Nicht nur auf Hamburgs Bühnen präsent

Heinz Schubert in dem Film "Emil und die Detektive (USA 1964) © picture alliance / Mary Evans/AF Archive
Heinz Schubert als Dieb in dem US-Film "Emil und die Detektive" aus dem Jahr 1964.

Nach dem Bau der Berliner Mauer arbeite der Künstler nur noch in Westdeutschland. 1964 wirkte er in der US-amerikanischen Verfilmung von Erich Kästners "Emil und die Detektive" mit. Er verkörperte Herrn Grundeis, der dem Jungen Emil im Zug Geld aus der Jackentasche gestohlen hat.

Von 1968 an gehörte Schubert dem Ensemble des Hamburger Schauspielhauses an. In der Hansestadt stand er unter anderem als Dr. Relling in "Die Wildente" (1975) und als Irrenarzt in "Die Herzogin von Malfi" (1985) oder als Schigolch in Wedekinds "Lulu" (1988) auf der Bühne. 1991 war er am Pariser Odéon Théâtre unter Zadeks Regie in Shakespeares "Maß für Maß" zu sehen.

Weitere Rollen in Kinofilmen und im Fernsehen

Fillmszene aus dem ZDF-Vierteiler "Der große Bellheim": Hans Häckermann, Will Quadflieg, Mario Adorf und Heinz Schubert (v.l.n.r.) © dpa Foto: Stefan Hesse
Filmszene aus dem ZDF-Vierteiler "Der große Bellheim" mit Hans Häckermann, Will Quadflieg, Mario Adorf und Heinz Schubert (v.l.n.r.).

In der Hansestadt erhielt er 1980 auch eine Dozentur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, wo er ab 1985 als Professor tätig war.

Neben seinen Engagements am Theater übernahm er immer wieder Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen: So spielte er etwa im Spielfilm "Der starke Ferdinand" (Regie: Alexander Kluge, 1976), in dem französischen Kinofilm "Chacun pour toi" (Die dreifache Locke, 1993), in dem ZDF-Vierteiler "Der große Bellheim" (1993) oder zusammen mit Diether Krebs in der ARD-Comedy-Serie "Mit einem Bein im Grab" (1996).

Paraderolle als erzkonservativer Wadenbeißer

Protagonisten der Serie 'Ein Herz und eine Seele' © picture-alliance / dpa Foto: Hans Dürrwald
Die Kultserie "Ein Herz und eine Seele" machte neben Heinz Schubert (r.) auch Diether Krebs (l.) bundesweit bekannt.

Die ganz große Popularität kam für Heinz Schubert aber bereits 1973 mit der Rolle des Alfred Tetzlaff in der von Wolfgang Menge geschriebenen WDR-Serie "Ein Herz und eine Seele". Alfred ist der unterhaltsame Mittelpunkt, um den die Serie aufgebaut wurde. Dessen chauvinistisches, frauenverachtendes Auftreten richtet sich nur zu gern mit Verbalattacken gegen die SPD-Regierung, seinen liberal eingestellten Schwiegersohn Michael (Diether Krebs, später Klaus Dahlen), seine Frau, seine Tochter sowie alles vermeintlich Undeutsche.

Eine Auswahl seiner Sprüche unterstreicht die Wesenszüge von Alfreds Charakter:

  • "Wenn es was Wichtiges ist, können Sie‘s nur mit mir besprechen. Ob Sie mit meiner Frau reden oder mit 'nem Känguru im Zoo, das kommt aufs Gleiche raus."
  • "Der Sozi ist nicht grundsätzlich dumm, er hat nur sehr viel Pech beim Nachdenken."
  • "Das ist mein Schwiegersohn, ein Anarchist, auf den müssen Sie aufpassen. Wenn der zu Ihnen in den Laden kommt, dann wird’s gefährlich. Der klaut schon aus ideologischen Gründen und nicht nur so zum Spaß."
  • "Spaghetti? Ich heiße Alfred und nicht Alfredo!"
  • "Wenn man keine sachlichen Argumente mehr hat, du Sau, dann geht es nur mit persönlichen Diffamierungen!"

Wiederholungen noch immer beim Publikum beliebt

Wann immer Alfred Tetzlaff wieder auf deutschen Fernsehschirmen erscheint, sind auch heute noch gute Einschaltquoten sicher. Bereits in den 1970er-Jahren mischte sich die Politik ein, verlangte Entschärfungen und ließ Sendezeiten verlegen. Wolfgang Menge, Autor dieses Megaerfolgs nach britischem Vorbild, warf nach 25 Folgen schließlich entnervt das Handtuch. Doch der Erfolg von Deutschlands Kult-Sitcom hält unvermindert an. Folgen, wie der "Silvesterpunsch" oder der "Rosenmontagszug", werden jährlich aus gegebenem Anlass wiederholt.

Die Tetzlaffs bereiten den Silvesterpunsch vor. (v.l. Diether Krebs, Hildegard Krekel, Elisabeth Wiedemann und Heinz Schubert). © NDR/WDR
AUDIO: "Silvesterpunsch" läuft erstmals im Fernsehen (3 Min)

Der Schaufensterpuppen-Fotograf

Der Schauspieler und Fotograf Heinz Schubert posiert mit seiner Frau Ilse Schubert (Berlin1980). © picture alliance/United Archives Foto: United Archives / Helmut Reiss
Heinz Schubert - hier 1980 mit seiner Frau Ilse - war auch als Fotograf aktiv.

In seinen letzten Jahren widmete sich Heinz Schubert verstärkt seinem Hobby, dem Fotografieren. Bevorzugte Objekte waren dabei Schaufensterpuppen. 22.000 Exemplare aus aller Welt fotografierte er mit seiner Kamera. Mit seinen Arbeiten war der Künstler 1977 auch auf der documenta 6 in Kassel vertreten. 1979 veröffentlichte er einen Bildband mit Schwarzweiß- und Farbfotos.

Heinz Schubert starb im Alter von 73 Jahren am 12. Februar 1999 in Hamburg an einer Lungenentzündung. Er wurde in Wenningstedt auf der Insel Sylt beigesetzt. Dort starb am 13. Oktober 2017 seine Frau Ilse im Alter von 86 Jahren.

Weitere Informationen
Journalist und Fernsehautor Wolfgang Menge 1984 in seinem Arbeitszimmer. © picture-alliance/ dpa Foto: Dieter Klar

Wolfgang Menge: Visionär der TV-Unterhaltung

Bekannt wurde er durch die legendäre NDR Krimiserie "Stahlnetz". Der Drehbuchautor und Regisseur wurde am 10. April 1924 geboren. mehr

Diether Krebs © imago images/BRIGANI-ART

Diether Krebs: Charmebolzen und Fernseh-Ekel

In vielen Kultserien kalauerte sich Diether Krebs in die Herzen der Zuschauer - etwa in "Sketchup". Außerdem war er "Schwiegersohn der Nation". mehr

Helga Feddersen. © NDR/privat

Helga Feddersen: Großes Herz und große Klappe

Vielen ist sie als "Ulknudel" in Erinnerung, doch sie war weit mehr als das. Ein NDR Film zeigt Helga Feddersen kurz vor ihrem Tod 1990. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 31.12.2023 | 05:54 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Zeitgeschichte

Theater

Porträt

Mehr Geschichte

Schriftsteller Thomas Mann auf einer undatierten Aufnahme © picture-alliance / dpa Foto: Bifab

Thomas Mann: 100 Jahre "Der Zauberberg"

Für die "Buddenbrooks" erhielt Thomas Mann den Literaturnobelpreis. Sein Werk "Der Zauberberg" wird jetzt 100 Jahre alt. mehr

Norddeutsche Geschichte

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?