Heinz Schubert: Als "Ekel Alfred" bis heute unvergessen
Die Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele" machte ihn berühmt, noch immer kennt man "Ekel Alfred" und seine Sprüche. Heinz Schubert liebte vor allem das Theater. Am 12. Februar 1999 starb der Schauspieler in Hamburg.
Als er 1973 die Rolle des Alfred Tetzlaff in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele" übernahm, konnte Heinz Schubert nicht ahnen, dass ihn diese Figur ein Leben lang begleiten würde - und das, obwohl sie doch keineswegs den damals üblichen Klischees entsprach. "Ekel Alfred" nörgelte über Politik und schimpfte über seine liebe Familie, ganz besonders über seine manchmal naive Gattin Else (Elisabeth Wiedemann, später Helga Feddersen), die er gern verunglimpfte ("Das ist Punsch, du dusselige Kuh! Punsch! Punsch! Punsch!").
Seine Welt war eigentlich die Theaterbühne
Heinz Schubert liebte das Theaterspielen. Am 12. November 1925 geboren, besuchte er nach Wehrdienst und britischer Gefangenschaft in seiner Geburtsstadt Berlin drei Jahre lang verschiedene Schauspielschulen. Sein Lehrer, Hans Gaugler, stellte ihn Bertolt Brecht vor. Er wurde auf der Stelle für eine kleine Rolle in Brechts Inszenierung "Die Mutter" engagiert. Heinz Schubert blieb elf Jahre im Berliner Ensemble. Schon in den 1950er-Jahren arbeitete er auch als Filmschauspieler in verschiedenen DEFA-Produktionen, etwa in der Filmversion des Brecht-Dramas "Mutter Courage und ihre Kinder".
Nicht nur auf Hamburgs Bühnen präsent
Nach dem Bau der Berliner Mauer arbeite der Künstler nur noch in Westdeutschland. 1964 wirkte er in der US-amerikanischen Verfilmung von Erich Kästners "Emil und die Detektive" mit. Er verkörperte Herrn Grundeis, der dem Jungen Emil im Zug Geld aus der Jackentasche gestohlen hat.
Von 1968 an gehörte Schubert dem Ensemble des Hamburger Schauspielhauses an. In der Hansestadt stand er unter anderem als Dr. Relling in "Die Wildente" (1975) und als Irrenarzt in "Die Herzogin von Malfi" (1985) oder als Schigolch in Wedekinds "Lulu" (1988) auf der Bühne. 1991 war er am Pariser Odéon Théâtre unter Zadeks Regie in Shakespeares "Maß für Maß" zu sehen.
Weitere Rollen in Kinofilmen und im Fernsehen
In der Hansestadt erhielt er 1980 auch eine Dozentur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, wo er ab 1985 als Professor tätig war.
Neben seinen Engagements am Theater übernahm er immer wieder Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen: So spielte er etwa im Spielfilm "Der starke Ferdinand" (Regie: Alexander Kluge, 1976), in dem französischen Kinofilm "Chacun pour toi" (Die dreifache Locke, 1993), in dem ZDF-Vierteiler "Der große Bellheim" (1993) oder zusammen mit Diether Krebs in der ARD-Comedy-Serie "Mit einem Bein im Grab" (1996).
Paraderolle als erzkonservativer Wadenbeißer
Die ganz große Popularität kam für Heinz Schubert aber bereits 1973 mit der Rolle des Alfred Tetzlaff in der von Wolfgang Menge geschriebenen WDR-Serie "Ein Herz und eine Seele". Alfred ist der unterhaltsame Mittelpunkt, um den die Serie aufgebaut wurde. Dessen chauvinistisches, frauenverachtendes Auftreten richtet sich nur zu gern mit Verbalattacken gegen die SPD-Regierung, seinen liberal eingestellten Schwiegersohn Michael (Diether Krebs, später Klaus Dahlen), seine Frau, seine Tochter sowie alles vermeintlich Undeutsche.
Eine Auswahl seiner Sprüche unterstreicht die Wesenszüge von Alfreds Charakter:
- "Wenn es was Wichtiges ist, können Sie‘s nur mit mir besprechen. Ob Sie mit meiner Frau reden oder mit 'nem Känguru im Zoo, das kommt aufs Gleiche raus."
- "Der Sozi ist nicht grundsätzlich dumm, er hat nur sehr viel Pech beim Nachdenken."
- "Das ist mein Schwiegersohn, ein Anarchist, auf den müssen Sie aufpassen. Wenn der zu Ihnen in den Laden kommt, dann wird’s gefährlich. Der klaut schon aus ideologischen Gründen und nicht nur so zum Spaß."
- "Spaghetti? Ich heiße Alfred und nicht Alfredo!"
- "Wenn man keine sachlichen Argumente mehr hat, du Sau, dann geht es nur mit persönlichen Diffamierungen!"
Wiederholungen noch immer beim Publikum beliebt
Wann immer Alfred Tetzlaff wieder auf deutschen Fernsehschirmen erscheint, sind auch heute noch gute Einschaltquoten sicher. Bereits in den 1970er-Jahren mischte sich die Politik ein, verlangte Entschärfungen und ließ Sendezeiten verlegen. Wolfgang Menge, Autor dieses Megaerfolgs nach britischem Vorbild, warf nach 25 Folgen schließlich entnervt das Handtuch. Doch der Erfolg von Deutschlands Kult-Sitcom hält unvermindert an. Folgen, wie der "Silvesterpunsch" oder der "Rosenmontagszug", werden jährlich aus gegebenem Anlass wiederholt.
Der Schaufensterpuppen-Fotograf
In seinen letzten Jahren widmete sich Heinz Schubert verstärkt seinem Hobby, dem Fotografieren. Bevorzugte Objekte waren dabei Schaufensterpuppen. 22.000 Exemplare aus aller Welt fotografierte er mit seiner Kamera. Mit seinen Arbeiten war der Künstler 1977 auch auf der documenta 6 in Kassel vertreten. 1979 veröffentlichte er einen Bildband mit Schwarzweiß- und Farbfotos.
Heinz Schubert starb im Alter von 73 Jahren am 12. Februar 1999 in Hamburg an einer Lungenentzündung. Er wurde in Wenningstedt auf der Insel Sylt beigesetzt. Dort starb am 13. Oktober 2017 seine Frau Ilse im Alter von 86 Jahren.