Zeitreise: Die Geschichte vom Panzerkreuzer "Admiral Scheer"

Stand: 02.08.2024 14:21 Uhr

Das Panzerschiff "Admiral Scheer" der Deutschen Kriegsmarine kenterte im April 1945 in der Kieler Förde. Wissenschaftler der Kieler Universität haben es nun gesucht - und sind von dem Ergebnis ihrer Suche begeistert.

von Karl Dahmen

Eine Schwarzweißaufnahme eines Kriegsschiffes © NDR Foto: NDR Screenshot
Das Panzerschiff "Admiral Scheer" bei den Olympischen Spielen auf der Kieler Förde 1936.

Wenn man auf der Kieler Förde Richtung Norden an dem hohen Kran der Schiffswerft vorbeifährt, kommt man am Gelände des Marinearsenals vorbei. Hier liegen einige ausgemusterte Schiffe der Deutschen Marine, andere Schiffe werden repariert. Etwas entfernt von der Wasserkante, direkt am Hubschrauberlandeplatz, konnte jetzt ein Geheimnis gelüftet werden, das seit fast 80 Jahren tief in der Erde verborgen war.

Die "Admiral Scheer" kentert

Eine Schwarzweißaufnahme eines gekenterten Schiffes in einem Hafen © NDR Foto: NDR Screenshot
Die gekenterte "Admira Scheer" im Kieler Hafen.

Am 12. November 1934 wurde das Panzerschiff "Admiral Scheer" in Dienst gestellt. Das Schiff war ungefähr 186 Meter lang und hatte etwa 1.000 Mann Besatzung. Die Panzerung war teilweise bis zu 14 cm dick. Nach Einsätzen im Zweiten Weltkrieg lag sie schließlich an einer Kaimauer des Kriegshafens Kiel. Am 9. April 1945 griffen alliierte Flugzeuge Kiel an und einige Bomben brachten das große Schiff zum Kentern. Das Schiff drehte sich über Steuerbord und blieb fast auf dem Deck liegend in dem 10 Meter tiefen Hafenbecken liegen - 14 Marineangehörige starben. Nach dem Krieg wurde das Wrack aber nur zu einem geringen Teil ausgeschlachtet. Der Rest der "Admiral Scheer", mitsamt dem Hafenbecken, verschwand unter einem Trümmerhaufen. Lange wusste man nicht, wo das Wrack genau ruht. Die meisten Experten nahmen an, es würde unter dem heutigen Parkplatz des Arsenals liegen.

Die Suche nach dem Panzerschiff

Eine Luftbildaufnahme mit einem Overlay © NDR Foto: NDR Screenshot
Das Seismik-Profil der "Admiral Scheer" unter der Erde.

Für ein Team der Kieler Universität war die Suche eine Herausforderung. Sie wollten genau wissen, wo die "Admiral Scheer" ihr Grab gefunden hat. Der Geophysiker Dennis Wilken erzählt, dass die Wissenschaftler verschiedene Methoden ausprobiert haben und sich schließlich für die Seismik entschieden haben. Dabei breiten sich Erschütterungswellen im Sediment beziehungswiese im Gestein aus. Die seismischen Wellen werden künstlich erzeugt, etwa durch einen Schlag mit einem Hammer auf eine Metallplatte.

Zwischen einer Straße und einem Bach

Mit der Hilfe dieser Messmethode war es schließlich möglich, das Wrack der "Admiral Scheer" zu orten. Dabei hat man festgestellt, dass noch fast 70 Prozent des Panzerschiffes unter dem Gras verborgen sind. Dazu gehören viele Aufbauten und wahrscheinlich auch schwere Geschütztürme. All das liegt im verschütteten Hafenbecken. Das Wrack befindet sich auch nicht unter dem Parkplatz, sondern wie jetzt herausgefunden unter einer Rasenfläche. Die Wissenschaftler finden es faszinierend, dass man dort, wo früher das Hafenbecken war, spazieren gehen kann. Für sie war die Suche ein voller Erfolg. 1945 galt die Kieler Förde als größter Schiffsfriedhof der Welt, in dem Hunderte von Wracks lagen. Geblieben ist ein Einziges: das Panzerschiff "Admiral Scheer". Nun weiß man auch genau, wo sein Grab unter dem Rasen liegt.

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Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 04.08.2024 | 19:30 Uhr

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