St. Michaelis - Die "Gottesburg" von Hildesheim
Denkmal für den Erzengel Michael
Der Name Michaeliskirche rührt her von der Michaelisverehrung, die unter den Ottonen ihren Höhepunkt erreichte. Der Erzengel Michael war der Anführer der Himmlischen Heerscharen und Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches. Er gilt als Verteidiger gegen die Mächte der Finsternis. Bernward baute dem Erzengel ein Denkmal - die Kirche erinnert aber auch an den Bischof selbst. So plante er beim Bau der Basilika bereits seine eigene Grabstätte in der Krypta (Unterkirche) im Westteil. Dieser Bereich galt zur damaligen Zeit als Ort der Dämonen. Über der Krypta ließ er den Mönchschor errichten, damit ihm hier ein "fürbittendes Gebet" gesprochen werden konnte. Am 29. September 1015, dem Michaelistag, weihte Bernward die Unterkirche ein. Am 20. November 1022 verstarb er im Michaeliskloster und fand in der Krypta seine letzte Ruhe. Erst elf Jahre später erfolgte die endgültige Weihe der Kirche durch Bernwards Nachfolger Godehard.
Ausrichtung nach Osten
Das Zentrum und der theologische Mittelpunkt der Kirche lagen im Osten. Denn die Menschen beteten nach Osten in Richtung der aufgehenden Sonne. Alle Altäre sind deshalb gen Osten ausgerichtet. Der Kreuzaltar, der den Mittelpunkt der Kirche bildete, ist heute nicht mehr erhalten. Auf dem Altar stand einst das Bernwardkreuz mit der Kreuzreliquie, das heute im Dom-Museum zu besichtigen ist.
Zahlenmystik und Engelsymbolik
Die geometrische Ordnung setzte sich im Inneren der Kirche fort. Die damalige Landesbischöfin Margot Käßmann bekannte in der Festschrift: "Immer wieder fasziniert mich, in welcher Weise in dieser Kirche die Symbolsprache des Glaubens durch die Architektur ausgedrückt wird - etwa durch die sich wiederholende Zahl 3 für die Trinität oder die Zahl 9 für die Himmelschöre." Bernward ließ neun Engelskapellen bauen, weil die Himmelsgeschöpfe in neun Kategorien aufgeteilt wurden. Auch auf seinem Sarkophag befinden sich neun Engel-Embleme. Darüber hinaus setzt sich die Kirche aus neun Quadraten zusammen. Das Quadrat und damit die Zahl 4 spielt in der christlich-mittelalterlichen Zahlenmystik ebenfalls eine entscheidende Rolle. Vier ist die Zahl des Kreuzes, der Totalität und Vollkommenheit, und lässt die Räume harmonisch wirken.
- Teil 1: Ein Bauwerk zum Dank an Gott
- Teil 2: Denkmal für Erzengel Michael
- Teil 3: Wechselvolle Geschichte