Amalgam: Wie schädlich ist die Zahnfüllung?

Stand: 13.02.2024 12:29 Uhr

Zahnfüllungen aus Amalgam sind umstritten, weil sie giftiges Quecksilber enthalten. Wie gefährlich sind sie für die Gesundheit? Sollte man seine Amalgamplomben entfernen lassen?

Jeder dritte Mensch in Deutschland hat eine Zahnfüllung aus Amalgam. Das Material gilt als haltbar und kostengünstig. Aus ökologischen, nicht aus gesundheitlichen Gründen sind die quecksilberhaltigen Amalgamplomben in der EU ab 2025 verboten.

Amalgamfüllung nicht ohne Anlass entfernen

Wer eine Amalgamfüllung hat, sollte diese nicht ohne Anlass entfernen lassen, raten Zahnärztinnen und Zahnärzte. Nur beim Legen und Entfernen werden geringe Mengen von Quecksilber freigesetzt. Erst wenn die Füllungen undicht werden oder sich ein Spalt zum Zahn bildet, ist das Entfernen zu empfehlen - denn dann besteht die Gefahr, dass sich an dieser Stelle Karies bildet.

Giftige Quecksilberdämpfe aus Amalgamfüllungen

Amalgam besteht zu 50 Prozent aus Quecksilber, gebunden in einer Legierung aus Silber, Kupfer, Zink und Zinn - daher besteht keine Gefahr, wenn eine Amalgamplombe fest im Zahn sitzt. Die Metallmischung wird in fertigen Dosierungen an Zahnarztpraxen geliefert. Giftig ist Amalgam allerdings, wenn man es im gasförmigen Zustand einatmet. Quecksilberdämpfe entstehen:

  • eine Stunde lang nach dem Legen der Füllung. So lange braucht die Füllung, um auszuhärten.
  • beim Entfernen der Füllung durch die Hitze des Bohrers, falls dieser mehr als 50 Grad heiß wird

Die Belastung durch freiwerdendes Quecksilber beim Ausbohren einer Füllung ist laut Expertinnen und Experten sehr gering, sodass nicht klar ist, ob dadurch Schäden entstehen können. Für eine Quecksilbervergiftung ist dagegen die Aufnahme enormer Mengen nötig. Sie führt unter anderem zu schwerwiegenden Vergiftungssymptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Zittern.

Schutzmaßnahmen beim Entfernen von Amalgam

Trotz der geringen Menge an Quecksilberdämpfen sollten beim Entfernen von Amalgamfüllungen einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:

  • Den Mund der Betroffenen mit einem Silikonschutz auskleiden - einem "Kofferdam", damit kein Amalgam verschluckt wird.
  • Die Betroffenen sollten eine spezielle Luftzufuhr erhalten, ansonsten wird das gasförmige Quecksilber über Lunge und Nase aufgenommen.

Amalgam gilt als Sondermüll und muss in speziellen Behältern ("Abscheidern") entsorgt werden, damit es nicht in die Umwelt gelangt.

Was passiert, wenn eine Amalgamfüllung verschluckt wird?

Da das Quecksilber in der Amalgamlegierung gebunden ist und nur beim Einlegen oder Ausbohren austreten kann, besteht keine Gefahr beim Verschlucken. Die Füllung wird nach einigen Tagen auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden.

Anwendung bei Kindern, Schwangeren und Stillenden verboten

Schon jetzt begrenzt das EU-Recht die Anwendung von Amalgam: Bei Jugendlichen unter 15 Jahren, bei Schwangeren und bei Stillenden sollten keine Amalgamfüllungen gelegt oder entfernt werden.

Quecksilber-Belastung durch Amalgam

In Deutschland hat jeder Mensch durch Umweltbelastungen im Durchschnitt 1,5 Mikrogramm Quecksilber in einem Liter Blut. Bei fünf bis sechs Amalgamfüllungen erhöht sich die Belastung um das Doppelte bis Dreifache. Doch auch in diesem Fall bleibt sie unter dem Grenzwert von 5 Mikrogramm, der als unschädlich gilt. Das Robert Koch-Institut sieht keine Belege, dass kleinste Mengen Quecksilber die Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, ALS, Autismus, Multiple Sklerose oder Hormonstörungen fördern. Aus Mangel an Daten bestehe allerdings ein Restrisiko.

Speisefische enthalten oft mehr Quecksilber als Amalgamfüllungen

Speisefische wie Thunfische und Barsche können übrigens 20- bis 40-mal so viel Quecksilber enthalten wie eine Zahnfüllung aus Amalgam. Auch bei Lachs und Dorade ist der Quecksilberwert deutlich erhöht.

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