Kreidezähne bei Kindern: Ursachen für MIH noch unklar
Eine frühzeitige Diagnose betroffener Kreidezähne (MIH) bei Kindern ist wichtig. Die Ursache der MIH ist ungeklärt. Deshalb lässt sie sich nicht heilen, aber mittlerweile gut behandeln.
Der medizinische Fachbegriff für Kreidezähne lautet "Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation", kurz MIH. Es handelt sich dabei um eine entwicklungsbedingte Störung während der Zahnschmelzbildung. Hypomineralisation bedeutet, dass sich in den Zahnschmelz, also die äußere Schicht des Zahns, nicht ausreichend Mineralien (Kalzium und Phosphat) eingelagert haben. Dadurch ist der Zahnschmelz nicht ausreichend ausgehärtet.
Kreidezähne: Symptome bei Zahnschmelzdefekt früh erkennbar
Einen Kreidezahn kann man bereits beim Durchbrechen durch das Zahnfleisch erkennen: Die Zähne weisen eine meist gelbliche oder bräunliche Verfärbung auf. Häufig sind sie bei einem Zahnschmelzdefekt zudem rau und porös. In ausgeprägten Fällen kommt es bereits zu diesem Zeitpunkt zum Abbröckeln von Zahnschmelz. Von Symptomen betroffen sind hauptsächlich bleibende Backenzähne (Molaren) und weniger häufig Schneidezähne (Inzisiven). In seltenen Fällen kommt es bei Milchzähnen zu MIH.
Die zahnärztliche Diagnose eines Kreidezahns ist von Karies meist eindeutig abgrenzbar. Die Verfärbungen und porösen Stellen treten bei MIH an Stellen auf, die für eine Karieserkrankung untypisch sind - etwa an Glattflächen und Höckerspitzen.
Durch die Porosität sind die Zähne in den meisten Fällen hypersensibel, reagieren also empfindlich auf Berührung, Kälte oder Hitze. Zudem sind sie durch den weichen Zahnschmelz extrem anfällig für Karies und weitere Schäden durch Abnutzung.
MIH betrifft viele Kinder in Deutschland
Gegenwärtig sind laut Schätzungen in Deutschland bis zu 20 Prozent aller 12-Jährigen betroffen. Bei etwa 30 Prozent davon handelt es sich um schwere Formen von MIH. Wann genau es zu der ungenügenden Mineralisierung des Zahnschmelzes kommt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Die Zahnentwicklung beginnt bereits während der Schwangerschaft und reicht bis weit in das erste Lebensjahrzehnt des Kindes hinein. Daraus ergibt sich ein vergleichsweise langes Zeitfenster, in dem es zu einer Störung der Schmelzbildung kommen könnte. Sobald ein Zahn fertig entwickelt ist, kann MIH nicht mehr initial auftreten. Ist jedoch ein Zahnschmelzdefekt vorhanden, bestehen die Probleme ein Leben lang fort.
Ursachen für den Zahnschmelzdefekt noch ungeklärt
Über die Ursachen für die Hypomineralisation sowie den konkreten Zeitpunkt der Schädigung wird wissenschaftlich diskutiert. Trotz zahlreicher Untersuchungen konnte bislang keine spezifische Ursache ausgemacht werden. Es gibt zahlreiche Hypothesen. Dazu zählen:
- frühkindliche Erkrankungen und entsprechenden Medikamentengaben (Antibiotika)
- Mangel an Vitamin D
- Umweltgifte und Kunststoffe: Dioxine des Weichmachers Bisphenol A standen bis vor einigen Jahren im Fokus der Forschung. Nach derzeitigen Erkenntnissen geht das Bundesamt für Risikobewertung davon aus, dass es eher kein auslösender Faktor ist.
Im Moment geht man in Fachkreisen nicht davon aus, dass Faktoren wie Ernährung, Lebensstil oder Genetik eine Rolle bei der Erkrankung spielen. Auch sozioökonomische Faktoren und das Geschlecht scheinen nicht relevant zu sein: MIH trifft gleichermaßen Jungen wie Mädchen, ärmere wie reichere Menschen.
Behandlung: Therapiemöglichkeiten bei MIH
Aufgrund fehlender Erkenntnisse über die Ursachen von MIH lassen sich derzeit auch keine spezifischen vorbeugenden Maßnahmen empfehlen. Auch eine Behandlung, die MIH heilen würde, gibt es nicht.
Je nach Ausprägung sind aber Therapiemaßnahmen sinnvoll, um weitere Schäden am Zahn zu verhindern. Kreidezähne sind durch den porösen Zahnschmelz grundsätzlich besonders anfällig für Karieserkrankungen.
Bei MIH gilt es Zucker- und säurehaltige Nahrungsmittel zu vermeiden, um den Mikroorganismen in der Mundhöhle die Grundlagen für eine Kariesentstehung zu entziehen. Zudem ist eine sehr gute Zahnhygiene wichtig. Aufgrund der überempfindlichen Kreidezähne sind das Putzen und auch Zahnbehandlungen häufig schmerzhaft.
Eine zahnärztliche Behandlung von MIH hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab:
Mildere Formen (Verfärbungen, Porosität):
- regelmäßige zahnärztliche Kontrollen alle drei bis sechs Monate
- Versiegelung der Furchen (Fissuren) betroffener Backenzähne
- Anwendung von hochkonzentriertem Fluoridlack (besser geeignet als Fluoridgel, da weniger sauer)
- Einsatz einer Wirkstoffkombination aus Kalciumkarbonat und Arginin zur Reduktion der Hypersensibilität
Stärkere Formen (Höckerfrakturen):
- Bröckeliger Zahnschmelz sollte entfernt und die betroffenen Stellen mit einem Glasionomerzement abdeckt werden, um einen weiteren Verfall zu stoppen.
- später gegebenenfalls. Kronen aus Stahl oder Restauration
- In extremen Fällen wird möglicherweise eine Entfernung des betroffenen Zahns und ein kieferorthopädischer Lückenschluss notwendig.
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