Stand: 25.05.2020 14:24 Uhr

Was wir in der Medizin von Tieren lernen können

Jemand füllt mit einer Pipette Reagenzgläser © Sven Hoppe - Fotolia.com
Forscher untersuchen im Labor Enzyme von Tieren, die auch uns nützlich sein könnten.

Ob Schlangengift, Schneckenschleim oder Axolotl-Enzyme: Vieles, was Tieren beim Überleben hilft, kann auch für die Humanmedizin von großem Nutzen sein. Forscher entdecken immer mehr Verhaltensweisen und biochemische Substanzen, die bei der Heilung von Krankheiten helfen oder sogar Leben retten können.

Schnecken kitzeln für die Wissenschaft

Normalerweise sondern Schnecken einen Abwehrschleim ab, um sich zu schützen, zum Beispiel vor Käfern, die sie anknabbern wollen. Betreiber von sogenannten Schneckenfarmen stellen Forschern dieses Substrat zur Verfügung. Einfach dadurch, dass sie die Schnecken quasi kitzeln und damit die Produktion des Schleims anregen. Forscher an der Universität Wien untersuchen den Schleim als Kleber. Sie vermuten, dass er nicht nur antibakteriell wirkt und wie ein Pflaster auf Wunden aufgetragen werden, sondern auch Organe oder Muskeln zusammenhalten kann.

Mit Spitzmäusen das Knochenwachstum verstehen

Während der Mensch seine Knochen nicht einfach vergrößern oder verkleinern kann, variieren Spitzmäuse laut Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Ornithologie ihre Kopfgröße um bis zu 20 Prozent im Jahr. Zellen in ihren Knochen sorgen für einen Auf- oder Abbau von Mineralien. Das Ergebnis: Im Winter schrumpfen die Köpfe der Mäuse, sodass nur noch ein entsprechend kleinerer Körper mit Energie versorgt werden muss, im Sommer wachsen sie wieder. Vor allem Menschen mit Osteoporose, dem sogenannten Knochenschwund, könnten die Forschungsergebnisse helfen, denn am Beispiel der Spitzmaus hoffen Wissenschaftler auch auf Erkenntnisse, welche Stoffe die Knochen dünner oder poröser machen.

Den Stoffwechsel wie ein Schwarzbär kontrollieren

Forscher gewinnen durch Tiere auch Erkenntnisse über unsere innere Uhr, das Leben und das Sterben. Denn so, wie der Schwarzbär seinen Stoffwechsel zum Winterschlaf herunterfahren muss, so könnte das Herunterfahren und Kontrollieren des Stoffwechsels irgendwann das Überleben von Menschen sichern. Laut dem norwegischen Physiologen Øivind Tøien könnten Mediziner so die Überlebenschancen bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Und selbst Chamäleons in Madagaskar, deren Population einmal pro Jahr stirbt, wenn sie ihre Eier für eine neue Generation abgelegt haben, verraten uns laut Studien genaueres über den Prozess des Sterbens - welche Gene oder Hormone etwa daran beteiligt sind. Noch müssen Wissenschaftler auch hier noch weiter forschen, um Rückschlüsse auf den Menschen ziehen zu können. Doch etliche Teilerkenntnisse machen Hoffnung, dass das Wissen um die Überlebensstrategien von Tieren auch die menschliche Gesundheit deutlich verbessern kann.

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