Thoracic-Outlet-Syndrom: Engpass zwischen Hals und Schulter

Stand: 16.02.2024 00:07 Uhr

Beim Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS) werden zwischen Hals und Brust Nerven oder Blutgefäße eingeengt. Mögliche Folgen: Schulterschmerzen, Nackenprobleme, Schwäche und Taubheit in Armen und Händen.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Unterschieden werden drei Arten von Thoracic-Outlet-Syndrom, je nachdem welche Strukturen eingeengt sind. Am häufigsten sind Nerven betroffen (Nervenkompression). Aber auch Durchblutungsstörungen der Venen oder der Arterien durch Engstellen im Bereich zwischen Hals, Schlüsselbein, Schulter und oberen Rippen können zu den typischen bewegungsabhängigen Beschwerden führen.

Symptome des Thoracic-Outlet-Syndroms (TOS)

Am häufigsten kommt es zu einer Einengung von Nerven (Nervenkompression, neurogenes TOS). Mögliche Folgen sind Schwäche oder Taubheit der Hand, schwache Handmuskulatur aber auch Kribbeln, Prickeln, Taubheit sowie Schwäche und Schmerzen an Hals, Brust, Schulter und Armen, insbesondere bei Über-Kopf-Arbeiten oder anderen verstärkte Armbewegungen.

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Nervenkompression kann fehlgedeutet werden

Mitunter werden die Symptome fälschlich als Herzenge (Angina pectoris) gedeutet, doch anders als bei der Herzkrankheit nehmen die Symptome beim TOS nicht unter körperlicher Belastung wie Treppensteigen zu, sondern beim Heben des Arms. Auch eine Verwechslung mit einem Karpaltunnelsyndrom ist möglich, wenn Gefühlsstörungen an der Hand im Vordergrund stehen.

TOS mit Durchblutungsstörungen

Eine Einengung der großen Venen im Hals- und Brustbereich, das venöse TOS, führt zu geschwollenen, manchmal bläulich verfärbten Armen, Händen und Fingern sowie einem Schweregefühl im Nacken und in den Armen. Bilden sich dann Blutgerinnsel (Thromben) in den Venen in der Achsel oder unter dem Schlüsselbein gebildet, sprechen Mediziner von einem Paget-von-Schroetter-Syndrom.

Die seltenste und gefährlichste Form des TOS ist das arterielle Thoracic-Outlet-Syndrom, eine Kompression der Arterien. Es führt zu einer beeinträchtigten Durchblutung der Arme, Hände und Finger, die dann weiß erscheinen können. Zu den möglichen Folgen gehören eine gesteigerte Kälteempfindlichkeit, Taubheit, Schmerzen oder schlecht heilende Hautwunden.

Häufige Ursachen von TOS und Skalenussyndrom

Eine Vielzahl von Knochen- und Weichteilveränderungen können die Gefäße und Nerven unter Druck setzen. Häufig entsteht die Engstelle in der natürlichen sogenannten Skalenuslücke zwischen den Skalenusmuskeln am seitlichen Hals (Skalenussyndrom). Risikofaktoren für das TOS sind schlechte Körperhaltung, das Tragen schwerer Lasten auf der Schulter, Schleudertrauma, Gewichtheben sowie Sportarten mit wiederholten Arm- und Schulterbewegungen (z.B. Schwimmen, Golf, Volleyball) ungünstige Schlafpositionen, aber auch Anspannung durch Depressionen und Stress. Weitere Ursachen sind Veränderungen am Schlüsselbein, beispielsweise nach einem Bruch. Manchmal stecken Tumore im oberen Brust- oder Achselbereich dahinter.

Halsrippe als seltene Ursache

Das Thoracic-Outlet-Syndrom kann auch Folge einer sogenannten atavistischen Halsrippe sein. Diese eigentlich harmlose Anomalie, ein Relikt der Evolution, ist bei etwa jedem hundertsten Menschen am siebten Halswirbel zu finden und verursacht meist keine Beschwerden. Manchmal engt sie aber auch Nerven und/oder Blutgefäße ein und führt zu einem TOS. Mediziner sprechen dann auch von einem sogenannten Halsrippensyndrom, weitere Namen sind Adson-Coffey-Syndrom oder Naffziger-Syndrom.

Diagnose eines Thoracic-Outlet-Syndroms

Zur Diagnose des TOS können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehören:

  • körperliche Untersuchung mit Abtasten der Schlüsselbeingrube, Druckschmerz kann auf ein TOS hinweisen
  • Tests der Arm- und Schulterbewegung mit Kontrolle von Puls, Kraft und Gefühl in den Armen und Händen
  • spezielle Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und der Halswirbelsäule, um Anomalien der Halswirbelsäule oder eine zusätzliche Rippe zu finden
  • Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit (Elektroneurografie)
  • Ultraschall-Strömungsmessung der Arterien und Venen (Duplexsonografie) und/oder Angiographie zur Überprüfung de Durchblutung
  • Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), zum Beispiel um Entzündungen oder Gewebeneubildungen zu erkennen
  • Manchmal braucht man spezielle Schichtaufnahmen mit Kontrastmittel, um den Auslöser zu finden

Behandlung eines Thoracic-Outlet-Syndroms

Bei der Therapie des Thoracic Outlet-Syndroms geht es darum, die Einengung der Nerven und Gefäße zu beseitigen, um die bestehenden Symptome zu beseitigen und Folgeschäden wie dauerhafte Schmerzen, Schwellungen, Blutgerinnsel, Nervenschäden oder auch Geschwüre an den Fingern zu verhindern.

Um bedrängten Nerven wieder mehr Platz zu verschaffen, wird oft Physiotherapie eingesetzt. Mit gezielter Dehnung und Kräftigung soll ein muskuläres Ungleichgewicht ausgleichen und die Haltung verbessert werden. Unterstützend können Kinesio-Tapes wirksam sein. Auch Cortison-Spritzen in betroffene Halsmuskeln (Skalenus-Muskeln) werden eingesetzt. Ist eine Venen-Thrombose die Ursache, kann das Blutgerinnsel manchmal mit blutverdünnenden Medikamenten wieder aufgelöst werden. Gegen die Schwellung hilft Hochlagerung des betroffenen Armes. In ausgeprägten Fällen ist aber eine operative Entfernung des Gerinnsels nötig.

Operation beim Thoracic-Outlet-Syndrom

Bei ausgeprägten Symptomen von Nervenkompressionen und bei gefährlichen Gefäßeinengungen kann eine Entfernung der umgebenden Strukturen erforderlich sein, die für die Einengung verantwortlich sind, z.B. bestimmte Muskeln, zusätzliche verdickte Bänder, oder auch die erste Rippe. Beim Halsrippensyndrom wird die zusätzlich gewachsene Halsrippe operativ entfernt.

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