Zwei Senioren trainieren mit einer Trainerin mit kleinen Kurzhanteln auf Gymnastikbällen. © Colourbox Foto:  Kzenon

Sport hilft gegen Krebs

Stand: 12.09.2022 10:52 Uhr

Wer regelmäßig Sport treibt, senkt damit sein Krebsrisiko. Bei Krebspatienten mindern Bewegung und Muskelaufbau die Nebenwirkungen der Chemotherapie und das Rückfallrisiko – und sie bessern das Befinden.

Regelmäßige Bewegung hilft auf vielerlei Weise gegen Krebs: vorbeugend, unterstützend während einer Krebstherapie und in der Nachsorge, um einen Rückfall zu verhindern. Das ist das Fazit umfassender Forschung: In den vergangen 15 Jahren wurden weltweit über 800 Studien dazu erstellt. Besonders gut belegt ist diese Wirkung für Brust- und Darmkrebs. Aber auch für Gebärmutter- oder Speiseröhrenkrebs und Krebs an Magen, Niere oder Blase konnten positive Effekte nachgewiesen werden. Nicht für alle Krebstypen scheint die vorbeugende Wirkung von Sport allerdings gleich stark auszufallen. Es wird intensiv weiter geforscht.

 

Sport hilft gegen Nebenwirkungen der Krebstherapie wie Fatigue

Deutlich positive Wirkungen zeigen sich insbesondere auch in der Begleitung von Krebstherapien durch Bewegung. Schon alltägliche Bewegung wie Spazieren, Fahrrad fahren oder Gartenarbeit kann helfen, die Ausdauer zu verbessern und die Muskeln zu kräftigen. Daneben natürlich Sport nach individueller Neigung und persönlicher Fitness - etwa Walking, Tanzen oder Ballspiele.

Körperliche Aktivität reduziert typische Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit durch Chemo-, Strahlen- oder antihormonelle Therapien. Wissenschaftler am Krebsforschungszentrum Heidelberg konnten zeigen, dass körperlich aktive Brustkrebs-Patientinnen wesentlich weniger an Fatigue, also der chronischen Erschöpfung bei Krebs, leiden.

Vibrationstherapie gegen neurologische Nebenwirkungen

Sport und Entspannungsmethoden tragen dazu bei, dass Menschen eine Krebsbehandlung besser vertragen und seltener abbrechen. Denn Nebenwirkungen einer Chemo können so störend werden, dass die Betroffene die weitere Therapie verweigern. Hier kann individuelle Bewegungstherapie ansetzen. So etwa bei einer Polyneuropathie (Erkrankung der Nervenzellen mit Empfindungsstörungen), einer der häufigen Begleiterscheinungen der Chemotherapie. Bei Polyneuropathie in den unteren Extremitäten konnte eine Bewegungstherapie mit Vibrationsplatten nachweislich Erfolge erzielen.

Sport reduziert Nebenwirkungen der Krebstherapie so effektiv wie Medikamente

Nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft ist die Behandlung von Nebenwirkungen mit onkologischer Bewegungstherapie genauso erfolgreich möglich wie mit Medikamenten. Für den besten Effekt ist es dabei wichtig, die Bewegungstherapie je nach den Nebenwirkungen individuell auf jeden Krebspatienten zuzuschneiden. Haben Krebs und Chemotherapie beispielsweise einen starken Gewichts- und Muskulaturverlust zur Folge (Kachexie), dann steht Muskelaufbau oder zumindest Muskelerhalt durch ein individuelles Krafttraining im Vordergrund.

Und auch Erkrankte, die nur palliativ behandelt werden oder nicht selbst aktiv trainieren können, profitieren von einer Bewegungstherapie. Ihnen kann eine Ganzkörper-Elektromyostimulation helfen. Bei der Elektromyostimulation (EMS) werden Elektroden an den Körper gelegt, elektrische Impulse aktivieren die Muskulatur.

Positiver Einfluss von Sport auf die Psyche bei Krebs

Sport verbessert nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die Psyche. Mit der Bewegungstherapie können Betroffene selbst etwas für ihr Befinden tun. Allein das Gefühl der Selbstwirksamkeit hat oft schon einen sehr starken Effekt: Das Selbstbewusstsein wird dadurch gestärkt und die Lebensqualität insgesamt gesteigert. Die Bewegung mindert Ängste und hellt die Stimmung auf.

Krebs: Sport in der Gruppe von Vorteil

Feste Trainingszeiten sorgen für eine Struktur im Alltag und lenken die Gedanken von der Krebserkrankung ab. Auch der Austausch mit Menschen, die das gleiche Schicksal teilen, kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken. Dabei ist es wichtig, den Trainingsplan individuell an die körperlichen Möglichkeiten der Betroffenen anzupassen. Zum Beispiel haben Brustkrebs-Patientinnen häufig Angst, ihren Körper zu belasten und trotz der empfindlichen Operationsnarben zu trainieren.

Sport und Krebs: Genaue Vorgänge im Körper noch unbekannt

Die biologischen Vorgänge, warum Sport diesen unmittelbaren Einfluss auf Krebserkrankungen hat, sind noch immer weitgehend unbekannt. Das liegt vor allem daran, dass die Krebsentstehung ein komplexer Vorgang ist. Wissenschaftler vermuten, dass Bewegung entzündungshemmende Prozesse im Körper anstößt und die Menge entzündlicher Botenstoffe reduziert. Laborstudien zeigen: Mit wachsender Muskelmasse schüttet der Körper mehr hormonähnliche Myokine aus - je größer die Menge der Myokine, desto langsamer wachsen die Tumorzellen.

Sicher ist, dass Sport den Stoffwechsel anregt und dabei hilft, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Bei Frauen mit hormonabhängigen Tumoren wird messbar der Östrogenspiegel im Blut gesenkt. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Sport Reparaturmechanismen der Erbsubstanz verbessert.

Individuelle onkologische Bewegungstherapie keine Kassenleistung

Lebensqualität, Körperfunktionen und Lymphsystem, Erschöpfung (Fatigue), Ängste und Depression: All dies kann Sport im Rahmen einer Krebstherapie positiv beeinflussen. Obwohl anhand vieler Studien feststeht, dass die individuelle Bewegungstherapie Menschen in Krebsbehandlung hilft, ist sie derzeit nur für Patienten in Studien oder für Selbstzahler möglich.

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