Eine Mücke saugt auf einer Hand Blut. © Colourbox Foto: -
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AUDIO: Fangen und Einfrieren: Mückenmonitoring in Deutschland (4 Min)

Sommerregen und Wärme - Wellness-Programm für Stechmücken

Stand: 20.07.2024 07:00 Uhr

Der frühsommerliche Regen in Norddeutschland könnte auch das Mückenjahr beeinflusst haben. Denn er hat viele kleine, stehende Gewässer entstehen lassen. Bei hohen Temperaturen entwickeln Mücken sich schneller, und auch Krankheiten können sie leichter übertragen. Das kommt allerdings in Deutschland nicht so häufig vor wie in tropischen Regionen.

von Sarah Emminghaus

Die klassische Stechmücke ist für viele die Culex pipiens, auch bekannt als gemeine Hausmücke. Sie zeigt ein besonders charakteristisches Verhalten. “Wenn wir die im Schlafzimmer haben und die fliegt an mit ihrem lieblichen Summton, diesem psss - dann werden wir fast irre, weil wir am Einschlafen sind oder vielleicht schon geschlafen haben”, sagt die Biologin Doreen Werner. “Und wir schlagen sie weg. Sie setzt sich irgendwo an die Decke an die Wand und wartet, bis wieder Entwarnung gegeben ist. Und dann fliegt sie wieder an, und dann sind wir gerade wieder im Einschlafprozess."

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Mücken einfrieren für die Wissenschaft

Welche Mücken mit welchen Übertragungsrisiken überhaupt unterwegs sind, wird unter anderem in Hamburg und Brandenburg erforscht. Doreen Werner hat den Mückenatlas gegründet, ein Citizen-Science-Projekt am Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung im brandenburgischen Müncheberg. Jeder kann zuhause Mücken fangen und sie einschicken, um sie bestimmen zu lassen - idealerweise nicht plattgehauen, sondern lebend mit einem Glas gefangen und vor der Einsendung über Nacht im Gefrierschrank gelagert.

Projekte wie dieses haben gezeigt, dass neben der gemeinen Hausmücke auch die Aedes vexans in Deutschland weit verbreitet ist. Sie ist auch als Rheinschnake bekannt und tritt vor allem in Überschwemmungsgebieten auf - also auch nach Starkregenereignissen wie in den vergangenen Wochen. 

Tigermücke ist ein "Kamikazeflieger"

Der Mückenatlas wurde 2011 gegründet, als erstmals Tigermücken in Deutschland entdeckt wurden. Eine potenziell gefährliche Mückenart aus den Tropen gab es plötzlich auch hier. Tigermücken verhalten sich ganz anders als die gemeinen Hausmücken: Werner bezeichnet sie als “Kamikazeflieger”. Denn anders als unsere Hausmücke lässt die Tigermücke sich nicht dadurch verunsichern, dass Menschen sie wegschlagen, sondern sie ist sehr penetrant. Außerdem ist sie auch tagsüber aktiv und nicht nur in der Dämmerung und der Nacht. 

Die Tigermücke kommt bislang vor allem im Süden Deutschlands vor, aber auch in Berlin. Nördlicher wurde sie noch nicht entdeckt. Sie kann zwar theoretisch viele Krankheitserreger wie zum Beispiel das Zikavirus übertragen - in Deutschland hat sie aber ohne Reisevorgeschichte bislang offenbar noch nie jemanden infiziert.

Mückenfallen mit Kohlenstoffdioxid

Mückenforscher Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg © Bernhard-Nocht-Institut Hamburg
Geht mit Fallen deutschlandweit auf Mückenjagd: der Hamburger Forscher Renke Lühken.

Auch Mückenforscher Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg will wissen, wo welche Mückenarten vorkommen. Dafür hat er an rund 30 Standorten deutschlandweit Mückenfallen aufgestellt, auch im Garten seines Instituts in der Nähe der Landungsbrücken. "Stechmückenfallen funktionieren in der Regel immer nach demselben Prinzip", erklärt er. Die Fallen stoßen Kohlenstoffdioxid aus, das lockt die Mücken an. Dann werden sie in ein Netz gesaugt. 

Die gefangenen Mücken kommen in Lühkens Labor und werden dort untersucht. Auch darauf, ob sie Viren in sich tragen. Stechmücken können Krankheiten weitergeben. In Deutschland überträgt auch die gemeine Hausmücke zum Beispiel hin und wieder das West-Nil-Virus, das allerdings vor allem für Pferde gefährlich ist. Außerdem fressen Vögel oder Frösche Mücken. Invasive Arten wie die Tigermücke können so Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen, falls sie einheimische Arten verdrängen.

Tigermücken brüten auch in Cola-Dosen, Hausmücken in Regentonnen

Alle Stechmücken brauchen Gewässer, weil dort die Weibchen Eier ablegen. Im Wasser entwickeln die Eier sich zu Larven und später zu Mücken. Unterschiedliche Mückenarten mögen unterschiedliche Gewässer - manche Mücken brüten am liebsten in Regentonnen, andere auf Friedhöfen, wieder andere in Waldtümpeln oder Wiesenpfützen.

Eine Mückenfalle am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg © Sarah Emminghaus
So sehen die Mückenfallen aus, die Forscher am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg verwenden.

“Eine Art, die in einem Waldtümpel zur Entwicklung kommt, würde nie in eine Regentonne gehen", sagt Mückenforscherin Doreen Werner. Typisch sei zum Beispiel, dass invasive Arten auf kleinste Wasseransammlungen angepasst sind. Beispielsweise würden Arten wie die Tigermücke auch in einer Cola-Dose mit Restflüssigkeit brüten.

Dagegen brütet die gemeine Hausmücke gern in Regentonnen. Weil Mücken ohne Wasser nicht brüten können, ist der beste Ratschlag, um eine Mückenplage zuhause zu verhindern: kleine Wasseransammlungen auf dem eigenen Grundstück so weit wie möglich eindämmen, auch Topfuntersetzer und Gießkannen regelmäßig ausleeren. 

Licht ausmachen bringt nichts - besser: Bettwäsche wechseln und duschen

Ein Tipp für alle, die zuhause von Stechmücken geplagt sind: Viele denken, dass die Stechmücken sich fernhalten, wenn abends bei offenen Fenstern das Licht ausgemacht wird. Das ist ein Mythos: Stechmücken orientieren sich nicht an Licht, sondern an Kohlenstoffdioxid - Menschen atmen CO2 aus, das nehmen die Mücken wahr und werden angelockt.

Wer aber auch im Dunkeln regelmäßig lüften oder die Fenster offen lassen will, kann statt das Licht auszumachen öfter mal die Bettwäsche wechseln und vor dem Schlafengehen duschen. Denn die Insekten reagieren nicht nur auf Kohlenstoffdioxid, sondern auch auf Schweiß und andere Körpergerüche. 

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Ein transparenter menschlicher Kopf mit farbig gekennzeichneten Gehirnarealen und Wellenlinien. © fotolia.com Foto: psdesign1

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