Mobile Reha: Wann ist eine Therapie zu Hause möglich?
Nach einer Erkrankung soll eine Reha helfen, eine Behinderung oder Pflegebedürftigkeit abzuwenden, und dazu beitragen, dass die Folgen der Erkrankung den Alltag möglichst wenig beeinträchtigen. Wer hat Anspruch auf eine mobile Reha zu Hause?
Zu den Erkrankungen, die häufig eine Rehabilitation, kurz Reha, erforderlich machen, gehören zum Beispiel Schlaganfälle und andere neurologische Krankheitsbilder, orthopädische Operationen, unfallbedingte Verletzungen, Herzinfarkte oder Krebsleiden, aber auch chronische Krankheiten wie Diabetes, Adipositas, COPD oder psychiatrische Erkrankungen. Je nachdem, welche Ziele erreicht werden sollen, kann eine Reha aus medizinischen, therapeutischen, pädagogischen, sozialen und beruflichen Maßnahmen bestehen.
Welche Voraussetzungen gibt es? Wer kann eine Reha beantragen?
Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt empfehlen die Rehabilitation und unterstützen die Betroffenen bei der Antragstellung auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Damit diese die Rehabilitation genehmigen kann, müssen eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein:
- Aufgrund einer Erkrankung muss die Einbindung in Beruf und/oder Gesellschaft, die Teilhabe, gefährdet sein.
- Welche Form von Reha infrage kommt, hängt von der körperlichen und seelischen Verfassung der Betroffenen ab, an den Anwendungen und Behandlungen teilzunehmen. Grundsätzlich haben die Betroffenen ein Wunsch- und Wahlrecht bezüglich der Rehabilitationsform und -einrichtung.
- Es muss eine realistische Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss der Rehabilitation bestehen. Das bedeutet, der Betreffende sollte am Ende wieder in Beruf und/oder Gesellschaft beziehungsweise Familie integriert sein.
Formen von Reha-Maßnahmen
Es gibt verschiedene Rahmenbedingungen für eine Rehabilitations--Maßnahme:
- Frührehabilitation: Die Frührehabilitation beginnt bereits während der stationären Therapie und ist Bestandteil der Krankenhausbehandlung. Sie erfordert eine enge Abstimmung zwischen der behandelnden Fachabteilung und dem Reha-Team.
- Anschlussrehabilitation: Die Anschlussrehabilitation findet in einer spezialisierten Reha-Einrichtung im Anschluss an die Akutbehandlung im Krankenhaus statt und wird durch das Behandlungsteam im Krankenhaus organisiert. Sie findet in der Regel stationär oder ambulant statt.
- Stationäre Rehabilitation: Eine stationäre Rehabilitation in einer Reha-Klinik erfolgt, wenn eine ambulante Maßnahme nicht ausreicht. Die Betroffenen übernachten in der Klinik und werden mit individuell zugeschnittenen Maßnahmen behandelt.
- Teilstationäre Rehabilitation: Hier übernachten die Patientinnen und Patienten zu Hause, verbringen aber die täglichen Therapiezeiten in der Reha-Einrichtung.
- Ambulante Rehabilitation: Bei einer ambulanten Reha übernachten die Patientinnen und Patienten nicht in der Klinik, sondern besuchen die Reha-Einrichtung nur für die Behandlungen.
- Mobile Rehabilitation: Wenn andere Reha-Angebote für sie nicht infrage kommen, etwa aufgrund körperlicher Einschränkungen, können mehrfach erkrankte oder ältere Menschen möglicherweise von einer sogenannten mobilen Rehabilitation in Form von Haus- oder Heimbesuchen profitieren. Dabei hilft das Reha-Team unter anderem dabei, die Umwelt der Betroffenen so anzupassen, dass ein selbstständiges Leben zu Hause möglich ist.
- Geriatrische Reha: Betroffene in weit fortgeschrittenem Alter können mit einer geriatrischen Rehabilitation wieder in ihre vertraute Umgebung integriert werden, mit dem Ziel, möglichst lange selbstständig zu bleiben. Dabei lernen sie, mit ihren Einschränkungen im Alltag besser zurechtzukommen. Die individuell auf die Betroffenen zugeschnittenen Behandlungen und Hilfsmaßnahmen können ambulant, mobil oder stationär durchgeführt werden.
Sonderfall mobile Reha: Therapie zu Hause
Bei einer mobilen Rehabilitation kümmern sich mobile Therapeuten-Teams um Menschen, die zum Beispiel nach einer Operation oder einem Schlaganfall nicht in der Lage sind, sich in einer Reha-Klinik, einer ambulanten oder teilstationären Rehabilitation behandeln zu lassen. Das kann zum Beispiel aufgrund einer anderen Erkrankung oder Behinderung der Fall sein, oder wenn sie in einer Pflegeeinrichtung leben.
Die mobile Rehabilitation unterscheidet sich von anderen Rehabilitationsformen vor allem dadurch, dass sie die Betroffenen in ihrem vertrauten Umfeld rehabilitiert. Auf diese Weise können relevante Umweltfaktoren optimal berücksichtigt werden. Der Alltag wird zum Übungs- und Trainingsfeld. Hilfsmittel, Angehörige, Pflegepersonal und das Wohnumfeld können in die Reha-Maßnahmen unmittelbar einbezogen werden, die Therapien werden in den üblichen Tagesablauf integriert. Als Leistungsangebot der medizinischen Rehabilitation wird die mobile Rehabilitation nach Paragraf 40 Absatz 1 des 5. Sozialgesetzbuches (SGB V) von der gesetzlichen Krankenversicherung gewährt und vergütet und es gibt einen entsprechenden gesetzlichen Anspruch.
Mobiles Reha-Team: Besonderes Angebot in Bremen
In Bremen gibt es "Reha-Kliniken auf Rädern", die im Rahmen der mobilen Rehabilitation mit einem Team aus Ärztin, Psychologin, Physio- und Ergotherapeutinnen, Logopäde und Psychologin Menschen in deren Wohnung wieder auf die Beine helfen - individuell auf den Bedarf der Betroffenen und ihr Wohnumfeld zugeschnitten. In den anderen norddeutschen Bundesländern ist ein solches Reha-Angebot derzeit noch nicht verfügbar.
Reha nach Beinamputation: Ambulantes Projekt als Alternative
Menschen nach einer Beinamputation werden so lange als nicht Reha-fähig eingestuft, bis der Stumpf vollständig geheilt ist. Bis sie nach der Anpassung einer Prothese als Reha-fähig gelten, vergeht oft wertvolle Zeit, in der die Muskulatur ebenso schwindet wie die Motivation der Betroffenen. Oft treten Komplikationen auf, die eine spätere Rehabilitation erschweren können.
Um Beinamputierte möglichst früh zu mobilisieren, hat die Medizinische Hochschule Hannover vor zwei Jahren ein ambulantes Reha-Projekt ins Leben gerufen, bei dem die Betroffenen alltagsnah trainieren, in ihrem Umfeld zurechtzukommen und bei dem gleichzeitig die noch nicht verheilte Stumpfwunde behandelt werden kann.
Rehabilitationsmedizin wird in Deutschland kaum gelehrt
Nach wie vor führt das Thema Rehabilitation in Deutschland ein Schattendasein - trotz steigenden Bedarfs. Während in Frankreich und Italien fast alle Universitäten eigenständige Lehrstühle für Physikalische und Rehabilitative Medizin haben, fehlen diese in Deutschland nahezu vollständig. Die Fachgesellschaft der Rehabilitationsmediziner fordert eine solche Verankerung ihres Fachgebiets auch an deutschen Universitäten, um die künftigen Ärztinnen und Ärzte in ihrer Ausbildung besser auf die Versorgungsbedürfnisse vorzubereiten.
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