Grafik einer Krebszelle zwischen roten Blutkörperchen © Fotolia.com Foto: psdesign1
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AUDIO: Neue Wege der Krebsfrüherkennung (5 Min)

Krebs frühzeitig erkennen: Neue Wege in der Forschung

Stand: 05.01.2023 08:55 Uhr

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs. Je eher ein Tumor aufgespürt wird, desto größer ist die Heilungschance. Deshalb suchen Forscher nach neuen Verfahren zur Früherkennung.

von Daniela Remus

Nicht für alle Krebsarten gibt es zuverlässige Früherkennungsverfahren, wie beispielsweise die Darmspiegelung oder die Mammographie gegen Brustkrebs. Die Krebsforscher versuchen nun, einen neuen Weg zu gehen: Sie suche nach kleinsten, molekularen oder genetischen Veränderungen, die Hinweise auf eine Krebserkrankung enthalten könnten.

Krebs mit Tumormarkern und Biomarkern aufspüren

Eine Faustregel der Krebsforschung lautet: Je eher ein Tumor aufgespürt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Deshalb boomt das Forschungsfeld der Früherkennungsforschung. Mithilfe sogenannter Biomarker oder Tumormarker können bereits heute einzelne Krebsarten aufgespürt werden - indem etwa das Erbgut des Tumors im Blut nachgewiesen wird oder spezielle Eiweiße, die auf eine krankhafte Zellteilungsaktivität hinweisen. Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Biomarker ist der PSA-Wert im Blut, der auf einen Tumor in der Prostata hinweist. Aber wer nicht gezielt nach einem speziellen Tumor sucht, der wird nicht fündig. Denn diese Marker geben keine generelle Auskunft über eine Tumorerkrankung im Körper.

Neuer Ansatz aus Schweden zur Früherkennung von 14 Krebsarten

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Schweden haben spezielle Zuckerverbindungen (Glycosaminoglycans) identifiziert, die sich im Gewebe außerhalb der Zellen befinden. Deren Struktur verändert sich durch die Anwesenheit von Tumorzellen. Professorin Almut Schulze, Krebsforscherin am Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg, sieht in diesem Schritt ein großes Potenzial, da sich anhand der Daten von über 1.000 Menschen gezeigt hat, dass sich bei denjenigen, die in der Zukunft als Krebspatienten identifiziert wurden, diese Strukturen nachweisbar verändert hatten. 14 verschiedene Krebsarten hat das Team nach eigenen Angaben mit seinem Test im Frühstadium entdecken können. Und zwar durch eine einfache und kostengünstige Blutentnahme oder Urinuntersuchung.

Hamburger Studie für ein neues Testverfahren mit Makrophagen

Nicht nur schwedische Forschende suchen nach neuen molekularbiologischen Testmöglichkeiten, um unterschiedlichste Tumorerkrankungen mit einem einzigen Test zu erkennen. Ein Team der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vom Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg hat beispielsweise den PanTum Detect-Test entwickelt. Die Idee dahinter: Durch Früherkennung, die für diese Krebsarten bisher nicht existiert, denjenigen bessere Heilungschancen zu ermöglichen, die an Tumoren in diesem Bereich erkranken. Erstautor Dr. Simon Burg ist zuversichtlich: "Der Test ermöglicht es, durch eine simple Blutentnahme von wenigen Millilitern eine Aussage zu treffen: Liegt ein Tumor vor oder nicht?"

Denn der Test sucht nicht nach Krebszellen im Blut, sondern nach sogenannten Fresszellen, wissenschaftlich Makrophagen genannt. Sie sind Teil des Immunsystems und dafür zuständig, Krankheitserreger zu zerstören, bildlich gesprochen aufzufressen. Diese Makrophagen stehen im Zentrum des Hamburger Tests, sagt Simon Burg: "Die Zellen, die gemessen werden, sind die Zellen des Immunsystems, keine Krebszellen. Diese Fresszellen hatten aber Kontakt mit dem potenziell anwesenden Tumorgewebe im Körper. Das heißt, wenn wir erhöhte Werte in unserem Test haben, gibt es irgendwo Zellen, die nicht normal funktionieren."

Weitere Studien notwendig

Über 5.000 Menschen haben die Hamburger Forschenden für ihre Studie untersucht. Rund 100 davon erhielten einen auffälligen Befund, der auf das Vorläuferstadium eines Tumors hingewiesen hat. Noch läuft die endgültige Auswertung der Studie, aber die Zuverlässigkeit des Tests ist nach Angaben der Forschenden bisher beeindruckend hoch. Auch wenn ein Tumor damit nicht genau lokalisiert und bestimmt werden kann und für eine abschließende Diagnostik bildgebende Verfahren hinzugezogen werden müssten: Der Ansatz macht Hoffnung darauf, dass irgendwann eine verdachtsunabhängige Früherkennung für ganz verschiedene Krebsarten gleichzeitig möglich wäre.

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Dieses Thema im Programm:

ARD Gesund | Wissen | 05.01.2023 | 08:55 Uhr

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