Barfußschuhe. © picture alliance / imageBROKER | Alad

Gut zu Fuß? So gesund sind Barfußschuhe

Stand: 12.09.2024 22:16 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Barfußschuhe bieten Platz für die Zehen. Außerdem sollen sie die Muskeln stärken, geeignet zum Joggen sein und angeblich bei Fehlstellungen wie Hallux valgus helfen. Sind Barfußschuhe so gesund?

von Elena Zelle-Möhlmann

26 Knochen, 33 Gelenke, 20 Muskeln und mehr als 100 Bänder: Der Fuß ist ein komplexes Körperteil, das die Grundlage für viele Bewegungen ist. Doch meist nutzen wir unsere Füße nur gut verpackt und weich gepolstert - in Schuhen mit dicker Sohle, Fußbett und Dämpfung. Anders ist das bei Barfußschuhen: Mit ihren dünnen Sohlen und viel Platz für die Zehen soll sich das Gehen so anfühlen wie ohne Schuhe, nur dass die Füße vor Steinen und Co. geschützt sind. Ist das sinnvoll?

Viel Platz und starke Muskeln: Vorteile von Barfußschuhen

Barfußschuhe haben eine flexible, dünne Sohle. Sie haben weder einen Absatz noch ein Fußbett. Dadurch wird die Fußmuskulatur ähnlich wie beim Barfußlaufen beansprucht. Auch optisch unterscheiden Barfußschuhe sich von herkömmlichen Schuhen: Sie sind in der Regel vorne recht weit. Diese sogenannte breite Zehenbox soll den Fuß nicht einengen. Barfußschuhe sind meist außerdem leichter als konventionelle Schuhe und werden auch deshalb Minimalschuhe genannt. Sie simulieren das Barfußlaufen, schützen den Fuß dabei aber vor Verletzungen etwa durch Scherben oder Steine.

So gesund ist Barfußlaufen

Warum das Ganze? Beim Barfußlaufen haben die Füße so viel Platz, wie sie brauchen, können sich ausbreiten und die Zehen werden nicht eingeengt. Wer barfuß unterwegs ist, stärkt außerdem die Muskulatur in den Füßen und Waden. Beides kann sich positiv auf Fehlstellungen wie zum Beispiel den sogenannten Ballenzeh (Hallux valgus) auswirken. Das ist eine mitunter schmerzhafte Verformung des Fußes: Der große Zeh neigt sich nach innen, der Ballen wölbt sich vor. Langfristig können gut trainierte Fuß- und Beinmuskeln vor Stürzen schützen. Nicht zuletzt sind die Füße auch wichtig für die Wahrnehmung: Die vielen Rezeptoren an den Fußsohlen geben wichtige Infos etwa zur Bodenbeschaffenheit an das Gehirn weiter und tragen so im Zusammenspiel mit einer trainierten Fußmuskulatur zur Bewegungskoordination und zu einem guten Gleichgewichtssinn bei.

Dämpfung und Hallux valgus: Probleme mit herkömmlichen Schuhen

Herkömmliche Schuhe polstern, dämpfen und federn den Fuß beim Gehen ab. Das ist natürlich bequem. Aber dabei nehmen die Schuhe den Füßen auch einen Teil der Arbeit ab: Die Füße rollen dann nur noch über die Grundgelenke ab, der Mittelfuß wird fast gar nicht genutzt und das kann ein Problem werden. Denn eigentlich ist die Fußmuskulatur genau für das Dämpfen und Federn gemacht. Wenn sie nicht gefordert wird, werden die Muskeln in den Füßen schwächer. Hinzu kommt: Die meisten Schuhe sind vorne so eng, dass die Zehen zusammengedrückt werden. Das kann zu Blasen führen, aber auch Fehlstellungen wie den Hallux valgus begünstigen.

Umsteigen auf Barfußschuhe - so geht's

Wer es mit Barfußschuhen probieren möchte, lässt sich am besten im Fachgeschäft beraten. Wichtig zu wissen: Günstig sind die Schuhe nicht - im Gegenteil. Hat man ein Paar gefunden, sollte man es nicht direkt den ganzen Tag tragen. Das könnte die Füße überlasten. Besser ist, die neuen Schuhe erstmal für 30 Minuten oder eine Stunde anzuziehen. Wichtig ist, auf den Körper zu hören und bei Schmerzen eine Barfußschuh-Pause einzulegen. Übrigens: Ihren Zweck erfüllen die Schuhe am besten auf unebenen Untergründen. Zum einen trainiert das Laufen auf unregelmäßigem Boden die Fußmuskulatur, zum anderen wird die Wahrnehmung über die Fußrezeptoren geschärft. Beides unterstützt einen guten Gleichgewichtssinn. Auf glatten Wegen bieten sie lediglich mehr Platz für die Zehen und schützen den Fuß vor Verletzungen.

Barfußschuhe zum Joggen und Wandern?

Ähnlich verhält es sich beim Sport in Barfußschuhen: Erst wenn man beim Gehen gut damit zurechtkommt, kann man sich langsam an Joggen und Co. herantasten. Zu Beginn sollten auch erfahrene Läufer nicht länger als 15 bis 20 Minuten barfuß oder in Barfußschuhen joggen und sich langsam an das neue Laufen gewöhnen. Einige Studien haben gezeigt, dass Barfußjoggen die Knie- und Hüftgelenke weniger belastet als Joggen in Laufschuhen. Laufschuhe bieten allerdings den Fußgelenken mehr Halt. Wichtig: Mit Barfußschuhen auf weichen Untergründen laufen - etwa auf Wald- oder Graswegen.

Barfußschuhe und Hallux valgus

Manche Hersteller werben damit, dass Barfußschuhe einen Hallux valgus begradigen können - schließlich haben die Zehen wieder Platz, so die Argumentation. Aber so einfach geht das nicht. Grundsätzlich kann ein Barfußschuh auch für Menschen mit Ballenzeh empfehlenswert sein. Denn ein Schuh mit breiter Zehenbox oder auch Barfußlaufen ermöglichen es, gut abzurollen: zunächst mit der Ferse aufzutreten, dann über den äußeren Rand des Fußes zu rollen und sich mit dem großen Zeh wieder vom Boden abzustoßen. Zudem wird die Fuß- und Wadenmuskulatur gekräftigt. Das kann sich positiv auswirken und dazu beitragen, dass die Verformung nicht so schnell schlimmer wird. Aber auch mit Hallux valgus gilt: Auf den Körper hören und bei Schmerzen besser wieder auf das gewohnte Schuhwerk umsteigen.

Für wen sind Barfußschuhe nicht geeignet?

Für Menschen mit Diabetes, deren Sensibilität in den Füßen gestört ist und die Schmerzen erst spät oder gar nicht bemerken, sind Barfußschuhe nicht geeignet. Gleiches gilt für Menschen mit ausgeprägten Fußfehlstellungen oder bei einem akuten Fersensporn. Wer orthopädisch verordnete Einlagen trägt, sollte ebenso vorsichtig sein und besser Rücksprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt halten.

Barfußschuhe für Kinder

Ganz anders ist das bei Kindern. Fachleute empfehlen ohnehin, dass die Kleinsten keine festen Schuhe tragen sollen, bis sie laufen lernen. Und das können sie auch in Barfußschuhen tun. Denn die Fußmuskulatur ist bei Kindern noch unausgereift und so lange formbar, bis der Fuß ausgewachsen ist. Platt- oder Senkfüße geben sich bei Kindern zum Beispiel häufig wieder, wenn die Füße nicht ständig in starren Schuhen stecken, sondern die Muskeln etwa beim Barfußlaufen gefordert werden. Dabei können Barfußschuhe helfen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 17.09.2024 | 20:15 Uhr

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