Ein Mann mit verkniffenem Gesicht fasst sich an die Schläfen. © fotolia.com Foto: Christin Klose

Was hilft bei Trigeminusneuralgie?

Stand: 25.11.2019 12:30 Uhr

Trigeminusneuralgie bedeutet vor allem: extreme Schmerzen im Gesicht. Ursache kann eine Schädigung des Trigeminusnervs sein. Einigen Betroffenen hilft gegen die stechenden Gesichtsschmerzen nur eine OP.

Oft genügen schon ein frischer Windhauch, eine Kaubewegung oder ein kaltes Getränk und der unerträgliche Schmerz zieht blitzartig über Wange, Ohr, Stirn oder Kiefer. Viele vermuten hinter den stechenden Attacken zunächst eine Mittelohrentzündung oder Zahn- und Kieferbeschwerden. Doch in einigen Fällen ist eine Schädigung des Gesichtsnervs Trigeminus die Ursache. Er tritt vor dem Ohr aus dem Schädel aus und ist für Gefühlswahrnehmungen und Muskelbewegungen im Gesichtsbereich zuständig.

Wenn der Gesichtsnerv Trigeminus geschädigt ist

Bei der klassischen Trigeminusneuralgie treten die Schmerzen einseitig im Gesichtsbereich auf und dauern einige Sekunden bis zu zwei Minuten - und das in manchen Fällen sogar mehrmals täglich. Bei den Betroffenen drückt die Kleinhirnarterie Arteria cerebelli auf den direkt benachbarten Gesichtsnerv Trigeminus und schädigt ihn mit der Zeit. In der Folge kommt es zu einer Art Kurzschluss im Nerv, der dann verschiedene Reize unkontrolliert an die Schmerznervenfasern weiterleitet.

Die Folge ist ein zwar kurzzeitiger, aber extrem starker Schmerz bei kleinsten Berührungen oder Bewegungen. Die Betroffenen haben das Gefühl, ihnen würde ein Messer ins Gesicht gestochen.

Trigeminusneuralgie konservativ behandeln

Je nach Ausprägung kann die Trigeminusneuralgie verschieden behandelt werden: Als konservative Methoden stehen Akupunktur und eine dem Schmerz vorbeugende, medikamentöse Therapie mit Antiepileptika an erster Stelle. Oft können die Symptome damit gestoppt oder zumindest merklich gelindert werden.

OP bei Trigeminusneuralgie

Doch bei manchen Patienten kehren die Schmerzen mit der Zeit zurück, sodass eine Operation erwogen werden kann. Dabei legt der Neurochirurg ein Teflonkissen zwischen Nerv und Blutgefäß, um den Druck auf den Trigeminus zu entlasten ("Jannetta-Operation").

Über eine kleine Öffnung im Schädel hinter dem Ohr gelangen die Neurochirurgen zum Gehirn. Unter dem Operationsmikroskop legen sie den Trigeminusnerv frei und lösen ihn vorsichtig von der pulsierenden Ader. Damit das Teflonkissen die Arterie vom Nerv fernhält, formt der Arzt daraus eine Schlaufe und fixiert die Ader damit an einer Bindegewebsschicht. So berührt sie den Nerv nicht mehr und die Schmerzen treten nicht mehr auf.

Ganz risikolos ist der Eingriff nicht, denn eine Thrombose in den Venen könnte zu einer Schwellung im Kleinhirn führen. Und wird der Trigeminusnerv irritiert oder geschädigt, kann eine Gefühlsstörung im Gesicht entstehen.

Thermokoagulation: Mit Hitze den Schmerz bekämpfen

Ist eine offene Operation am Gehirn nicht möglich, können die betroffenen Nervenzellen auch unter örtlicher Betäubung mittels Hitze für einen längeren Zeitraum gezielt unempfindsam gemacht werden (Thermokoagulation). Die Injektion von Alkohol in den Nerv hat einen ähnlichen Effekt.

Experten zum Thema

Dr. Christian Ziegeler
Kopf- und Gesichtsschmerzambulanz
Institut für Systemische Neurowissenschaften
Zentrum für Experimentelle Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Prof. Dr. Henry W. S. Schroeder, Direktor
Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie
Universitätsmedizin Greifswald
Sauerbruchstraße
17475 Greifswald
www.medizin.uni-greifswald.de

Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) e. V.
www.dgnc.de

 

Weitere Informationen
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