Eagle-Syndrom: Symptome, Ursache, Diagnose und Therapie

Stand: 27.10.2024 22:37 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Ursache des Eagle-Syndroms sind knöcherne Fehlbildungen im Schädelbereich. Diese wirken sich auf Nerven, Gefäße und Gewebe aus. Symptome können Kopfschmerzen und Schluckstörungen sein.

von Jasmin Koch

Das Eagle-Syndrom ist eine seltene und schwer zu diagnostizierende Erkrankung. Hierbei kann eine knöcherne Fehlbildung im Schädelbereich zu Schmerzen, Schluckstörungen oder Tinnitus führen. Frauen sind dreimal häufiger vom Eagle-Syndrom betroffen als Männer. Die meisten Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen 30 und 50 Jahre alt. Die Gründe für das Entstehen des Eagle-Syndroms sind bisher nicht bekannt. Benannt ist das Syndrom nach dem US-amerikanischen Hals-Nasen-Ohrenarzt Watt Weems Eagle.

Ursache: Fehlbildungen im Schädel verantwortlich

Grafik zeigt den knöchernen Griffelfortsatz und das Verbindungsband zwischen Griffelfortsatz und Zungenbein im Schädel. © NDR
Knöcherner Griffelfortsatz (gelb) und Verbindungsband zwischen Griffelfortsatz und Zungenbein (rot) im Schädel.

Das Eagle-Syndrom beschreibt zwei Krankheitsbilder, deren Symptome weitestgehend gleich sind. In beiden Fällen liegt die Ursache im Schädel, und zwar am sogenannten Griffelfortsatz (Processus styloideus des Os temporale). Dieser stabförmige Knochen entspringt dem Schläfenbein unter dem Ohr und verläuft in Richtung Unterkiefer und Hals. Normalerweise ist der Griffelfortsatz maximal drei Zentimeter lang. An seinem Ende setzt ein Band an, das zum Zungenbein führt. Beim Eagle-Syndrom sind folgende Fehlbildungen möglich:

  • eine Verlängerung des knöchernen Griffelfortsatzes auf mehr als drei Zentimeter
  • eine Verknöcherung und Verhärtung des Verbindungsbands zwischen Griffelfortsatz und Zungenbein (Ligamentum stylohyoideum)

Symptome: Kopfschmerzen, Schluckstörungen bis hin zur Ohnmacht

Durch die knöchernen Veränderungen im Bereich des Schädels kann das Eagle-Syndrom zu den unterschiedlichsten Symptomen führen. Im Hals- und Kieferbereich können Nerven gereizt und Blutgefäße eingequetscht werden. Häufige Symptome sind:

  • Hals- und Nackenschmerzen
  • Schmerzen im Kopf- und Kieferbereich
  • Fremdkörpergefühl
  • Schluckschmerzen und -störungen
  • Schwindel bis hin zur Ohnmacht
  • Tinnitus
  • Schmerzen beim Bewegen des Kopfes

Die Symptome können durch Stress und das Überstrecken des Kopfes ausgelöst oder verstärkt werden.

Diagnose: Veränderungen beim Röntgen sichtbar

In manchen Fällen lässt sich die Verlängerung des Griffelfortsatzes von außen ertasten. Hierzu braucht es aber Erfahrung. Eine sichere Diagnose bietet daher nur eine CT- oder Röntgen-Untersuchung des Kiefers. Beim Röntgen empfiehlt sich ein sogenanntes Orthopantomogramm, auch als Panoramaschichtaufnahme bekannt. Dabei findet eine Aufnahme in Form eines Halbkreises von einem Ohr zum anderen statt. Diese Untersuchung findet beispielsweise auch Einsatz in der Kieferorthopädie.

Das Eagle Syndrom ist so selten, dass es nicht den einen Facharzt dafür gibt. Besteht ein Verdacht auf diese Erkrankung, sind Zahn- und HNO-Ärzte, sowie Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen eine erste Anlaufstelle.

Therapie: Medikamentöse Behandlung der Symptome bis zur Operation

Sind die Symptome des Eagle Syndroms noch schwach, lassen diese sich oft mit konservativen Therapien behandeln. Dazu zählen:

  • Physiotherapie
  • Schmerzmittel
  • lokale Kortison-Injektionen
  • Antikonvulsiva
Ist das Syndrom so weit fortgeschritten, dass Schmerzen oder Schluckstörungen das Leben der Erkrankten zu sehr beeinflussen und eine symptomatische Behandlung nicht mehr wirksam ist, kann eine Operation durch einen Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen notwendig werden.

In diesem Fall wird der Griffelfortsatz gekürzt beziehungsweise das verknöcherte Verbindungsband entfernt. Möglich ist eine Operation durch die Mundhöhle oder von außen durch einen Schnitt am Hals. Je nach Fall müssen die Mandeln dabei entfernt werden. In der Regel wird der Eingriff während eines stationären Aufenthalts in einer Klinik durchgeführt. Bei dem Eingriff können Gefäße und Nerven verletzt werden. Ist die Operation erfolgreich, verschwinden die Symptome in den meisten Fällen wieder komplett.

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