Diabetischer Fuß: Viele Amputationen vermeidbar
Viele der jährlich etwa 50.000 Fußamputationen wegen Diabetes in Deutschland sind nach Ansicht von Experten vermeidbar. Das Risiko für eine Amputation lasse sich durch regelmäßige Kontrollen, ein engmaschiges Therapienetz und durch eine bessere Zusammenarbeit von Medizinern aus verschiedenen Fachrichtungen deutlich senken. Außerdem könne eine obligatorische Zweitmeinung helfen, überflüssige Amputationen zu vermeiden.
Anzeichen für diabetischen Fuß
Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine der gefürchtetsten Komplikationen des Diabetes mellitus. Erste Anzeichen sind Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen und Stechen, das an den Zehen beginnt. Bei schlecht eingestelltem Diabetes wird die Durchblutung des Beines und des Fußes gestört. Nervenstränge können absterben. Oft spüren die Betroffenen Verletzungen, Kälte- und Hitzeschäden an ihren Füßen erst viel zu spät. Unbemerkt können sich innerhalb kürzester Zeit Geschwüre und offene Wunden entwickeln, die schlecht abheilen.
Diabetischer Fuß: Risiko wird häufig falsch eingeschätzt
Das Amputationsrisiko ist bei Diabetikern gegenüber Nichtdiabetikern 50-fach erhöht. Eigentlich sollte eine Amputation die allerletzte Option sein, doch im internationalen Vergleich sind die Zahlen in Deutschland laut Experten viel zu hoch. Mögliche Ursachen:
- Immer wieder werden Betroffene zu spät zum Spezialisten überwiesen, wenn eine Amputation schon unvermeidbar scheint.
- Viele Ärzte können aufgrund mangelnder Ausbildung oder Kenntnis das Risiko des diabetischen Fußes nicht richtig einschätzen.
- Eine konservative Behandlung ist oft langwierig und kostenintensiv, eine Amputation eine für ein Krankenhaus planbare Operation, die nicht schlecht bezahlt wird.
Betroffene sollten spezialisierte Zentren aufsuchen
Von der Deutschen Diabetischen Gesellschaft veröffentlichte Zahlen machen deutlich:
- In spezialisierten Zentren, in denen Diabetologen, Gefäßchirurgen, Orthopäden, Podologen und Schuhmacher zusammen über Therapien beraten, liegt der Anteil der sogenannten Majoramputation (Abtrennung des Fußes oberhalb des Knöchels) bei 3,1 Prozent. In nicht spezialisierten Kliniken liegt der Anteil bei 10 bis 20 Prozent. Dabei ist es entscheidend, eine Majoramputation zu vermeiden, denn nur ein Viertel der Betroffenen überlebt den Eingriff länger als fünf Jahre.
- Bei der Abtrennung von Fußteilen unterhalb des Knöchels (Minoramputation) liegt die Überlebensrate nach fünf Jahren dagegen bei 80 Prozent.
Stent, Bypass oder Ballon für bessere Durchblutung
Der Grund für nicht heilende Wunden ist meist eine Durchblutungsstörung. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und kann deshalb nicht heilen. Daher muss bei nicht heilenden Wunden die Durchblutung der Beine auf jeden Fall untersucht werden.
Um die Durchblutung von Unterschenkeln und Füßen zu verbessern, gibt es verschiedene Verfahren:
- In spezialisierten Zentren werden auch die kleinen Gefäße mithilfe von Ballons geweitet oder mit Stents stabilisiert. Der Eingriff gilt aber als kompliziert.
- Um verstopfte Gefäße zu umgehen, können Gefäßchirurgen in einigen Fällen einen Bypass legen.
Allerdings können sich die Gefäße wieder zusetzen. In schweren Fällen hilft dann letztlich doch nur noch eine Amputation.
Diabetischem Fuß vorbeugen
Diabetiker sollten sich schon bei kleinsten Verletzungen an Fuß oder Bein einen Gefäßspezialisten aufsuchen, wenn die Wunde nach einer Woche nicht heilt, sondern schlimmer wird. Auch falsches Schuhwerk kann beim Diabetiker erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen.
Bei Fußproblemen können Einlagen für Entlastung sorgen. Den Abdruck fertigt ein Orthopädieschuhmacher in sogenanntem Trittschaum. Dabei sollten Betroffene nicht stehen, sondern sitzen, damit die Einlage nicht die falschen Stellen an der Fußsohle unterstützt und dadurch zu Problemen führt. Ein Orthopädieschuhmacher fertigt die richtigen Einlagen.