Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator neben einem Ein-Euro-Stück. © picture alliance_imageBROKER_Jochen Tack

Defibrillator: Lebensrettend bei Herzrhythmusstörungen

Stand: 07.12.2021 10:58 Uhr

Es gibt implantierbare Defibrillatoren mit und ohne Schrittmacherfunktion. Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) wird unter die Haut gepflanzt. Bei Herzrhythmusstörungen gibt er lebensrettende Schocks ab.

Defibrillatoren, im Volksmund auch Elektroschocker genannt, können Menschen mit schwerer Herzschwäche oder bösartigen Herzrhythmusstörungen das Leben retten. Jedes Jahr sterben Schätzungen zufolge 65.000 Menschen allein in Deutschland am Sekunden-Herztod, ausgelöst durch bösartige Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern). Pro Jahr treten hierzulande etwa 100.000 Fälle von Kammerflimmern auf, doch ein Teil der Betroffenen kann mit Hilfe der Defibrillation wiederbelebt werden.

Was ist ein Defibrillator?

Ein Defibrillator ist ein Gerät zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, bei denen das Herz plötzlich viel zu schnell schlägt. Durch einen oder mehrere Stromstöße beendet er die Rhythmusstörung, sodass das Herz anschließend normal weiterschlagen kann.

Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren

Der Wechsel auf den normalen Herzrhythmus wird als Kardioversion bezeichnet, die Beendigung eines Kammerflimmerns als Defibrillation. Die Geräte werden deshalb auch Kardioverter-Defibrillatoren genannt. In den Körper einzupflanzende Modelle zählen zu den implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (engl. "Implantable Cardioverter Defibrillator"), kurz ICD.

Besonders gefährdete Patientinnen und Patienten können solche automatischen ICDs wie einen Herzschrittmacher unter der Haut tragen. Kommt es dann zu einem Herzstillstand oder einer gefährlichen Herzrhythmusstörung, geben diese winzigen Geräte lebensrettende Schocks ab - lange bevor ein Rettungsdienst zur Stelle wäre.

 

Defibrillatoren mit Sonde im Herzen

Grundsätzlich gibt es implantierbare Defibrillatoren mit und ohne Schrittmacherfunktion. Bei Patientinnen und Patienten, die neben der Gefahr von Kammerflimmern auch noch einen zu langsamen Herzschlag haben, kommen sogenannte transvenöse Defibrillatoren zum Einsatz. Sie können sowohl Elektroschocks abgeben als auch das Herz stimulieren und es in den richtigen Rhythmus bringen. Solche Geräte werden bei einer massiven Herzschwäche eingesetzt, bei der die Restfunktion trotz Medikamenten unter 30 Prozent liegt.

Diese Betroffenen brauchen langfristig sowohl die Schock- als auch die Schrittmacherfunktion. Ein solches Gerät wird über dem Herzen in die Brust eingepflanzt und mit Sonden verbunden, die über eine Vene bis ins Herz führen und dort die stimulierenden Impulse abgeben.

Subkutane Defibrillatoren ohne Sonde im Herzen

Ohne diese Sonden im Herzen kommen subkutane Defibrillatoren aus. Sie werden zum Beispiel bei schweren Herzrhythmusstörungen wie ventrikulären Tachykardien (VTs) eingesetzt, die zum plötzlichen Herztod führen können, und seitlich am Brustkorb unterhalb der Achselhöhle unter die Haut (subkutan) gepflanzt. Von dort führt eine Elektrode zum Brustbein in die Nähe des Herzens, sie berührt aber weder das Herz noch die Blutgefäße.

Bei Kammerflimmern oder Herzstillstand gibt der ICD über die Elektrode einen Elektroschock ans Herz ab, um es wieder zum Schlagen zu bringen. Ein großer Vorteil dieses Geräts ist, dass die Implantation einfacher ist als bei transvenösen Defibrillator, da keine Elektroden in Herz und Gefäße eingeführt werden müssen. Das Infektionsrisiko ist niedriger, es gibt weniger Komplikationen und Gewebeschäden und die Kabel/Sonden sind nicht so empfindlich.

Für wen geeignet?

Ein solcher subkutaner Defibrillator kann aber den Rhythmus des Herzens nicht auf Trab bringen, wenn es zu langsam schlägt. Deshalb ist ein solches Gerät nur für Betroffene geeignet, die keine Schrittmacherfunktion brauchen sowie für junge Patientinnen und Patienten, die eine bestimmte Form der Herzschwäche haben und bei denen der Defibrillator noch oft ausgetauscht werden muss.

Welche Art von ICD zum Einsatz kommen soll, hängt von der zugrundeliegenden Herzrhythmusstörung ab. Um die Diagnose zu sichern, kann vorübergehend ein sogenannter Event-Rekorder unter die Haut gepflanzt werden, der automatisch ein EKG der Rhythmusstörung aufzeichnet, sobald sie wieder auftritt.

Defibrillatorwesten können die Zeit bis zur Implantation überbrücken

Für die Übergangszeit, bis ein Defibrillator eingepflanzt werden kann, können die Betroffenen eine spezielle Defibrillatorweste (LifeVest) auf der Haut tragen, in die Elektroden eingearbeitet sind und die an einen tragbaren Defibrillator angeschlossen ist. Sie kann die Zeit überbrücken, bis sich entweder ihr Zustand gebessert und sie kein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod mehr haben oder bis eine Entscheidung über eine langfristige Behandlung getroffen ist.

Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod

Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod sind:

  • Schwacher Herzmuskel (niedrige Auswurfleistung)
  • Vorausgegangener Herzinfarkt
  • Herzschwäche
  • Auftreten eines plötzlichen Herztodes in der Familie
  • Virusinfektion des Herzens

Experten zum Thema

 

Weitere Informationen
Mann fasst sich an die Brust. © Fotolia.com Foto: Photographee.eu

Long-QT-Syndrom: Herzrhythmusstörung mit Herzstillstand-Risiko

Beim Long-QT-Syndrom ist das Herz anfällig für Rhythmusstörungen, im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod. mehr

Eine Frau sitzt auf dem Sofa und fasst sich an die Brust. © picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose

Herzinfarkt bei Frauen: Symptome anders als bei Männern

Weil die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen oft nicht gleich erkannt werden, verzögert sich häufig der Behandlungsbeginn. mehr

 

Dieses Thema im Programm:

Visite | 07.12.2021 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Herz-Kreislauferkrankungen

Mehr Gesundheitsthemen

Eine Frau hält sich den Bauch und krümmt sich nach vorn. © Fotolia.com Foto: Antonioguillem

Verstopfung lösen: Was hilft bei trägem Darm?

Millionen Deutsche leiden an chronischer Obstipation. Was sind die Ursachen für Verstopfung? Und wie wird sie behandelt? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber