Cushing-Syndrom: Wenn Stresshormone krank machen
Morbus Cushing ist eine Form des Cushing-Syndroms. Bei Betroffenen ist der Cortisolspiegel im Blut zu hoch - mit schwerwiegenden Folgen. Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung im Überblick.
Dicker Bauch, rundes Gesicht, Stiernacken, schlanke Arme und Beine - das sind typische Anzeichen für das Cushing-Syndrom. Dahinter steckt ein zu hoher Spiegel des Stresshormons Cortisol. Das Cushing-Syndrom ist eher selten: Schätzungen zufolge erkranken pro Jahr zwei bis zehn von einer Million Menschen, Frauen häufiger als Männer. Der Weg zur Diagnose ist oft lang und die Behandlung richtet sich nach der genauen Ursache des Cushing-Syndroms.
Morbus Cushing: Das sind mögliche Symptome
Betroffene des Cushing-Syndroms setzen in der Regel Fett im Gesicht (umgangssprachlich oft als "Hamsterbacken" oder "Vollmondgesicht" beschrieben), im Nacken ("Stiernacken") und am Körperstamm (sogenannte Stammfettsucht) an. Es können breite Dehnungsstreifen mit kleinen Einblutungen entstehen. Die Beine und Arme bleiben meist schlank. Betroffene bekommen mitunter leichter blaue Flecken und Wunden heilen bei ihnen schlechter. Auch sehr dünne Haut (Pergamenthaut) und Akne können Anzeichen für das Cushing-Syndrom sein.
Cholesterinwerte, Blutdruck und Blutzucker sind in der Regel zu hoch, der Kaliumwert im Blut ist hingegen oft zu niedrig. Die Muskelkraft sinkt, insbesondere im Gesäß und in den Oberschenkeln, was Betroffenen oft das Aufstehen und Treppensteigen erschwert. Auch die Knochenmasse kann als Folge der Erkrankung abnehmen. Außerdem sind Betroffene anfälliger für Infekte und haben mitunter auch psychische Probleme.
Besondere Symptome bei Frauen: Starke Behaarung, unregelmäßige Periode
Frauen haben oft noch weitere Symptome, die mit dem Cushing-Syndrom einhergehen. Zum Beispiel ähnelt ihre Körper- oder auch Gesichtsbehaarung oft der von Männern. Die Periode ist unregelmäßig oder bleibt ganz aus.
Morbus Cushing und Cushing-Syndrom: Wo ist der Unterschied?
Cushing-Syndrom ist der Oberbegriff für Erkrankungen, denen ein zu hoher Cortisol-Spiegel zugrunde liegt. Morbus Cushing (auch zentrales Cushing-Syndrom) ist eine häufige Form des Cushing-Syndroms. Beim Morbus Cushing ist ein Tumor in der Hirnanhangdrüse Ursache für den zu hohen Cortisol-Spiegel. Durch den Tumor wird übermäßig viel des Hormons ACTH produziert. Dieses Hormon sorgt wiederum dafür, dass die Nebenniere zu viel des Stresshormons Cortisol bildet. In der Folge steigt der Cortisol-Spiegel im Blut.
Cortisol zu hoch - Ursachen von Cushing
Fachleute unterscheiden zwischen exogenem und endogenem Cushing-Syndrom. Beim exogenen Cushing-Syndrom lösen Medikamente, in den meisten Fällen eine lang andauernde Cortison-Einnahme, die Erkrankung aus. Bei der endogenen Form des Cushing-Syndroms produziert der Körper zu viel Cortisol. Das bereits erläuterte Morbus Cushing fällt unter endogenes Cushing-Syndrom. Und auch wenn der Körper etwa wegen eines Tumors in der Nebennierenrinde zu viel Cortisol herstellt, ist das eine Form des endogenen Cushing-Syndroms.
Diagnose: So wird das Cushing-Syndrom festgestellt
Das Cushing-Syndrom festzustellen, ist oft nicht leicht und dauert mitunter. Die Ärztin oder der Arzt erfragt die Krankengeschichte, welche Beschwerden vorliegen, welche Medikamente eingenommen werden, misst den Blutdruck, achtet auf das Gewicht und die Fettverteilung und schaut sich die Haut an. Mit verschiedenen Tests kann festgestellt werden, ob der Cortisol-Spiegel zu hoch ist. Dafür kann der Spiegel im Tagesverlauf im Speichel, im Blut oder im Urin gemessen werden.
Klarheit bringt der sogenannte Dexamethasontest: Dabei schluckt der Patient zunächst eine Tablette, die die körpereigene Produktion von Cortisol normalerweise hemmt. Ist weiter zu viel Cortisol nachweisbar, ist das ein Hinweis auf eine Cushing-Erkrankung. Mit speziellen Tests lässt sich die genaue Ursache feststellen. Steckt ein Tumor hinter dem Cushing-Syndrom, helfen Ultraschall, Computer- oder Magnetresonanztomografie, um diesen zu finden.
Behandlung: Operation, Bestrahlung oder Medikamente
Die Behandlung des Cushing-Syndroms richtet sich nach der Ursache. Ziel ist in jedem Fall, den Cortisol-Spiegel zu senken. Ist eine Cortison-Einnahme die Ursache, wird das Medikament möglichst abgesetzt. Das geschieht schrittweise, um einen Cortisol-Mangel zu vermeiden. Ist ein Tumor der Grund für die Erkrankung, wird dieser nach Möglichkeit entfernt. Alternativ ist auch eine Bestrahlung oder Chemotherapie möglich.
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung dauert es oft lange, bis sich die Funktionen der Hirnanhangdrüse und Nebenniere wieder erholt haben. Gelingt das nicht, ist die Entfernung der Nebennieren ein letzter Ausweg, um den fortwährenden Cortisol-Überschuss zu stoppen. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das im Anschluss eine lebenslange Therapie mit Cortisol-Tabletten, um den Körper mit dem lebensnotwendigen Hormon in der richtigen Dosierung zu versorgen.
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