Stand: 14.04.2020 11:30 Uhr

Coronavirus: Raucher haben erhöhtes Infektionsrisiko

Eine weggeworfene Zigarettenschachtel mit der Aufschrift: "Rauchen kann tödlich sein". © photocase.de Foto: designritter
Experten untersuchen seit Jahren die Auswirkungen von Rauchen auf die Lunge.

Generell haben Raucher ein höheres Risiko für Atemwegsinfekte. Studien chinesischer Ärzte legen nahe, dass im Rauchen ein bedeutender Risikofaktor für eine Corona-Infektion liegt. Denn in China haben deutlich mehr Männer als Frauen bei Covid-19 einen schweren Krankheitsverlauf. Forscher erklären sich das nicht nur genetisch, sondern vor allem mit dem Risikofaktor Rauchen. In China raucht die Hälfte der Männer, aber nur zwei von einhundert Frauen. Wissenschaftler haben jetzt einen Mechanismus entdeckt, der für die ernsteren Verläufe bei Rauchern verantwortlich sein könnte: In der Lunge sorgt der ACE2-Rezeptor wie ein Schlüssel dafür, dass die Viren Einlass in die Lungenzellen erhalten. Nikotin führt dazu, dass mehr Rezeptoren gebildet und somit mehr Eintrittspforten für das Virus geöffnet werden – das Risiko einer Infektion steigt an.

Immunsystem der Lunge: Bewegung der Flimmerhärchen gehemmt

Experten untersuchen seit Jahren die Auswirkungen von Rauchen auf die Lunge. Mit einem "Rauchroboter" setzten sie menschliche Lungenzellen starkem Rauch aus und untersuchen den Effekt auf die empfindlichen Zellen. Die Lunge mit ihren Millionen von Lungenbläschen ist im Inneren mit einem Teppich feiner Flimmerhärchen (Zilien) ausgestattet, die alle Schadstoffe zurück zu Nase und Mund transportieren - Staub ebenso wie Viren und Bakterien. Rauchen hemmt die Bewegung der Zilien und stört somit den Selbstreinigungsprozess der Lunge.

Nicht nur Viren können so leichter eindringen. Es werden auch veränderte Signale an das Immunsystem gegeben, sodass die Lungenzellen nicht mehr in der Lage sind, die Immunabwehr in der Lunge zu sichern - deswegen erkranken Raucher generell schneller und schwerer an Atemwegserkrankungen.

Mit Rauchen aufhören: Nikotin-Entzug senkt Corona-Gefahr

Die Borsteler Forscher wollen sich den ACE2-Rezeptor nun genauer ansehen – nicht nur bei klassischen Zigaretten, sondern auch bei nikotinhaltigen E-Zigaretten. Schon jetzt gibt es Hinweise darauf, dass die Andockstellen für Coronaviren weniger werden, wenn kein Nikotin mehr ankommt. Also ein Grund mehr, mit dem Rauchen aufzuhören.

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Experten zum Thema

Prof. Dr. Susanne Krauss-Etschmann, Direktorin

PD Dr. med. Christian Herzmann
Forschungszentrum Borstel
Leibniz Lungenzentrum
Parkallee 1-40
23845 Borstel
fz-borstel.de

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Visite | 14.04.2020 | 20:15 Uhr

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