Coronavirus: Impfstoffe in der Testphase
Weltweit läuft die Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 auf Hochtouren. Noch gibt es ihn nicht, aber die meisten Wissenschaftler sind optimistisch. Denn das Coronavirus eignet sich im Prinzip gut für die Entwicklung eines Impfstoffs: Es hat Merkmale auf seiner Oberfläche, die unser Immunsystem gut erkennen kann und die sich nicht so stark verändern. Deshalb sind die Chancen für die Entwicklung wirksamer Vakazine gut. Um eine möglichst große Chance auf einen wirksamen Impfstoff zu sichern, verfolgen die Forscher in aller Welt mehrere Ansätze parallel.
Impfstoff-Zulassung läuft in drei Stufen ab
Eine Impfung soll den Körper scharf machen gegen Viren: Das Immunsystem soll lernen, neue Erreger zu erkennen und unschädlich zu machen, bevor sie krank machen.
Die Zulassung eines neuen Impfstoffs ist ein aufwendiger Prozess, der in drei Phasen verläuft:
- In Phase 1 wird die Sicherheit des Mittels an einer kleinen Gruppe Freiwilliger geprüft.
- In Phase 2 dann geht es bei mehreren Hundert Probanden um die richtige Dosierung und die Wirkungen auf das Immunsystem.
- Erst in Phase 3 mit einem Test an Tausenden von Menschen zeigt sich, wie gut ein Impfstoff tatsächlich schützt.
Bevor der Impfstoff eingesetzt wird, muss er noch von einer der zuständigen Behörden - in Deutschland dem Paul-Ehrlich-Institut - zugelassen werden. Dafür prüfen diese staatlichen Stellen die vorliegenden Studienergebnisse. Normalerweise laufen bei der Entwicklung von Impfstoffen die Phasen nacheinander ab, aktuell jedoch oft gleichzeitig, um den Prozess zu beschleunigen. Weltweit suchen mehr als 160 Forscherteams nach einem Corona-Impfstoff, mehrere sind bereits in Phase 3.
Vektor-Impfstoff: Briten sind in Phase 3
Es gibt verschiedene Wege, einen Impfstoff zu entwickeln. Am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung benutzen Wissenschaftler harmlose Viren als Transporter. Die Schwachstelle der Coronaviren sind ihre Stacheln. Diese Spikes brauchen sie, um Zellen infizieren zu können. Die Forscher nehmen den genetischen Bauplan für die Spikes, die Boten-RNA, und bauen ihn in die unschädlichen Impfviren ein. Die präparierten Viren sind der Impfstoff. Er wird in einen Muskel gespritzt. Im Körper infizieren die Viren Muskelzellen und bringen sie dazu, jetzt den Baustoff für die Corona-Spikes zu produzieren. Diese Bausteine, Eiweißmoleküle, kann das Immunsystem des Geimpften erkennen und dagegen reagieren. Es entstehen spezifische Antikörper und Killerzellen. Jetzt ist das Immunsystem gegen die Coronaviren scharfgeschaltet.
An der Universität Oxford in England ist die Erforschung eines Vektor-Impfstoffs schon am weitesten fortgeschritten. Er ist schon in Phase 3 und wird derzeit an 30.000 Menschen getestet. Dabei nutzen die Briten ein anderes Virus als Vehikel als die deutschen Wissenschaftler. So werden weitere wichtige Erkenntnisse gewonnen.
Erbsubstanz der Coronaviren als Impfstoff
Einen ganz anderen Weg verfolgen zwei deutsche Firmen. Dabei dient die pure Erbsubstanz der Coronaviren als Impfstoff - ein ganz neues Prinzip. Bei dieser Methode verwenden die Forscher ebenfalls den Bauplan für das Spike-Protein der Coronaviren. Aber sie benutzen keine Impfviren, sondern verabreichen die Boten-RNA direkt als Impfstoff. Auch diese nackte Erbsubstanz dringt in Zellen ein, die jetzt das Spike-Eiweiß produzieren. Das Immunsystem bildet die spezifischen Antikörper und Immunzellen. Wenn sich eine geimpfte Person später mit Coronaviren infiziert, erkennt das sensibilisierte Immunsystem die Eindringlinge sofort, Antikörper und Zellen machen sie unschädlich - eine Erkrankung wird verhindert.
Ein großer Vorteil der RNA-Impfstoffe ist, dass sie sich sehr schnell in großer Menge herstellen ließen, zu vergleichsweise geringen Kosten. Auch hier befinden sich die Forscher bereits in Phase 3 mit ebenfalls 30.000 Probanden.
Russland preschte bei Zulassung vor
Im August preschte Russland mit der Meldung vor, einen Corona-Impfstoff wegen der Dringlichkeit schon ohne der üblichen Erprobung an vielen Menschen zuzulassen. Das stieß in anderen Ländern auf Skepsis. Ob und wie der Impfstoff beim Menschen wirkt, ist nach aktueller Lage nicht klar, denn die Phase 3 wird erst jetzt durchgeführt.