Coronavirus-Antikörper: Wie gut wirkt Plasma von Genesenen?
Eine Therapie gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 gibt es derzeit nicht. Wissenschaftler überprüfen vorhandene Medikamente auf ihre Wirksamkeit und forschen an einem Impfstoff, der voraussichtlich frühestens in einem Jahr zur Verfügung stehen wird. Eine dritte Möglichkeit ist die Therapie mit Antikörpern, gewonnen aus dem Blutplasma von Genesenen. Wer eine Covid-19-Erkrankung überstanden hat und über genügend Antikörper gegen Sars-CoV-2-Viren im Blut verfügt, kann mit einer Blut- und Plasmaspende Schwerkranken helfen.
Antikörper-Therapie gegen Diphtherie, Spanische Grippe und Ebola
Antikörper sind vom Immunsystem gebildete Eiweißmoleküle, die an das Virus andocken und es bekämpfen. Einige davon, sogenannte neutralisierende Antikörper, können die Erreger sogar unschädlich machen.machen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts setzte der Arzt Emil von Behring das Blut von Genesen erfolgreich zur Behandlung der Diphtherie ein. Dafür wurde Behring 1901 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Seitdem haben Ärzte immer wieder Erkrankte mit Blutplasma behandelt, etwa bei der Spanischen Grippe 1918/19, bei der Schweinegrippe und beim Ebola-Ausbruch 2014/15 in Westafrika. Die sogenannte passive Immunisierung der Erkrankten durch Antikörper Genesener konnte zwar nicht alle, aber doch viele Leben retten.
Kliniken suchen Plasmaspender
Derzeit bauen immer mehr Kliniken und Transfusionsdienste die Möglichkeiten zur Plasmaspende aus. Beispielsweise sucht das Transfusionszentrum am UKE in Hamburg Plasmaspender.
Für eine Plasmaspende muss der Spender gesund sein. Er darf weder einen Schnupfen noch eine andere Infektion haben - und vor allem kein aktives Coronavirus in sich tragen. Vor der Spende wird zur Sicherheit ein Test auf Sars-CoV-2 durchgeführt: Eine Blutuntersuchung zeigt, ob ausreichend Antikörper darin zirkulieren.
Plasmaspende: Unterschiede zur Vollblutspende
Anders als bei einer Vollblutspende wird das Plasma bei der sogenannten Plasmapherese aus dem Blut entfernt und in einem separaten Beutel gesammelt. Die festen Bestandteile des Blutes, also die Blutkörperchen, werden dem Spender in einer Kochsalzlösung wieder in die Vene zurückgegeben. Da der Körper das gespendete Blutplasma - anders als rote Blutkörperchen - innerhalb weniger Tage neu bildet, kann eine Plasmaspende viel häufiger erfolgen als eine Vollblutspende. Nach einer knappen Dreiviertelstunde an der Plasmapherese-Maschine sind 750 Milliliter Plasma gewonnen - genug für drei Dosen therapeutischen Plasmas.
Mögliche Nebenwirkungen der Coronavirus-Antikörper-Therapie
Wie viele Antikörper ein schwerkranker Covid-19-Erkrankter benötigt, wird noch erforscht. In seltenen Fällen kann das Immunsystem auf die Gabe fremder Antikörper reagieren. Theoretisch ist es möglich, dass es zu einem sogenannten Antikörper-Enhancement kommt: In diesem Fall neutralisieren die Antikörper das Coronavirus nicht, sondern erleichtern dessen Aufnahme in die Körperzellen und tragen so zu einer Verschlimmerung der Erkrankung bei.
Welchen Covid-19-Patienten könnte Antikörper-Therapie helfen?
Wegen der offenen Fragen wird Plasma mit Sars-CoV-2-Antikörpern zunächst nur schwerkranken Covid-19-Patienten verabreicht. Die Behandlung verschafft Betroffenen wertvolle Zeit, um eigene Immunität aufbauen zu können.
Eine weitere Anwendung für Sars-CoV-2-Antikörper wäre die Immunisierung von besonders gefährdeten Berufsgruppen im Gesundheitswesen oder Menschen mit Vorerkrankungen. Ihnen könnte die sogenannte passive Immunisierung mit Antikörpern theoretisch einige Monate Schutz vor einer Infektion bieten.