Asperger-Syndrom: Wenn Menschen nicht mitfühlen können
Sie gelten als Sonderlinge, werden häufig ausgegrenzt und verfügen meist über ausgewöhnliche Begabungen: Menschen mit dem sogenannten Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus.
Autismus wurde einer breiten Öffentlichkeit 1988 durch den erfolgreichen Hollywod-Film "Rain Man" mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle bekannt. Manche Autisten haben außergewöhnliche Begabungen, sind hochintelligent, prägen sich in kürzester Zeit einen ganzen Stadtplan ein oder lernen komplette Telefonbücher auswendig. Im Sozialverhalten tun sie sich hingegen schwer. Doch nicht immer ist die Entwicklungsstörung deutlich ausgeprägt. Es gibt auch eine schwächere Form von Autismus - das sogenannte Asperger-Syndrom. Etwa zwei von 1.000 Menschen haben diese Form des Autismus', aber bei vielen bleibt die Störung unentdeckt. Die Betroffenen gelten als Sonderlinge, als irgendwie komisch und werden im Beruf und im Privatleben ausgegrenzt.
Entwicklungsstörung des Gehirns
Menschen mit Autismus leiden unter einer angeborenen Entwicklungsstörung des Gehirns. Bestimmte Nervenzellen arbeiten nicht richtig. Dadurch sind das Sozialverhalten und die Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigt. Einen bestimmten Humor und Ironie verstehen Autisten nicht gut. Besonders die Empathie, das Mitfühlen, funktioniert bei ihnen nicht. "Wenn jemand lacht oder weint, dann steckt das an. Das läuft über die sogenannten Spiegelneuronen, die nachvollziehen, was beim Gegenüber passiert. Und diese Spiegelneuronen sind bei Menschen mit Autismusspektrumstörungen weniger aktiv", erklärt Dr. Hanns Rüdiger Röttgers, Sozialmediziner an der Fachhochschule Münster:
Je früher die Störung erkannt wird, desto besser ist sie behandelbar. Denn das Gehirn ist plastisch. Das heißt, es ist formbar und zwar durch Lernen. Auch Erwachsenen mit Asperger-Syndrom ist es deswegen möglich, den Umgang mit anderen Menschen mithilfe verhaltenstherapeutischer Gruppen- oder Einzel-Sitzungen zu lernen.
Menschen mit hoher Zuverlässigkeit und Präzision
Menschen mit Asperger-Syndrom haben oft geistige Fähigkeiten, die andere Menschen nicht haben. Sie können sich gut ausdrücken, sich hervorragend konzentrieren, haben große visuelle und analytische Fähigkeiten. "Es gibt in Dänemark und in der Schweiz Unternehmen, die nur mit Menschen mit einem Asperger-Syndrom arbeiten. Die Unternehmen wissen, dass es Mitarbeiter sind, die eine ganz hohe Zuverlässigkeit und Präzision haben und bestimmte Dinge besser können als Durchschnittsbürger. In Deutschland werden diese Hochbegabten allenfalls in Behindertenwerkstätten vermittelt", so Sozialmediziner Röttgers.