Corona-Blog: Länder uneins über Feier-Grenzen
Meldungen zur Corona-Krise aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg im Blog vom Sonntag, den 23. August. Am Montag berichtet NDR.de weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
- Bundesländer uneins über Obergrenzen bei Privatfeiern
- Corona beschleunigt Ladensterben in Hamburg
- Corona-Infektion eines Schülers: Homeschooling für drei Klassen in Franzburg
- Viele Anzeigen in Mecklenburg-Vorpommern gegen Tagestouristen
- 41 Corona-Neuinfektionen in Niedersachsen gemeldet, zwölf in Schleswig-Holstein, acht in Hamburg, zwei in Mecklenburg-Vorpommern
Überblick: Tabellen, Karten und Grafiken zu Corona im Norden
Hintergrund: So kommen unterschiedliche Fallzahlen zustande
NDR.de wünscht eine gute Nacht!
Wir beenden unsere Corona-Berichterstattung für heute und bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit. Wenn Sie möchten, schauen Sie doch morgen früh wieder vorbei. Schlafen Sie gut!
Gastwirt: "Im Moment sehen wir keine Perspektive"
In Niedersachsen darf in Restaurants derzeit mit maximal 50 Personen gefeiert werden. Gastronomie-Betriebe, deren Geschäft vor allem auf Hochzeiten und andere große Veranstaltungen ausgerichtet ist, leiden besonders unter dieser Corona-Auflage. Ein Besuch bei einem Landgasthof im Ammerland:
Erstes Konzert in Elbphilharmonie seit fünf Monaten
Fünf Monate nach der Corona-bedingten Schließung sind am Abend in der Hamburger Elbphilharmonie erstmals wieder Musiker aufgetreten. Im Rahmen des 60. Bühnenjubliäums der Beatles musizierten Jazz-Pianistin Julia Hülsmann, Vibraphonist Christopher Dell und Posaunist Nils Wogram im Großen Saal. Der Abend mit der Hommage "Come Together" galt als Testlauf für den Betrieb der Elbphilharmonie unter Corona-Bedingungen. Um die Hygienemaßnahmen umzusetzen, wurde lediglich 628 Menschen statt wie sonst 2.100 Gästen der Eintritt gewährt. Dabei blieb jede zweite Sitzreihe frei, zwischen den einzelnen Zuschauern waren zudem jeweils zwei Sitze gesperrt. Vom Einlass bis zu ihrem Sitzplatz mussten Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen und auf einen ausreichenden Abstand zu den anderen Anwesenden achten. Offiziell soll die neue Konzertsaison in dem Hamburger Wahrzeichen am 1. September mit einem Auftritt des NDR Elbphilharmonie Orchesters beginnen.
Kritik an Kramp-Karrenbauers Vorstoß zu ausgeweiteter Maskenpflicht
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer erntet für ihren Vorstoß zu einer bundesweiten Maskenpflicht am Arbeitsplatz Kritik. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel bezeichnete den Vorschlag als blinden Aktionismus. Es könne nicht sein, dass Arbeitgeber wegen einer billigen Maskenlösung keine ausreichenden Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssten, so die Gewerkschafterin. Es brauche sachgerechte Schritte zum Schutz vor Corona-Infektionen. Piel verwies auf geltende Arbeitsschutzregeln. Zunächst müssten organisatorische und technische Vorgaben umgesetzt werden. Erst danach sollte über persönliche Schutzmaßnahmen gesprochen werden. Kramp-Karrenbauer hatte im Interview mit der "Welt am Sonntag" erwogen, mit einer Maskenpflicht in Unternehmen bei weiter steigenden Fallzahlen Schließungen ganzer Branchen möglicherweise zu verhindern.
MV: Geringes Interesse an Sonderhilfe für Ausbildungsbetriebe
Mit einer Sonderhilfe wollte der Bund sicherstellen, dass Betriebe auch in Corona-Zeiten weiterhin Nachwuchs ausbilden. Das Angebot stößt in Mecklenburg-Vorpommern bislang auf geringes Interesse. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind dort bislang nur vereinzelt Anträge gestellt worden. Zudem habe es etwa 200 Anfragen von Unternehmen zur Ausbildungsprämie gegeben. Kleine und mittelgroße Betriebe können pro erhaltenem Ausbildungsplatz einmalig 2.000 Euro bekommen. Firmen, die die Zahl ihrer Plätze aufstocken, erhalten 3.000 Euro für jeden zusätzlichen Ausbildungsplatz.
Zwei neue Corona-Fälle im Nordosten
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit gestern zwei weitere laborbestätigte Neuinfektionen. Die Gesamtzahl liegt nun bei 994, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte. Die Zahl der im Nordosten bislang im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorbenen Menschen blieb bei 20 - diese Zahl hat sich seit mehr als drei Monaten nicht verändert. 915 der Infizierten gelten - ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer - als genesen. Das sind den Angaben zufolge zwei mehr als noch am Vortag. 132 Menschen mussten oder müssen landesweit in Krankenhäusern behandelt werden.
Polizei löst Party in Garbsen auf
In Garbsen (Region Hannover) hat die Polizei in der Nacht zum Sonntag eine Geburtstagsparty aufgelöst. 40 bis 50 Gäste hatten in einem Lokal gefeiert. Die aktuelle Corona-Verordnung lasse dies nicht zu, teilte die Polizei am Sonntag mit. Außerdem hätten sich die Gäste nicht an die Abstandsregeln gehalten. Die Beamten beendeten die Feier, der 29 Jahre alte Veranstalter und der 60-jährige Gastwirt wurden angezeigt. Kurz darauf brannten ein Müllcontainer und ein Mülleimer in der Nähe. Die Polizei nahm einen 32 Jahre alten Mann fest, der zuvor Gast auf der Feier gewesen war. Er hatte 1,93 Promille Alkohol im Blut und muss sich nun wegen Sachbeschädigung verantworten.
Niedersachsen: Feier-Regeln sollen streng bleiben
Bei Bund-Länder-Gesprächen am Donnerstag soll es unter anderem um eine mögliche einheitliche Obergrenze für Familienfeiern und private Partys gehen. Während sich in Berlin inzwischen bis zu 500 Menschen treffen dürfen, ist in Niedersachsen gerade mal ein Zehntel an Teilnehmern erlaubt. Eine deutschlandweit einheitliche Regelung sei grundsätzlich wünschenswert, hieß es von Niedersachsens Landesregierung - allerdings unter einer Bedingung: Die in Niedersachsen geltenden Regeln dürften nicht aufgeweicht werden.
"Man kann nicht so schnell gucken wie Läden schließen"
Corona hat viele Hamburger Einzelhandelsgeschäfte hart getroffen. Vielen der rund 20.000 Betriebe ging es schon vor der Pandemie schlecht - Online-Handel, Überangebot und veraltete Konzepte waren die Probleme. Die Corona-Krise wirkte dann für viele Geschäfte wie ein Brandbeschleuniger. "Es ist eine noch nie da gewesene Situation, die so katastrophal ist, wie sich das nie jemand hat vorstellen können", sagt Bettina Hees von der Hamburger Handelskammer. Man könne gar nicht so schnell gucken wie Läden schlössen.
Franzburg: Schüler mit Corona infiziert
Ein Schüler der Regionalen Schule in Franzburg (Landkreis Vorpommern-Rügen) ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seine Familie, 40 Mitschüler und 13 Lehrer wurden in Quarantäne geschickt. Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7-9 findet der Unterricht vorerst von zu Hause aus statt, wie die Schule mitteilte. Alle anderen Klassen könnten weiter in die Schule kommen. Wie sich der Junge ansteckte, ist bisher nicht bekannt.
Bundesregierung will Risiko-Reisende digital registrieren
Das Bundesinnenministerium hat Pläne bestätigt, Reiserückkehrer aus Risikogebieten künftig digital zu erfassen. Man sei mit einem IT-Unternehmen im Gespräch. Das Magazin "Business Insider" hatte berichtet, dass Ministerium habe dafür das Unternehmen Accenture beauftragt. In anderen EU-Staaten ist es bereits möglich, sich bei der Rückkehr von einer Auslandreise elektronisch erfassen zu lassen. In Deutschland passiert dies bisher handschriftlich. Auf sogenannten "Aussteigekarten" verzeichnen Reiserückkehrer aus Risikogebieten im Flugzeug oder Bus Angaben zu ihrer Person, zu Reiseorten und ihrem Gesundheitszustand. In Bayern hatte die schriftliche Erfassung für Chaos gesorgt: Mehr als 40.000 Rückkehrer waren tagelang nicht über ihr Ergebnis informiert worden.
Hamburg: Acht Neuinfektionen registriert
Die Zahl der registrierten Corona-Fälle in Hamburg ist um acht gestiegen. Damit wurden seit Beginn der Pandemie insgesamt 6.053 Menschen in Hamburg positiv auf das Virus getestet, wie der Senat mitteilte. Rund 5.300 davon können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts als genesen angesehen werden.
Private Feiern: Bundesländer uneins über Obergrenzen
Die Bundesländer sind weiter uneins bei Teilnehmergrenzen für Privatfeiern. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben. Demnach befürworten etwa Hamburg, Bremen und Niedersachsen grundsätzlich eine einheitliche Obergrenze. Länder wie Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern lehnen diese ab. Nach Ansicht der Bundesregierung tragen vor allem private Feiern sowie Rückkehrer aus Risikogebieten zu den steigenden Infektionszahlen in Deutschland bei. Für Feiern im privaten Raum gilt in Hamburg etwa eine Obergrenze von 25 Personen. Bei Feiern in angemieteten Räumen, bei denen Alkohol ausgeschenkt wird, dürfen maximal 50 Menschen zusammenkommen. In Berlin sind momentan Innenveranstaltungen mit bis zu 500 Menschen erlaubt. Über das Thema soll bei den kommenden Bund-Länder-Gesprächen am Donnerstag im Kanzleramt gesprochen werden.
41 neue Corona-Infektionen in Niedersachsen
In Niedersachsen sind 41 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Damit stieg die Zahl der seit Beginn der Pandemie in dem Bundesland registrierten Infektionen auf 16.079. Die meisten neuen Infektionen wurden im Landkreis Cloppenburg gemeldet - dort kamen 14 Fälle hinzu.
Handys im Gefängnis: Hamburgs CDU will sofortige Abgabe
Handytelefonate aus einer Gefängniszelle heraus sind normalerweise verboten. In Hamburg aber sind sie seit Ende April kein Problem - wegen der Corona-Pandemie. Da Besuche erheblich eingeschränkt wurden, haben die Gefangenen Mobiltelefone mit aufladbaren Guthaben bekommen, damit sie Kontakt zu ihren Familien halten können. Nachdem nun die Besuchsbeschränkungen wieder weitgehend aufgehoben sind, will die Justizbehörde die Geräte bis Ende September wieder einsammeln lassen. Die CDU meint, das sei überfällig. Generell seien die Handys ein hohes Sicherheitsrisiko und müssten den Gefangenen unverzüglich weggenommen werden.
Zwölf Neuinfektionen in Schleswig-Holstein gemeldet
In Schleswig-Holstein sind zwölf weitere Infektionen mit Sars-CoV-2 amtlich registriert worden. Damit stieg die Zahl der in dem Bundesland seit Beginn der Pandemie gemeldeten Fälle auf 3.902. 160 Menschen starben.
Viele Anzeigen in Mecklenburg-Vorpommern gegen Tagestouristen
Im Verlauf der Corona-Pandemie sind in Mecklenburg-Vorpommern wegen des Einreiseverbots für Tagestouristen zahlreiche Anzeigen aufgenommen worden. Allein in Rostock wurden nach Angaben der Stadt 110 Verfahren eingeleitet. Dabei sei jeweils ein Bußgeld von 150 Euro verhängt worden. Im Landkreis Nordwestmecklenburg wurden bereits knapp 400 Tagestouristen zur Rückreise aufgefordert, wie der Landkreis mitteilte. Anzeigen seien aber nur in einer Minderheit der Fälle aufgenommen worden, da sich die Betroffenen meist einsichtig gezeigt hätten. Auch in anderen Regionen in MV gab es bereits zahlreiche Verstöße gegen die Einreise-Regeln. Tagestourismus ist in Mecklenburg-Vorpommern wegen Corona untersagt - es sei denn, die Gäste reisen als Gruppe mit dem Bus an.
Corona-Effekt auf Hamburgs Einzelhandel wird sichtbarer
Die Pandemie wirkt wie ein Brandbeschleuniger: Schon vorher hatte der stationäre Einzelhandel in Hamburg gegen die Online-Konkurrenz schwer zu kämpfen, jetzt wird er umso härter getroffen: Geschäfte müssen aufgeben, Läden stehen leer.
Weitere Corona-Beiträge aus den Regionalmagazinen
Das NDR Fernsehen hat gestern in weiteren Beiträgen über die Folgen der Corona-Krise berichtet. Hier die Videos:
Der NDR.de Live-Ticker am Sonntag
Guten Morgen! Auch heute informiert Sie die Redaktion von NDR.de im Live-Ticker wieder über die Folgen der Coronavirus-Pandemie in und für Norddeutschland.
Am Sonnabend wurden in Norddeutschland 145 neue Corona-Fälle registriert: Niedersachsen meldete 97 Infektionen, Hamburg 27, Schleswig-Holstein 18 und Mecklenburg-Vorpommern 3. Aus Bremen liegt bislang keine aktuelle Zahl vor.
- Coronavirus-Blog: Die Lage am Sonnabend, 22. August
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