Nichts geht mehr - Warnstreik legt NOK lahm

Stand: 11.03.2025 18:51 Uhr

Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes hat ver.di auch die Mitarbeitenden in den Schleusenkammern in Brunsbüttel und Kiel zum Warnstreik aufgerufen. Kritik kommt von der Initiative Kiel-Canal.

von Hannah Böhme

Mehrere Dutzend Schiffe sind normalerweise jeden Tag auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOK) unterwegs. Im Moment bewegt sich dagegen nichts auf einer der meist befahrenen künstlichen Wasserstraßen der Welt. Die Gewerkschaft ver.di hat im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen am Dienstag auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes zum Warnstreik aufgerufen. Das betrifft auch diejenigen, die an den NOK-Schleusen in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) und Kiel arbeiten.

Bund soll Auswirkungen zu spüren bekommen

"Es ist ein wirkliches Pfund, wenn die Kolleginnen und Kollegen hier mitmachen, damit wir Druck auf den Kessel bringen können", freut sich Sabine Kaiser, Landesfachbereichsleiterin von ver.di Nord am Dienstagmorgen bei einer Kundgebung an der Schleuse in Brunsbüttel. Bis Donnerstagabend sollen die Beschäftigten am NOK ihre Arbeit niederlegen. Damit solle auch der Bund die Auswirkungen zu spüren bekommen, heißt es von der Gewerkschaft.

Dem Bund entgehen durch den Stillstand für mehrere Tage die Kanalgebühren, die Schiffe normalerweise für die Durchfahrt zahlen müssen. Eine Aussage über den genauen Einnahmeverlust zu treffen, ist nach Angaben eines Sprechers des Bundesministeriums für Verkehr und Digitales allerdings schwierig. Der Verlust hänge davon ab, wie viele Schiffe auf Grund des Streiks einen Umweg in Kauf nehmen oder das Streikende abwarten und dann doch den NOK passieren. Die Gewerkschaft ver.di geht von einer "nicht unerheblichen" Summe aus.

Kritik von der Initiative Kiel-Canal

Ein Mann gibt ein Interview. Es ist Jens Broder Knudsen von der Initiative KielKanal © NDR Foto: NDR Screenshot
Jens Knudsen von der Initiative Kiel-Canal kritisiert den Warnstreik.

Statt durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren die Schiffe deshalb aktuell Umwege, beispielsweise über Skagen im Norden Dänemarks. Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes ist es eine bis zu 680 Kilometer längere Strecke. Jens Knudsen, Vorsitzender der Initiative Kiel-Canal, kritisiert den Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft. Der Kanal stehe sowieso schon unter Druck, er habe personelle und infrastrukturelle Probleme. "Somit ist jede negative Beeinflussung des Kanals ein Thema zur Senkung der Attraktivität des Kanals", so Knudsen.

Längere Wege bedeuten auch mehr CO2-Ausstoß

Zudem bedeuteten die längeren Wege über Skagen auch einen deutlich höheren CO2-Ausstoß der Schiffe. "Die Gewerkschaft nimmt billigend eine völlig unnötige Umweltverschmutzung in Kauf", meint Knudsen. Die Fahrt über Skagen dauert laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt etwa einen Tag länger und verbraucht pro Schiff im Schnitt 10.000 Liter Schiffsdiesel mehr. Knudsen schätzt, dass die Reedereien durch den Warnstreik pro Schiff mehrere Tausend Euro Verlust machen.

Lotsenschaft blickt gelassen auf den Warnstreik

Lotsen sind in Deutschland Freiberufler und werden in der Regel pro Schiff bezahlt, das sie von A nach B lotsen. Ohne Schiffe verdienen sie also auch kein Geld. Trotzdem blickt Erik Dalege von der Bundeslotsenkammer gelassen auf den Warnstreik. "Im Großen und Ganzen können wir damit zunächst mal leben", so Dalege im Interview mit NDR Schleswig-Holstein. "Bei einem anderen Mal wird in Rotterdam gestreikt und dann kommen die Schiffe nach Hamburg und dann haben wir davon vielleicht das bessere Ende."

Ver.di bemängelt weiter fehlendes Angebot - Arbeitgeberverband hält dagegen

"Es ist notwendig, dass wir jetzt streiken, damit was passiert", sagt Sabine Kaiser von ver.di Nord. "Es ist eine Unverschämtheit, dass jetzt in der dritten Verhandlungsrunde nicht mal ein Angebot vorliegt von der Arbeitgeberseite". Der Kommunale Arbeitgeberverband Schleswig-Holstein hält dagegen und erklärt, dass die Gewerkschaft zu Beginn der Verhandlungen kein Angebot hätte haben wollen. Am Freitag wollen sich beide Seiten zur nächsten Verhandlungsrunde treffen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.03.2025 | 17:00 Uhr

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