Grundwasserspiegel steigt: Feuchte Keller werden in SH zum Problem
Ein hoher Grundwasserspiegel trifft aktuell vor allem den Süden Schleswig-Holsteins. Feuchtigkeit im Keller führt insbesondere bei älteren Gebäuden zu Problemen. Abdichtungsfirmen haben deswegen gut zu tun.
Verzogene Holzschränke, klamme Kartons und feuchte Wände - das Haus der Familie Tegen aus Ahrensburg (Kreis Stormarn) ist von den steigenden Grundwasserspiegeln betroffen. Das Gebäude stammt aus den 1960ern - zunehmende Regenfälle führten zu immer mehr Feuchtigkeit im Keller. Je näher man in Richtung Boden kommt, umso nasser die Wände, erklärt der Hausbesitzer. Um weitere Feuchtschäden zu vermeiden, hat die Familie bereits mit den Abdichtungsarbeiten begonnen: Dort, wo eigentlich Weihnachtsdeko oder Reisekoffer lagern, befindet sich nun seit etwa zwei Wochen eine Baustelle. Zwei weitere Wochen wird es noch dauern, bis der Keller dicht ist.
Grundwasserstände in Schleswig-Holstein hoch bis sehr hoch

In den letzten Monaten haben sich die Grundwasserstände im Land verändert, so das Grundwasserdezernat. Besonders betroffen ist Südholstein. In den Jahren 2021 bis 2023 waren die Grundwasserstände in Schleswig-Holstein auf einem eher niedrigen Niveau, führt das Landesamt für Umwelt aus. Die im letzten Jahr überdurchschnittlich hohen Niederschläge hätten zum Wiederanstieg auf ein normales bis hohes Niveau geführt. Besonders betroffen sind dabei die Regionen der Kreise Pinneberg, Stormarn und Lauenburg. Es gebe zwar keine historisch extremen Grundwasserstände, aber viele Messstellen zeigten hohe bis sehr hohe Stände an.
Hohe Nachfrage nach Kellerabdichtungen

Nach Recherchen von NDR Schleswig-Holstein geben Firmen, die Keller abdichten, landesweit an, dass die Nachfrage stark steigt. Viele Hausbesitzer reagieren demnach auf feuchte und nasse Böden. Mehrere Firmen berichten, dass sie täglich neue Anfragen bekommen, auch im Norden des Landes sei die Nachfrage gestiegen, in Südholstein jedoch enorm. Auch Jan Henrik Groß, Geschäftsführer der Abdichtungstechnik Groß GmbH, hat derzeit jede Menge Aufträge und Anfragen. Keller bleiben trocken, solange die Abdichtung funktioniert, sagt er. Die Schwachstelle in den meisten Gebäuden sei aber der Wand-Solen-Anschluss - der Teil, wo die Außenmauer auf die Bodenplatte trifft.
Feuchte Keller setzen Bausubstanz zu

Durch anhaltenden Regen steigt der Grundwasserspiegel. Mit jedem Zentimeter wächst der Druck auf die Bausubstanz. Unangenehme Gerüche, Schimmelbildung bis hin zu schweren Schäden sind die Folge. Schon kleinste Risse und undichte Fugen lassen Wasser eindringen, wie Henrik Groß ausführt. Gutachter Stefan Knabe erklärt es so: "Je höher die Wassersäule, desto wahrscheinlicher dringt Wasser ein." Besonders ältere Häuser sind betroffen, weil ihre Bausubstanz mit der Zeit an Wirksamkeit verliert. Auch wurde bis zu den 1970er Jahren nicht mit einer durchgängigen Bodenplatte gebaut - heute sei das Standard, erklärt Jan Henrik Groß. Damit seien die alten Häuser anfälliger.
Keller als Wohnraum: Feuchtigkeit und Schimmel gefährden Wohnqualität
Früher dienten Keller eher als Lagerräume für Kartoffeln, Kohle oder Wein. Heute werden sie sehr oft als Wohnraum genutzt. Gerade in Südholstein sei das seiner Erfahrung nach so, sagt Groß. Viele ziehen in die Metropolregion und nutzen die Keller beispielsweise als Kinder- und Jugendzimmer, weil in den oberen Etagen für Familien der Platz fehlt. Ältere Hausbesitzer betonen oft beim Verkauf, dass der Keller nicht feucht sei. Aber sie hätten ihn auch nie genutzt wie neue Eigentümer, fügt Gutachter Stefan Knabe hinzu. Die Umstellung auf Wohnraum verstärke das Problem, denn jegliche Feuchtigkeit werde zum Problem.
Kellerabdichtung: Die Versicherung greift oft nicht
Die Kellerabdichtung von außen und innen ist möglich, aber kostspielig. Viele Hausbesitzer hoffen auf ihre Versicherung, doch die Gebäudeversicherung zahle bei Kellerdurchfeuchtung nicht, sagt Gutachter Knabe. Die Elementarversicherung könnte greifen, allerdings seien die Bedingungen dafür schwer zu erfüllen und die zu erbringenden Nachweise kaum möglich.
Auch Familie Tegen muss für ihre Kellerabdichtung selbst aufkommen. Es kostet einen fünfstelligen Betrag, damit der Keller nach vier Wochen Bauzeit wieder trocken wird.
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